GRIMFORST - Friede Herrscht, Wo Nichts Mehr Lebt

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VÖ: 00.07.2012
Bandinfo: GRIMFORST
Genre: Black Metal
Label: Cursed Records
Hören & Kaufen: Webshop
Lineup  |  Trackliste

Das nenn ich eine gelungene Überraschung. Die Bundesheerfanatiker aus dem Land der Karantanen werfen ihr Zweitwerk über die Pack und vermögen mit einer ungeahnten Steigerung zu überraschen.
War schon der Erstling ein gelungenes Stück lokalen Black Metals, so hat man bei "Friede herrscht, wo nichts mehr lebt" den musikalischen Horizont massiv erweitert, integriert listig thrashige und gar rockige Strukturen in die bis auf eine Ausnahme knapp bemessenen Songs.

Und gewinnt dabei.

War der Erstling noch roh und ungeschliffen so punktet Nummer zwei in der Bandkarriere mit durchdachten Strukturen, einer mehr als soliden instrumentalen Leistung und klassischen Songstrukturen. Klassisch im Sinne von starkem Songwriting.

Diese Entwicklung hat sich aber schon abgezeichnet. Ich durfte die Band zweimal live erleben, beide Male in Gleisdorf. Und man durfte dabei von zwei verschiedenen Bands sprechen. War der erste Gig von räudigem Underground-Black Metal gezeichnet, war man im Juli (mich deucht es war Juli) im Vorprogramm von FORTERESSE massiv gereifter, fokussierter, beinahe abgeklärter bei der Sache. Es war, als ob man sich gefunden hatte, man war eingespielt und konnte sich auf die Performance konzentrieren.

Am Besten ist das auf der CD beim Zehnminüter "Bei Mondesschein und Sternenhelle" nach zu vollziehen, der alles aufbietet, was GRIMFORST derzeit auszeichnet. Eine beinahe opulente Instrumentierung mit stimmungsvoll eingesetzten Akustikgitarren und eine Bandbreite, wie man sie im Black Metal so gut wie nie zu hören bekommt.

Alles top gespielt. Wobei ich ganz ehrlich sagen muss, dass mir Grimnir´s Stimme live deutlich besser gefällt. Auf der vorliegenden CD fehlt dem Gesang das giftige des Livevortrages.

Der Sound ist alles andere als überproduziert und die Snare klingt ein wenig blechern, aber wir jammern hier auf einem für tiefsten Untergrund hohem Niveau.

Offensichtlich haben Greif und Ternoc (Gott segne die Pseudonyme, welcher Gott auch immer...) hier einiges dazugelernt in Sachen Songwriting, denn die 32 Minuten des Albums offenbaren so gut wie keine Schwächen und machen in der Tat Lust auf die nächsten Liveauftritte der Kärntner.

Eines noch, die Texte... Da holpert man ein wenig und meint es mit deutscher Lyrik ein wenig zu gut, Zeilen wie "Lies hinter mir den glucksend Bach" sind hart an der Grenze zur Satire und der Text zu "Rom brennt" ist dann schon etwas abgeschmackt (man kann es mit dem Heidentum auch zu gut meinen), außerdem sollte man sich auch das Booklet vor dem Abdruck noch mal durchlesen, da lungern ein paar Fehler herum.

Egal, musikalisch passt beinahe alles und ich freue mich immer wieder, dass es doch Bands aus dem Black Metal-Untergrund schaffen, eigenständige, gut gespielte und ansprechende Musik zu veröffentlichen und nicht auf trve, kvlt und necro pochen, um die unzähligen Substandardreleases zu rechtfertigen die Untergrundmusik leider „auszeichnen“.

Klasse Album von GRIMFORST!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (09.08.2012)

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