Hackneyed - Carnival Cadavre

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VÖ: 19.08.2011
Bandinfo: Hackneyed
Genre: Death Metal
Label: Lifeforce Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Der Karneval hat diesen Sommer Death Metal Hochkonjunktur. Die polnischen Prog-Deather DECAPITATED haben ihr vertracktes Comebackalbum „Carnival Is Forever“ betitelt und das süddeutsche Spätpubertierenden-Geschwader HACKNEYED lässt den „Carnival Cadavre“ auf die Menschheit los. Bei den Nuclear Blast Senkrechtstartern hat sich einiges getan. Mittlerweile dürften nicht nur alle Bandmitglieder einen Führerschein besitzen, man hat sich im Big-Name-Roster von Nuclear Blast anscheinend auch nicht ganz durchsetzen können, sodass das hier besprochene Drittwerk über die deutsche Härtner-Schmiede Lifeforce Records veröffentlicht wird. Und da neue Besen bekanntlich allgemein gut kehren, ist seit letztem Jahr mit Tini Wuttke auch ein Mädel für den Viersaiter verantwortlich.

Musikalisch ist dieses so wegweisende dritte Album für die jungen Erwachsenen natürlich ein Richtungsweiser, eine Art akustische Wegbeschreibung für die künftige Ausrichtung. Und dass dieser grassierende Hype der letzten Jahre leider mehr am Alter, als an der Musik gelegen ist, wird spätestens auf dieser morbiden Zirkusschlachtplatte klar. Natürlich sind HACKNEYED noch immer eine fett produzierte Walze voll amerikanischer Todesstahl-Anleihen, aber das knackige Songwriting und die hörbare Eigenständigkeit der beiden Vorgänger sind hier nur mehr marginal zu erkunden. Diese Feststellung beginnt schon beim durchaus groovigen, aber eben stark nach Schema F gefertigten Anfangsbanger „Bugging For Mercy“, wo sich die Baden-Württemberger irgendwo zwischen KATAKLYSM, EX DEO und ILLDISPOSED durch den Äther hanteln und dabei viel zu schnell fad werden.

Wirklich gefährlich und teilweise auch richtig fetzig werden die Jungs plus Mädel, wenn man zu den voherrschenden Mid-Tempo Riffs mal etwas Tempo beimengt und sich auch mal aus dem sicheren Kokon der brutalen Langsamkeit raustraut („Infinite Family“, „Maculate Conception“, „Magic Malignancy“). Die absoluten Pluspunkte HACKNEYEDs sind der gelungene, oft sarkastische Humor in den Lyrics und das höllengrunztiefe Organ von Frontmann Phil Mazal, der schon am Beginn seiner 20er derber und brachialer klingt, als diverse alte Genrehasen, die gut und gerne seine Väter sein könnten. Die partiell eingestreuten Samples und seltene Ausflüge in eingängige Melodienwelten („Cure The Obscure“) müssen auch noch zu den Stärken der hörbar gereiften Schwaben gezählt werden.

Mit „Carnival Cadavre“ (wie kommt man eigentlich auf die Idee zu so einem Cover-Artwork?) haben sich HACKNEYED endgültig im oberen Mittelfeld der Todesblei-Liga eingenistet. Zu mehr reicht’s vorerst aber nicht, denn im Gegensatz zum schwungvollen und wesentlich frischer wirkenden „Burn After Reaping“, hat sich das Quintett nicht großartig weiterentwickelt. Potenzial ist ausreichend vorhanden, aber wenn der Altersbonus endgültig weg ist und man sich bis dorthin nicht irgendwie aus der Masse heraushebt, könnten HACKNEYED langfristig in die Durchschnittlichkeit abrutschen. Und das ist den sympathischen Jungs keinesfalls zu wünschen. Wer seinen Todesstahl schön schwarzhumorig und betont langsamer liebt, wird mit „Carnival Cadavre“ aber trotzdem glücklich.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (11.08.2011)

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