Als sich ECLIPTICA 2007 entschlossen, dem Projektstatus zu entsagen und zu einer richtigen Band zu werden, wurden sie nicht zu Unrecht als eine der größten Hardrock- und Metal-Hoffnungen des Landes gehandelt und das Erstlingswerk "Impetus" konnte die Vorschusslorbeeren bestätigen und dank Vertriebsvertrag bei Frontiers Records auch international für Aufsehen sorgen. Nun melden sich ECLIPTICA in neuem Line-Up zurück und wollen mit "Journey Saturnine" dort anknüpfen, wo sie mit "Impetus" gehalten haben.
Und das gelingt auf den ersten Blick auch gar nicht schlecht: Die beiden Neuzugänge Van Alen (Gitarre) und Sandra Urbanek (Vocals) fügen sich hervorragend ins Gesamtgefüge ein, und gerade die sehr rockig-rauchigen Vocals von Sängerin Sandra passen gut zum Hardrock-affinen Sound von ECLIPTICA. Auch die Produktion des diesmal wieder in Eigenregie in den Wild One Studios in Wien aufgenommenen und von Mastering-Gott Mika Jussila in den Finnvox Studios gemasterten Albums geht in Ordnung, wenn auch die Gitarren vielleicht stellenweise ein wenig breiter sein könnten. Deutlich besser als auf dem Vorgängeralbum gefallen diesmal die Chöre, und auch der Schlagzeugsound. Aber - und das ist ja die eigentliche Gretchenfrage - wie schlagen sich die Songs?
Nun, dass Bandchef Markus Winkler sein Songwriting-Handwerk beherrscht, ist unbestritten, und auch den Songs auf "Journey Saturnine" hat er wieder seinen markanten Stempel aufgedrückt. So gehen dann Tracks wie die gelungene Single-Auskopplung "Love Misery" (inklusive SCORPIONS-Gedenkintro) oder das flotte "The Shadow" direkt ins Ohr, und setzen sich unbarmherzig dort fest. Interessant fallen auch gelegentliche Growl-Einlagen des zurückgekehrten Bassisten Alexander aus, wie sie etwa bei "Fire! Burn!" zum Einsatz kommen. Handwerklich passt hier wirklich alles, insbesondere Fronter Tom Tieber liefert wieder einige erstklassige Gustostückerl seines Könnens, und bestätigt, warum er zu den besten Rocksängern Österreichs zählt.
Leider kann das hohe Niveau einzelner Songs nicht über die ganze Länge des Albums in der Oberliga gehalten werden - zwar sind eigentlich keine Totalausfälle zu verzeichnen (auch wenn man mit "Journey Saturnine" wohl nicht die beste Wahl als Album-Opener getroffen hat, und auch das heftige "Attitude" nicht so recht zünden will, und auch die etatgemäße Rausschmeißer-Ballade "Without You" ist nur gute Stangenware), aber die wirklichen Highlights bleiben leider auch aus; im Prinzip bewegen sich die Songs auf jenem Niveau, das ECLIPTICA schon mit "Impetus" vorgelegt haben, und die typischen Übergänge, Strukturen und Trademarks ihres Songwritings finden sich auch in sämtlichen Tracks auf "Journey Saturnine" wieder. Man könnte also sagen, ECLPTICA treten ein bisschen auf dem Stand diesmal - wenngleich auch auf hohem Niveau, denn in Österreich sind sie sicher zu den Bands der ersten Liga zu zählen; und wer sie schon einmal live erlebt hat, wird das bestätigen. Um im internationalen Markt aber wirklich Fuß fassen zu können und mit den Top-Bands in Europa und dem Rest der Welt mithalten zu können, wird man in Punkto Songwriting wohl auch bei ECLIPTICA noch ein bisschen zulegen müssen.
Nichtsdestotrotz ist "Journey Saturnine" wieder ein absolut gelungenes Album geworden, das Fans von ECLIPTICA und von gutklassigem, melodischem Metal mit deutlicher Rock-Schlagseite gut unterhalten sollte. Schon jetzt wohl eines der besten österreichischen Releases im Melodic Metal-Sektor in diesem noch jungen Jahr.
Bewertung:
3.5 / 5.0
Autor:
manfred (15.01.2012)