Deicide - To Hell With God

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VÖ: 18.02.2011
Bandinfo: Deicide
Genre: Death Metal
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Eines muss gleich einmal vorweg gesagt werden: mit ihren ersten drei Alben und dem alles vernichtenden 2006er Werk „The Stench Of Redemption“ haben die Florida-Satanisten DEICIDE unzweifelhaft (Tod)Metallhistorie geschrieben. Bis auf das wirklich austauschbare „In Torment In Hell“ Album haben auch alle anderen Werke der Sickos ihren berechtigten Platz in der Death Metal Champions League. Dass „Till Death Do Us Part“ vergleichsweise durchschnittlich ausgefallen ist, schiebt Brüllwürfel Glen Benton hauptsächlich auf die Probleme mit dem Ex-Label Earache Records. Dementsprechend heiß erwartet wurde der zehnte Studiorundling, den DEICIDE bandtypisch unmissverständlich „To Hell With God“ getauft haben.

Von einst vorzufindenden Instrumentalstücken oder Ausflügen in fünf- bis sechsminütige Songkaskaden ist bei den Obersatanisten im 25. Jahr des Bestehens nichts zu finden. Der eröffnende Titeltrack versammelt sämtliche Erfolgsrezepte der „neueren“ DEICIDE Ära (seit dem Abgang der Hoffman-Brüder 2004): unmenschliches Blastbeat-Gewitter von Drumgod und Songwriter Steve Asheim gepaart mit Glen Bentons diabolischem Höllengegrunze und der grandiosen Gitarrenarbeit von Jack Owen und Ralph Santolla, mit dem man nach dem insgesamt vierten Einstieg innerhalb von fünf Jahren eine Art „On/Off Beziehung“ zu führen scheint. Dem geneigten DEICIDE-Lunatic ist bekannt, dass seine Gottestöter im Hochgeschwindigkeitsrausch am besten sind – insofern kann er mit „To Hell With God“ auch durchaus zufrieden sein.

Zwischen dem kesseltreibenden „Save Your“, der akustischen Vernichtungsmaschine „Witness Of Death“ und dem herrlich traditionell gehaltenen „Into The Darkness You Go“ (Tipp für die Old-School Fraktion) riskiert man bei aufgedrehter Anlage mehr als einmal ein zerfetztes Trommelfell. Aber DEICIDE wären eben nicht DEICIDE, wenn sie das Florida-Staatsmotto „In God We Trust“ nicht auch mit leicht abgebremsten Songs zerschmettern würden. „Conviction“ etwa bittet mit nackenabschraubendem Thrash-Riffing in den Pit, „Angels Of Hell“ ist ein knackiger Mid-Tempo Zerberster und das bereits via Stream vorgestellte „Hang In Agony Until You’re Dead“ ist auf mehrmaligen Tempovariationen aufgebaut. Durchgehendes „auf-die-Fresse-hauen“ gibt es nur mehr leicht gedämpft, die guten Herren sind aber auch nicht mehr die Allerjüngsten.

Den erhofften Urknall nach der knapp dreijährigen Wartezeit liefern Kalamitäten-Glen und seine kultigen Spießgesellen mit „To Hell With God“ leider nicht ab, dafür sind die zehn Gottes-Hasstiraden nicht wirklich aggressiv und authentisch genug geraten. Ein Jahrhundertalbum wie „Deicide“ oder „Legion“ wird von den Ostküstenstaatlern sowieso nicht mehr erwartet, das qualitativ nahe stehende „Scars Of The Crucifix“ kann durch die abermals grandiose Owen/Santolla Gitarrenarbeit aber übertroffen werden. DEICIDE gibt es im neuen Jahrhundert halt nur mehr in epischerer und gediegenerer Verpackung – Benton und Co. treiben, mit verkehrten Kreuzen und Necronomicon bewaffnet, aber noch immer rund 90% des (oftmals allzu „corigen“) Death Metal Nachwuchses diabolisch grinsend in den tödlichen Höllenschlund.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (10.02.2011)

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