Slavery - Dawn Of Mankind

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VÖ: 17.08.2012
Bandinfo: Slavery
Genre: Power Metal
Label: Sonic Attack
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Lineup  |  Trackliste

SLAVERY – Süddeutsche Sklavenhalter

Nachdem 2009 die EP „Lost Reality“ erschienen ist, steht heute das erste Album der Powermetaller aus Ulm vor der Türe. Eine gute Dreiviertelstunde kann man mit den acht Songs verbringen, welche auf den Silberling gepresst wurden.

Metalbands aus Deutschland gibt es zuhauf – und darunter viele gute. Welche Berechtigung hat eine Fünf-Mann-Kombo aus dem Süden Deutschlands, die Bühnen der Nation – und darüber hinaus – zu rocken? Allein die Nähe zum Veranstaltungsort des SUMMER BREEZE kann es nicht sein.

Kuckt man sich das Cover der Scheibe an, so hebt sie sich bereits von der „skulls and bones“ – Durchschnittsware ab. Und es impliziert eine politische Botschaft. Und das ist auch nicht gerade typisch für die Metalszene, die sich überwiegend apolitisch verhält. Politisches Engagement sollte man dabei nicht mit Sozialkritik verwechseln, denn die kommt durchaus auch in der Metalszene vor. Es ist nicht nur der Alkohol, der unsere Metallandschaft sympathisch macht ;-)

SLAVERY spielen einen Powermetal, der mit modernen, prograssiven Elementen spielt. Es ist nicht nur Vollgas-Doublebass, hämmernder Bass, Stakkato-Riffs und schreiender oder growlender Gesang. Nicht nur, denn einige dieser Stilmittel setzen sie auch ein.

An auffälligsten ist für mich das intelligente Arrangement vieler Songs, das Spielen mit Tempo und Dynamik. „State Of Mind“ ist ein Beispiel dafür. Langsame Gitarrenparts und sehr ruhige Sequenzen wechseln sich ab mit Bassdrum-Gehämmer und temporeichen Riffs. Eine ebenfalls spannende, wenn auch total andere Nummer ist „Skybound“. Nach einem fast schon schmerzenden Gitarrenintro hetzt dieses typische „punkige“ Schlagzeug durch den Song – und doch immer wieder im Rhythmus gebrochen, stolpernd um sich wieder aufzurappeln. Intelligent.

Ebenfalls gelungen ist „Gunslinger“. Dazu Sänger Philipp Bohnacker: „Fasziniert von Stephen Kings Dunklem-Turm-Zyklus, den Phil, Dirk und ich in dieser Zeit lasen, wollten wir diesen Werken durch einen Song Tribut zollen.“ Das Stück wird durch Schlagzeug und Gitarre dominiert, die sich im gegenseitigen Wechselspiel antreiben. Ein Wort noch zur Stimme; sie klingt über weite Strecken melancholisch, manchmal fast etwas verloren. Sie klingt ein wenig wie Lemmy ohne Whiskey-Timbre. Der weiss allerdings, dass er eigentlich nicht singen kann. Er kratzt laufend an seiner oberen Stimmgrenze – und das scheint mir bei Philipp Bohnacker ähnlich. AUsser, dass er die Töne sauber trifft und bestimmt besser singt als MOTORHEAD-Ikone Kilmister. Naja, den wollen wir ja auch gar nicht schön singen hören, Hauptsache, er macht guten Rock’nRoll.

Eine weitere Ähnlichkeit mit einer bekannten Stimme finde ich bei „Leaving Eden“. Zumindest am Anfang und in den langsameren Zwischenparts höre ich die Grunge-Gods NIRVANA mit ihrem Kurt Cobain durchschimmern. Das ist durchaus spannend.

Was mich hingegen während der ganzen Scheibe gestört hat, ist die Aufnahmequalität. Bei mir – und ich nenne durchaus sehr gute Lautsprecher und Kopfhörer mein Eigen – überschlagen sich die Basslinien regelmässig. Das nervt und stört den Gesamteindruck, das müsste besser sein.

Insgesamt ist SLAVERY mit „Dawn Of Mankind“ ein guter Wurf gelungen. Hier begibt sich eine durchaus entwicklungsfähige Truppe auf den Weg. Ich bin überzeugt, dass man die Mannen von SLAVERY auf dem einen und anderen Festival antreffen wird. Und etwas haben sie ja schon geschafft; warum zum Teufel ist bisher keine Metalband darauf gekommen, sich SLAVERY zu nennen?



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Danny Frischknecht (08.08.2012)

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