LUNAR AURORA - Hoagascht

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VÖ: 02.03.2012
Bandinfo: Lunar Aurora
Genre: Black Metal
Label: Cold Dimensions
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Lineup  |  Trackliste

Dass man durchaus gut im heimischen Dialekt singen kann wissen wir Österreicher schon länger – der Hype um den Bad Ausseer Volksrock-Barden HUBERT VON GOISERN ist ein eindeutiges Beweismittel dafür. In diese Kerbe schlägt aber im Spätwinter dieses Jahres auch eine deutsche Black Metal Institution namens LUNAR AURORA, die ihr mittlerweile neuntes Studioalbum komplett im oberbayrischen Dialekt eingesungen haben. Sollte die Schönsprech-Fraktion jetzt bereits prophylaktische Panikattacken bekommen, ruhig Blut. Schlussendlich sprechen wir hier immer noch von Black Metal, und zwar solchen der überlegteren, durchdachteren Sorte und das Gekeife der beiden Masterminds Whyrhd und Aran ist von Natur aus nicht immer verständlich.

Idee jedenfalls gut, Umsetzung erwartet gut gelungen. Nach diversen Ereignissen und Problemen musste die stattliche Band-Fangemeinde ja fünf Jahre lang auf ihre süddeutschen Helden verzichten, mit „Hoagascht“ (ist ursprünglich der Garten vor einem Haus) gelingt dem Duo aber ein respektables Quasi-Comebackalbum, das sich nicht unbedingt vor den eigenen Werken oder den großen Brüdern im Geiste, NAGELFAR, verstecken muss. Auffallend ist, dass LUNAR AURORA nach der ewig langen Pause wesentlich ruhiger und zugleich düsterer zu Werke gehen. Am gedankenlosen Poltern waren die Bayern ohnehin nie interessiert, aber „Hoagascht“ fehlt im Gegensatz zum Vorgänger „Andacht“ doch etwas Raserei, eine Genrehymne wie „Findling“ wird man ebenfalls vergebens suchen.

Das tut aber nichts zur Sache, denn bei atmosphärischen Songs wie „Nachteule“ oder dem paralysierenden „Wedaleichtn“ packen LUNA AURORA alle Facetten ihrer Spielkunst aus, legen unaufgeregt Keyboard-Kaskaden über die schneidenden Riffs, setzen den meist ruhigen Gesang dazu und lassen die Mischung von einem Drumcomputer abrunden, der glücklicherweise sehr realistisch und nicht peinlich übertrieben programmiert wurde. Unzählige Samples von Gewittern, Pferdegalopp, Winden, Flüssen etc. verstärken die kühle, immens spannende Atmosphäre, für die die Deutschen schon immer bekannt waren und zurecht gelobt wurden. Die Sagenerzähler ummanteln uns mit traditionell oberbayrischen Geschichten und liefern neben der packenden Musik auch durchdachte Texte mit Köpfchen. Impressive Depressive!

„Hoagascht“ ist jedenfalls ein Freudenfest für alle Schwarzheimer, die ihren dunklen Eintopf weder mit DARKTHRONE-Punk, noch mit MAYHEM-Primitivität genießen wollen, sondern lieber mit eindringlichen Klängen der Marke ABIGOR, AUSTERE oder PAYSAGE D’HIVER kokettieren. Die lange Wartezeit hat sich jedenfalls ausgezahlt – LUNAR AURORA sind in alter Stärke zurück. „Hoagascht“ ist vielleicht nicht ihr bestes Werk, ist aber von der Idee über die Konzeptionierung bis zur Umsetzung rund geworden und gehört schon jetzt zu den BM-Highlights dieses noch jungen Jahres. Hoffen wir mal, dass bis zum nächsten Schlag nicht wieder fünf Jahre ins Land ziehen, denn die Live-Aktivitäten haben die Jungs endgültig auf Eis gelegt.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (01.03.2012)

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