Anvil - Plugged In Permanent / Absolutely No Alternative (Re-Release)

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VÖ: 20.04.2012
Bandinfo: ANVIL
Genre: Heavy Metal
Label: SPV / Steamhammer
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Lineup  |  Trackliste

Die deutsche Edelmetall-Schmiede SPV/Steamhammer Records lässt sich bei ihren ANVIL-Festspielen nicht lumpen und knallt uns (mit Ausnahme der ersten drei Götteralben) auch weiterhin massig altes Material der kanadischen Sympathisanten vor den Latz. Nachdem letztes Jahr zu Weihnachten Einzel-Digipaks unters Volk gemischt wurden, kommen die neuen Varianten als schmucke Doppel-Digipak-CDs mit Songtexten und schönen Linernotes in die Läden. Den Beginn machen dabei die beiden Alben „Plugged In Permanent“ (1996) und „Absolutely No Alternative“ (1997).

Wie kundige Metaller wissen, waren die 1990er Jahre nicht unbedingt selig für das Metalbusiness. ANVIL selbst kämpften mit Geld- und Labelproblemen. Die beiden Alben wurden damals unter Massacre Records veröffentlicht, allerdings beide aus finanziellen Gründen selbst produziert. Vor allem für „Plugged In Permanent“ hatten ANVIL einen Knochenjob zu absolvieren. So erinnert sich Sänger Lips, dass die Jungs damals täglich 45 Minuten mit Fahrrädern zum Proberaum fahren mussten. Vielleicht ein Grund, warum das Album zu einem der Angepisstesten der Bandgeschichte zählt. Wesentlich thrashiger und wütender als alles Bisherige klang das siebente Album, rumpelige Hassbrocken wie „Killer Hill“, „Five Knuckle Shuffle“ oder das ungewohnt schleppende „Guilty“ waren symptomatisch. Mit der Kifferhymne „Smokin‘ Green“ und dem krachigen „Truth Or Consequence“ gibt’s auch richtige Highlights – schade, dass das Album mittlerweile live so gut wie völlig ignoriert wird. Der auf einer Akustikgitarre zerschellende Amboss war übrigens die aggressive Antwort auf die grassierende Unplugged-Welle zu dieser Zeit – mehr Metal geht nicht! 3,5/5

„Absolutely No Alternative“ kann man verschieden interpretieren. Gab es keine Alternative zum drohenden Underground-Status? Steckt man so knietief im Metal, dass nichts anderes geduldet wird? Bleibt dem Hörer einfach nichts anderes übrig, als das Teil zu kaufen? Alles möglich. Fix ist aber, dass ANVIL ein knappes Jahr nach „Plugged In Permanent“ wieder etwas melodischer, verspielter und basslastiger wurden, was vor allem daran liegt, dass Langzeitbassist Glenn Five sich hier erstmals so richtig ins Songwriting eingebaut hat. Auch im lyrischen Bereich ließen sich die Burschen nicht lumpen und beschritten einen schmalen Grat zwischen Vergangenheitsliebe („Old School“), Gesellschaftskritik („Green Jesus“, „No One To Follow“) und völlig abstrusen Bierzelttexten („Show Me Your Tits“, „Piss Test“, „Red Light“). Außerdem erfreuen die zahlreichen Twin-Gitarrenläufe und das verstärkt wiedergekehrte Gitarren-Feeling. Nicht die besten Alben in der ANVIL-Diskografie, aber im Nachhinein betrachtet sind beide Teile wesentlich besser, als sich Kritiker in der damals Metal-toten Gegenwart eingestehen wollten. 3,5/5



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (08.09.2012)

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