LORD MANTIS - Pervertor

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VÖ: 09.03.2012
Bandinfo: LORD MANTIS
Genre: Sludge Metal
Label: Candlelight Records
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Lineup  |  Trackliste

Wenn man sich von der schwarzen Musikkunst berieseln lässt, hört der Horizont meistens im unteren Teil von Skandinavien auf. Dabei haben vor allem die US and A in den letzten Jahren gewaltig zugelegt – ein gutes Beispiel dafür sind die in himmlische Sphären hochgehypten NACHTMYSTIUM, die so mancher Hobby-Schminke-Träger schon als Heilsbringer der neuen schwarzen Welle bezeichnet hat. Zwei von den Jungs, nämlich Charlie Fell (bass, voc) und Drew Markuszewski (git, voc) tummeln sich bei den in Europa noch völlig unbekannten LORD MANTIS, haben aber mit der Bandgründung nichts zu tun. Dass die beiden Bandgründer Bill Bumgarnder (dr) und Greg Gomer (git) für ihr erstes richtiges Full-Length-Album bei Candlelight untergekommen sind, haben sie dann aber wohl doch ihren bekannten Kollegen zu verdanken.

Ähnlich neuartig und unerwartet wie NACHTMYSTIUM, rollen auch LORD MANTIS über den unwissenden Hörer hinweg. In Chicago muss wohl irgendwas mit dem Grundwasser sein. Als „Blackened Sludge Metal“ wird das Gebräu mit den durchwegs überlangen Liedern gerne propagiert, angenehmerweise liegen die PR-Berater des Quartetts damit gar nicht so weit daneben. Bis LORD MANTIS dem Hörer aber ihr wahres Gesicht zeigen, muss er erst einmal die beiden Auftaktsongs „Perverter Of The Will“ und „Septichrist“ überstehen, die nicht nur überraschend flott, sondern auch anstrengend vertrackt geraten sind. Merke: nicht alles, was unrhythmisch ist, ist automatisch Kult.

Wesentlich besser wirkt das Ganze schon, wenn die Jungs ihre Schwarzwurzel-Anteile jazzig-verproggt anreichern und dazu noch eine fette Kante Wüstenfeeling oben drauf packen – so gehört bei den beiden Albumhighlights „Vile Divinity“ und „Levia“, die sich vor allem durch den eindringlichen Kreischgesang und die bohrenden Riffs sofort im Gehörgang festsetzen können. Der fast zehnminütige „Ritual Killer“ steht den beiden gelungenen Scheiben um nichts nach, versprüht elegische Lava-Doom-Stimmung und glänzt durch das wuchtig-hypnotisierende Schlagzeug und die Mörderriffs im tief gestimmten Krautrock-Stil. Nach dem durchaus bissigen „At The Mouth“ (zieht euch einfach die oberkranken Vocals rein!) fahren LORD MANTIS am Ende noch einmal alle Geschütze auf und verstören mit „The Whip And The Body“ mit Sicherheit jedem Hörer, der seinem musikalischen Horizont bei DARKTHRONE oder MAYHEM die Grenzen gesteckt hat.

LORD MANTIS befinden sich mit dem „Pervertor“ jedenfalls auf einer schwer definierbaren Reise aus Black Metal, Sludge, Doom, Stoner und Psychedelic, die zu einem großen Teil zwar ihre interessanten und lichten Momente aufweisen kann, insgesamt aber noch etwas zu holprig und beliebig gefertigt wurde, um wirklich als „The Next Big Thing“ durchzugehen. Die beiden NACHTMYSTIUM-Mitstreiter als Werbestärkung indes hätten die Burschen gar nicht gebraucht, denn das Teil wird der auf Dissonanz abfahrenden Fanklientel auch so wie Öl runtergehen. Ach ja – das Album-Artwork ist einfach nur Killer!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (05.03.2012)

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