Naglfar - Téras

Artikel-Bild
VÖ: 23.03.2012
Bandinfo: NAGLFAR
Genre: Death Metal
Label: Century Media Records
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Darauf hat die Welt gewartet – und das ist in diesem Fall keineswegs ironisch gemeint. Seit die unschlagbaren DISSECTION durch den Freitod von Songwriting-Gott Jon Nödtveidt vor einigen Jahren die Segel streichen mussten, gibt es mit den grandiosen NECROPHOBIC und den etwas filigraneren NAGLFAR nur mehr zwei potenzielle Nachfolger für den eigentlich unerreichbaren Black/Death-Thron. Letztere haben sich seit dem einst zwiespältig aufgenommen „Harvest“ unfassbare fünf Jahre Zeit gelassen, um mit „Téras“ endlich ein neues Eisen fertig zu schmieden. Wie es die Tradition will, besteht nicht nur der Albumtitel erneut aus einem Wort, sondern wurde auch das Cover-Artwork wieder in eine markante Farbe getunkt – in diesem Fall herbstlich anmutendes Rostrot.

Musikalisch gehen die Skandinavier gottseidank ebenso wenig neue Wege, sondern besinnen sich auf ihre ureigenen Stärken, die da wären: schneidende Gitarren, Atmosphäre zum Quadrat und technisch versiertes, aber niemals präpotent auftretendes Drumming. Die unglaubliche Detailverliebtheit und das ausgereifte Songwriting im Ergebnis geben NAGLFAR auf jeden Fall Recht, dass sie derart lange an dem Produkt gekiefelt haben. Am besten funktionieren die Schweden stets dann, wenn sie das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrücken. Wo die vielen (Amateur)Konkurrenten an Unzulänglichkeiten scheitern, glänzen die Vollprofis aus Umeå in Songs wie „Pale Horse“ oder dem vernichtenden „Come Perdition“ mit ausgeklügelten Geschwindigkeits-Strategien und geben dem Hörer trotzdem immer den nötigen Raum, um durchzuatmen.

Dazwischen stampfen sich die Schweden in bewährter Manier durch memorable Mid-Tempo-Tracks wie „The Monolith“ oder den epischen Schlusspunkt „The Dying Flame Of Existence“, bei dem vor allem Bandboss und Sänger Kristoffer W. Olivius stark mit seiner variablen Stimme spielt. Natürlich – an den Kultstatus und die durchdringenden Schreibe von Vor-Sänger Jens Rydén wird der Glatzkopf niemals wirklich rankommen, ein überdurchschnittlich begabter Frontmann mit fantastischem Stimmtimbre ist Olivius ohne Zweifel. Dem Death Metal indes räumen NAGLFAR weniger Platz ein, als in den letzten Jahren, das auf mittlerweile drei Mann verminderte Line-Up konzentriert sich vollends auf den Schwarzmetall und klingt dabei oft auch ungewohnt urig und traditionell („Bring Out Your Dead“).

„Téras“ ist nicht nur ein markantes Ausrufezeichen, ein eindeutiges Quasi-Comeback-Statement der Schweden, sondern vielmehr ein untrügliches Zeichen dafür, wie bitter notwendig das Trio anno 2012 in diesem Genre eigentlich ist. Viel besser kann man Black Metal mit Todesanleihen eigentlich auch nicht spielen, im Gegensatz zu NECROPHOBIC sind Olivius und Co gewohnt feiner und – sofern das in diesen Bereichen überhaupt möglich ist – sanfter, aber wenn man Songmaterial mit Produktion addiert, ist das Ergebnis wirklich nahe der Perfektion. Daran kann sicher „Vittra“- oder „Diabolical“-Freund der alten Tage natürlich auch stoßen, aber NAGLFAR sind in diesen Gefilden eine allumfassende Macht, die mit „Téras“ einmal mehr aus der viel zu früh herbeizitierten Versenkung herausgestoßen sind. Mit kräftigem Ausrufezeichen!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (15.03.2012)

ANZEIGE
ANZEIGE