SIENA ROOT - Root Jam

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VÖ: 16.11.2011
Bandinfo: SIENA ROOT
Genre: Psychedelic Rock
Label: Record Heaven / Transubstans Records
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Lineup  |  Trackliste

Es beginnt unheilschwanger mit Bach'schen Orgelakkorden, und mündet in einen schwitzig-schwülstigen, bekifft-subversiven, groovig-hippieesken Farbenrausch. Wenn das Schwedische Retro-Kollektiv SIENA ROOT mit voller Live-Bemannung am Start ist, um ihr Rock-Sammelsurium darzubieten, dann darf getanzt werden, gebangt und gehüpft, geschüttelt und gerührt. Dann begeben wir uns auf eine ausgiebige Zeitreise durch Stoner- und Kraut-Rock, Psychedelic und Hippiekunst.

Auf ihrem allerersten Live-Tondokument in Doppel-CD-Ausführung wälzen KG West, Sam Riffer und 'Love' ein Best-Of-Programm aus, das sich über vier Platten erstreckt und man kann durch ein paar nette Gimmicks die Spannung konsequent am knistern halten. Das grandiose "Waitin' For The Sun" wird von Gastsängerin Sanya in voller Inbrunst intoniert, "Bhimpalasi" entgleitet in einen rauchgeschwängerten Jam mit Sitar und Hammondorgel, und bei "Into The Woods" wird in bester DEEP PURPLE-Manier schwer gerockt und bittersüß gegroovt.

Bei "Bhairavi Thrumri" wird's dann wieder orientalisch, die Sitar schwingt und das Percussion-Kollektiv (inklusive Urgestein Tängman) trommelt sich in einen kollektiven Rausch. Das eröffnende "The Rat" und "Dreams Of Tomorrow" erinnern sehr an den Blues früher CREAM oder LED ZEPPELIN, und die zehnminütige, mit floydesken Klängen durchsetzte DEEP PURPLE-Hommage "Long Way From Home" zeigt eine weitere Nuance im schier endlosen Rockspektrum von SIENA ROOT: Violinist Martin Stensson fiedelt sich mit der Hammondorgel wechselseitig ins Nirwana, der Beat treibt rastlos voran, man sieht die schweißüberströmten Leiber in der ersten Reihe in Ekstase zucken, dann ein gediegener Schlussteil in Slo-Motion-Blues. Einfach grandios!

Mit dem Sitar/Guitar-Jam "Rasayana" und dem unvergleichlichen "Reverberations" kicken uns SIENA ROOT nochmal final den Arsch, und anschließend wieder zurück ins Hier und Jetzt. Schön sind sie, solche Zeitreisen - wo nichts programmiert klingt, altbekannte Songs in endlos zerjammten Variationen zur Verfügung stehen und die Stimmung dreidimensional greifbar ist. Für mich zum Abschluss dieses intensiven Musik-Jahres die beste Liveplatte heuer - weil extrem erdig, authentisch, sympathisch und vom Feeling her so schnell nicht zu toppen. Hier sollten dann nicht nur die Alt-Hippies zugreifen...



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Mike Seidinger (05.12.2011)

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