Benighted - Asylum Cave

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VÖ: 25.03.2011
Bandinfo: BENIGHTED
Genre: Grind Core
Label: Season of Mist
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits  |  Trivia

Starker Tobak. Die französischen Erstliga-Deathgrinder BENIGHTED haben fast vier ganze Jahre ins Land ziehen lassen, bis sie den längst fälligen Nachfolger des Brachialwerks „Icon“ aus dem Boden gestampft haben. Liegt vielleicht auch an diversen Labelquerelen, denn für Osmose hat man schlussendlich nur ein Album eingezockt. Seit Ende letzten Jahres sind BENIGHTED jedenfalls bei Season Of Mist unter Vertrag, die Songs auf dem sechsten Langeisen namens „Asylum Cave“ hat das innovative Quintett großteils schon zuvor in den deutschen Kohlekeller Studios eingeprügelt.

Aber was hat das alles mit dem Eingangssatz zu tun? Richtig, nicht viel. Den starken Tobak servieren uns die Franzosen nämlich nicht durch obige Zahlenspielereien, sondern mit dem Inhalt des stets an der Grenze zum Abscheulichen wandelnden Materials. „Asylum Cave“ behandelt die fiktive Geschichte eines schizophrenen und völlig desillusionierten Mannes, dessen abartig-obskure Obsessionen ihn geradewegs in eine unechte Welt seines Kellers führen. Kommt irgendwie bekannt vor? Yes – Obersicko und Amstetten-Jahrhundertgewaltverbrecher Josef Fritzl dient dem fiktionalen Charakter als Vorbild und bekommt von BENIGHTED netterweise sogar einen eigenen Song samt Titel geschenkt. Dabei verkommt schon das Intro zum eröffnenden Titeltrack samt Wecker- und Frühstücksradiogeräuschen zur puren Ironie, die Blastbeat-unterstützte Brachialhölle bricht aber nach wenigen Sekunden ein und lässt auch nie mehr locker.

Auffallend bei BENIGHTEDs neuestem Streich ist die nochmals gesteigerte Radikalität und Kompromisslosigkeit. Haben „Icon“ und – das wohl beste BENIGHTED-Werk – „Identisick“ zu großen Teilen auf klare Soundstrukturen und einer verstärkten Death-Edge geschielt, wirken die Jungs auf „Asylum Cave“ wesentlich angepisster. Meistens agieren sie dabei im Hochgeschwindigkeitsbereich. Während die Jungs in früheren Zeiten eindeutig von DEICIDE oder SUFFOCATION beeinflusst waren, sind BENIGHTEDs neueste Stücke noch derber und offenherziger, womit sie zeitweise stark nach MISERY INDEX („A Queit Day“, „Lethal Merycism“) und LENG TCH’E klingen („Prey“, „Shadows Descend“). Zu den starken Grind-Eruptionen passt auch das oftmals nervende „Breee“-Geshoute. Wenn dann auch noch crustige Punk-Anleihen („Swallow“) und (verdammt mutig!!) Breakcore („The Cold Remains“) reingeschnippselt wird, dann weiß man endgültig, dass sich BENIGHTED ihrer Sache verdammt sicher sind.

„Asylum Cave“ ist eine weitere wohltuende Abwechslung zu den Heerscharen von semilustigen Spaß-Grindkapellen und ist mitunter das variabelste und wohl auch reifste Werk in BENIGHTEDs reichhaltiger Diskographie. Ein weiteres grandioses Death/Grind Album, das ich bereits jetzt Ende März in die Liste meiner Genre-Jahresfaves stellen kann. Auch wenn die gewünschte Dosis Brutalität nicht sofort in den Kopf schießt, bitte trotzdem keine Sorgen machen. Das gute Ding braucht nur zwei oder drei Durchläufe mehr, dann ist es qualitativ auch schon fast (!!) auf der Stufe mit den beiden hervorragenden Vorgängern.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (22.03.2011)

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