Callejon - Blitzkreuz

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VÖ: 15.06.2012
Bandinfo: CALLEJON
Genre: Metalcore
Label: Sony BMG
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Lineup  |  Trackliste

Wie vom Blitz(kreuz) getroffen...

Eines gleich mal vorweg: Ja, wir lieben CALLEJON und ja, unsere Erwartungen an das neue Baby der fünf Düsseldorfer waren extrem hoch! Klar, nach ihrem endgültigen Durchbruch, um es an dieser Stelle nicht gar als Ausbruch zu bezeichnen, mit "Zombieactionhauptquartier" und dem Sensations-Erfolg von "Videodrom" kann man als Fan gar nicht anders als nach mehr zu lechzen. Wer sich einmal mit dem CLJN-Virus infiziert hat, kommt nicht mehr davon los. Ein Heilmittel gibt es noch nicht, an der Entwicklung eines Anti-Serums arbeiten viele, mit Instrumenten bewaffnete (Musik)-Wissenschaftler, jedoch will partout niemandem ein Geistesblitz treffen, um die Bande rund um Basti Sobtzick aufzuhalten.

Von einem ganz speziellen Blitz wurden jedoch CALLEJON getroffen und ihre Blitz(kreuz)ableiter senden die geballte Kraft aus Düsseldorf nun an unsere Hörmembranen weiter. Ladies 'n' Gentlemen: Das "Blitzkreuz" hat endlich das Licht der Welt erblickt und ist in unsere Atmosphäre eingedrungen! Deutschen Metalcore kennen wir gegenbenfalls von MAROON oder CALIBAN, der Materie treu-bleibend präsentieren die Szene-Pioniere endlich ihren neuesten Output und lassen es scheppern!


Von Wölfen, spanischem Porno und hoffnungsloser Liebe

So vielschichtig und frisch wie auf dem neuen Werk hätten wir uns die Herren beim Donnergott nicht erwartet! Abermals eine Scheibe die einen Kracher nach dem anderen abfeuert, ohne dabei jemals langweilig, eintönig oder abgedroschen zu wirken. Hier fühlt man sich sofort wie zu Hause und freut sich von Mama mit den besten Schmankerl'n bekocht zu werden.

Wohl fühlen wird man sich auf jeden Fall schon mal beim Blitzkreuz selbst. Das hauseigene "BastiBasti"-Design ist ja kein unbekanntes mehr, und zierte auch schon das Cover, Booklet und diverse Shirts, die mit dem Vorgängerwerk "Videodrom" in Verbindung gebracht werden können.
Der titelgebende Opener macht auch sofort klar wo es langgeht: Mit viel Druck, und prägnanter Lyrik in die Gehirne der Hörerschaft eindringen! Das gelingt bei "Blitzkreuz" schon mal sehr gut, nicht nur weil das dazugehörige Video schon vorab im Internet zu sehen war, sondern weil man sich an RAMMSTEIN-ähnlichen Elementen bedient und fast schon Schlachtruf-artig agiert wird.

Eine weitere Tradition, die spätestens seit "Videodrom" mit Sicherheit an keinem unbemerkt vorrübergezogen ist, sind querschlagende Bezugnahmen auf Filmgeschehnisse (seien es nun beispielsweise Zombies oder Sci-Fi-Gehirnwäschen). Stürzte man sich damals noch auf den namensgebenden Film "VideoDrome" von David Cronenberg gibt nun "Coyote Ugly" beim zweiten Track "Kojote U.G.L.Y." den Ton an. Bis auf den Titel gibt es aber keine Querschläger, das Lied soll vielmehr die "Wolf im Schafspelz"-Thematik anprangern. Dabei stellt die Band das Bild und Verhalten der Menschen im Allgemeinen in Frage und lenkt das Hauptaugenmerk auf den allgemeinen Egoismus der das momentane Weltbild prägt. "Wir sind die letzten die mit den Wölfen heulen, sind allein auf weiter Flur..." und machen damit klar, dass man als Individuum aus sich herausbrechen und gegen den Strom schwimmen soll.

Mit romantischer Lyrik, aber keineswegs leiser oder langsamer geht man dann bei Tracks wie "Meine Liebe" oder "Vergissmeinicht" zur Sache. Was bedeutet Liebe? Diese Frage wird uns bei Ersterem gestellt und CALLEJON definieren "das magische Wort" mit Sehnsucht. "Meine Liebe ist die Sehnsucht, denn ich werd sie nie erreichen." Auf einen weiteren Selbstfindungstripp werden wir bei Track Nummer Fünf genommen, denn hier wurde eifrigst nachgeforscht was denn so der letzte Wunsch eines ziemlich jeden Menschen ist. Mal eben im Freundeskreis umgehört kam die Antwort schnell von allen Seiten ident zurück und das passende Lied war schon geschrieben. "Danke für alles, und vergiss mich nicht."

Während Liebeslied und Todessong gehen die Herrschaften aber nochmal etwas sozialkritischer an den Start und bekritteln in "Atlantis" das Thema Atomkraftwerke. Von Lobbyistenfantasien und Feuerstürmen unter dem Adler ist hier die Rede, in gewohnter Manier und der Basti keift sich die Seele aus dem Leib.

Besonders gefreut haben wir uns ja auf den zweiten Teil von "Porn From Spain". Hier wurde nun neben den rappenden K.I.Z. auch Mille von KREATOR sowie Sebastian MADSEN ins Boot geholt. Das Ergebnis ist eine "Persiflage an den Kommerz", wo jeder Momentan-Superstar garantiert sein Fett abbekommt, durch den Kakao gezogen wird und mit einem großen Augenzwinkern froh sein kann, auf so einer genialen Nummer verewigt worden zu sein. "Wollt ihr nen Ritt auf meinem Discostick?" Wir verstehen die Anspielung und erkennen, dass da mal eben schön auch englische Texte beinhart ins Deutsche übersetzt wurden. Haha, ja, so cool hört sichs dann ja plötzlich doch nicht mehr an. Danke Jungs für diesen endgeilen Track!

Ein sehr persönlichliches, und mit unter das ruhigste Lied der Scheibe, ist "Bevor du gehst". Bastis Danksagung an einen Freund der von dieser Welt geschieden ist. Ungewöhnlich geht es dann auch weiter. Im darauffolgenden Titel "Polar" bekommen wir neue Kost zu hören. Bombast-Lyrik und ungewohnte Melodien paaren sich hier zu einer explosiven Mischung und CALLEJON beweisen mal wieder dass sie einfach auf allen Gebieten begabt sind.

Die letzten beiden Reißer auf dem Album sind ohne Zweifel "Was bleibt seid ihr", eine Ode an die besten Fans der Welt (mit dem wahrscheinlich übertriebensten Gitarrensolo in der Bandhistorie) sowie das Seemanns-Lied "Bring mich fort". Wer bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht schattengeboxt oder in seinem stillen Kämmerchen mit sich selbst gemosht hat wird es spätestens hier tun. Wahnsinnig schnell, wahnsinnig motivierend und mit unter die neuen Band-Hymnen auf der kommenden Tour.
Verabschieden tun sich die Jungs schlussendlich mit ihrem popigsten Song "Kind im Nebel" und runden das Werk mit einer grandiose Nummer zusätzlich ab.

Was bleibt sind wir, gestoked von diesem Machtwerk an Album dem wir jetzt schon Chart-Erfolge prophezeien. Wer weiß, war es bisweilen noch möglich mit den fünf Freunden im privaten Kreis zu scherzen und Backstage Unfug zu treiben könnten sie nächstes Jahr schon das Gasometer ausverkaufen oder größere Locations. Mein lieber Scholli, CALLEJON gehn' steil!


Als nettes Bonus-Extra haben wir für alle CALLEJON-Fans an dieser Stelle noch zwei "Blitzkreuz"-Goodies vorbereitet, die ihr euch unbedingt ansehen solltet:

Blitzkreuz: Das Interview

Blitzkreuz: Die Track-by-Track Analyse (feat. Bastian 'BastiBasti' Sobtzick)



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: berni (25.06.2012)

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