Exxplorer - A Recipe for Power (Vinyl Only Re-Release)

Es ist schwierig bis nahezu unmöglich nach einem Jahrhundertwerk wie „Symphonies Of Steel“ auch nur annähernd die Klasse zu halten. Mit diesem Problem hatten auch EXXPLORER nach 1985 zu kämpfen. Der Einstieg war einfach zu phänomenal, zu herausragend geraten, als das man diesen je wird toppen können. Es dauerte dann auch bis ins Jahr 1994 ehe die Truppe mit einem Nachfolger wieder von sich reden machten. „A Recipe for Power“ nannte sich dieser und der erschien auf Massacre Records. Es war aber bei Gott nicht die Problematik, dass das Songmaterial nicht mehr die Magie von „Symphonies Of Steel“ hatte, dass die Scheibe gnadenlos unterging. Vielmehr waren EXXPLORER mit „A Recipe for Power“ einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Diese vom Grunge-verseuchte Zeit (versteht mich nicht falsch, die Grunge-Epoche hatte auch Gutes!) war einfach nicht geschaffen für ehrlichen, handwerklich nahezu erhabenen, tief traditionellen US-Metal.

Auffallend war schon damals die eher untypische Produktion. Mitte der 90er musste alles dreckig, a bissl schlampert (wie wir Österreicher so zu sagen pflegen) klingen, nicht so „A Recipe for Power“, welches mit einem warmen, aber dennoch druckvollen Soundkleid überzeugen konnte und immer noch kann. Songtechnisch hat sich in neun Jahren (logisch!) schon was getan, obgleich ein Lenny Rizzo immer noch über jegliche Zweifel erhaben war und auch das Gitarrendoppel Kennedy/LaVolpe pfefferte ihre Salven nur so aus den Äxten raus.

Dabei waren es die rockigeren Tracks wie „Rock The Nation“, das schnelle „Beg, Borrow And Steel“, oder das treibende „Bible Black“ (das übrigens noch am ehesten SoS-Vibes versprühte!) die überraschen und gefallen konnten. Mit „One“ schwindelte sich eine Coverversion des kurz vor den eigentlichen Aufnahmen verstorbenen Singer/Songwriters Harry Nilsson auf die Platte und so richtige Ausfälle muss man schon mit der Lupe suchen: Am wenigsten haben mich noch das balladeske „Snelling The Roses“, ob seiner Fadesse versprühenden Grundstimmung und das wirklich kitschige „Life’s Seduction“ angesprochen.

Der Rest ist gediegener US-Metal, die Behauptung der Plattenfirma, „A Recipe For Power“ ist eines der drei ehrlichsten und demzufolge besten US Metal-Alben der 90er halte ich dennoch für übertrieben, da fallen mir auf Anhieb (alphabetisch bitte!) gleich etliche Bands wie CIRITH UNGOL, HELSTAR, JAG PANZER, MANILLA ROAD, VICIOUS RUMORS, oder VIRGIN STEELE ein, die in den 90ern doch wertigeres Zeugs veröffentlicht haben.

Anyway, die VINYL-Only Neuauflage von PURE STEEL RECORDS wurde remastered, kommt im Gatefold-Cover daher und kann wahlweise in black (400 Stk.), oder farbig (100 Stk., da sollte man wohl schnell sein!) geordert werden. Gute Möglichkeit die US-Metal Sammlung aufzuwerten, „A Recipe For Power“ ist zwar kein Meilenstein, aber eine solide 3,5 hätten EXXPLORER bei einer Notengebung locker eingefahren.