Selling The Drama - Beyond Examination

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VÖ: 04.02.2011
Bandinfo: Selling The Drama
Genre: Metal
Label: Noisehead Records
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Lineup  |  Trackliste

Selten, sehr selten passiert es, dass der Verfasser dieser Zeilen so richtig kalt erwischt wird. Dieses Mal waren es die mir bis dato gänzlich unbekannten Wiener Neustädter HEAVY Kolosse von SELLING THE DRAMA, die mit ihrem NOISEHEAD RECORDS Einstand „Beyond Examination“ das – grob umschrieben! – Subgenre Sludge Metal in Österreich salonfähig machen.

Dabei ist die Rezeptur dieses Quartetts so einfach wie genial. Zu Anfang ein paar kurze, aber effektive Rückkopplungs- und Fieporgien, bevor der Opener „Glorified“ fast schon kongenial zwei Welten miteinander zu vereinen versucht – den SLUDGE und den längst in Vergessenheit geratenen GRUNGE. Das liegt zum Einem an der wirklich herausragenden und variablen Stimme von Erwin Pfeiffer und natürlich zum Anderen an der Gitarrenarbeit vom zweiten SELLING THE DRAMA Gründungsmitglied Phil Watkins.

Bemerkenswert ist diese Band auch deswegen, weil es die Vier verstehen ihre unbändige Härte in verdammte Ohrwürmer zu zwängen, beste Beispiele sind hier sicher die „Brute Forcé“, die nebst diversen Tempovariationen auch ziemlich frech mit unterschiedlichsten Gesangsstilen kokettiert und dabei immer eingängig hoch zehn bleibt, bzw. das völlig relaxte „Eyes of Truth“, welches nicht nur einmal ob seiner Coolness und den messerscharfen Riffs zu überzeugen weiß. Über all dem thront aber unangefochten „Tooth of Time“, die Ballade wenn wir so wollen, klingt dann im Endeffekt wie wenn der Herr EVERLAST sich mit Kirk Windstein und Glenn Danzig am Lagerfeuer treffen würde und die Drei einfach völlig losgelöst an der Akustikgitarre herum klimpern würden, ganz, ganz großes Kino liebe Leute und ein Riesenkompliment an Erwin Pfeiffer, der nicht nur einmal in die Fußstapfen von EVERLAST latscht!

Der einzige kleine Wehrmutstropfen dieser dreiviertel Stunde absolut gutklassiger Musik, SELLING THE DRAMA schaffen es (noch) nicht die Stimmung über zehn Songs lang komplett aufrecht zu halten. Gerade hinten raus schleicht sich so manch eine Länge in die Kompositionen ein, da helfen dann nicht mal mehr der leichte Blastbeat in „Mother“ bzw. der PANTERA Gedächtnisbeginn des abschließenden „Severance“.

Trotzdem: Etwas brachial-cooleres wird wohl aus österreichischer Produktion so schnell nicht wieder auf den Markt flattern, SELLING THE DRAMA verkaufen entgegen ihrem Bandnamen keine Dramen, sondern ein beinhartes, aber dennoch relaxtes, ein wahrlich würdigungswertes Stück Musik, wer CROWBAR oder alte DANZIG abgöttisch liebt und sich das Ganze mit einer Prise Grunge gewürzt vorstellen kann, der wird auch mit SELLING THE DRAMA die ein oder andere vergnügliche Stunde verbringen…da verwette ich meinen nun auch schon faltigen Arsch drauf!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Reini (10.02.2011)

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