Unantastbar - Gegen die Stille

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VÖ: 18.01.2013
Bandinfo: UNANTASTBAR
Genre: Punk Rock
Label: Rookies & Kings
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

Im Fahrwasser der vieldiskutierten und dennoch (oder gerade deswegen) höchst erfolgreichen Marketing-Spezialisten von FREI.WILD preschen nun auch die UNANTASTBARen vor, die Musikwelt von ihren Qualitäten zu überzeugen. GRAVEWORM und Konsorten waren scheinbar gestern, jenseits des Brennerpasses gehört die Zukunft ohrenscheinlich der Deutsch-Punkrock-Bewegung! Mit den FREI.WILDen Senkrechtstartern (mit denen man übrigens bestens kann, gingen doch beide Bands aus der Urformation KAISERJÄGER hervor) verbindet das Quintett jedenfalls so manches. Gleichzeitig segeln sie aber auch geschützt im Windschatten ihrer Freunde, die aufgrund ihrer Popularität mehr Angriffsfläche bieten und somit nicht nur Sell-Out und Copy-Vorwürfen, sondern vor allem auch politischen Anschuldigungen (siehe letztens bei Günther Jauch) ausgesetzt sind, wodurch schon einiges an geworfenem Schmutz für die Südtiroler UNANTASTBAR abgefangen worden sein dürfte.

Meine gesunde Skepsis spielten die Südtiroler aber gleich mit dem Opener „Kämpft mit uns“ mit Leichtigkeit gegen die Wand. Frisch und unverblümt fetzt das neue Album daher, jede der zahlreich vorhandenen Gassenhauer (samt Ballade „Für dich“) zwingen dich mit ihrer simplen Effektivität, drückenden Dynamik und spielerischen Eingängigkeit einfach in die Knie. Wer nicht auf dem Mond lebt, Bands wie FREI.WILD, DROPKICK MURPHYS, DIE TOTEN HOSEN & Co. kennt und deren Vorzüge zu schätzen weiß, der wird hier bestens bedient. Wenn man neben den Genannten jetzt noch die BÖHSEN ONKELZ nennt, dann dürfte nunmehr hinlänglich klar sein, woher der musikalische Wind weht. Der bislang unbedarfte Hörer kann zu straight-forward Schrammelriffs und treibenden Drums umgehend die Refrains und Melodien mitträllern und mitpfeifen. Sinn der Übung also im Handumdrehen also mehr als erfüllt. „Gegen die Stille“ vereint 14 melodische Streetpunk-Hymnen in sich. Überrascht von der für das Genre doch recht hohen Qualität des Albums und des Songwritings darf ihm ein sehr gut ausgefallenes Zeugnis ausgestellt werden, nur schwerlich lassen sich einzelne Songs exemplarisch herauspicken. Lediglich für die Kritiker sei der Vollständigkeit halber noch festgehalten, dass naturgemäß das DeutschPunkRock-Genre nicht neu erfunden wird, aber sich die Band seit ihren Anfängen weg vom Oi! hin zu Produzenten von massenkompatiblen Smashern entwickelt hat, die sich im Gedächtnis festfressen. Schließlich ist gut an die Genregrößen angelehnt immer noch weit erträglicher und besser als schlecht neu erfunden.

Deutschrock, Outfit, Tattoos, Onkelz, Rumgeprolle etc. – all dies lässt so manche Alarmglocken schrillen und Viele genauer hinhören. Über die politische Einstellung der Bandmitglieder kann und soll hier auf die Ferne nicht geurteilt werden. Aufmachung, Texte (frei nach dem einfach gestrickten Motto "Wir gegen den Rest der Welt") und das Auftreten der Band scheinen auf den ersten Blick in Ordnung zu sein, den renommierten SPV als Vertrieb und dem gebuchten Auftritt beim With Full Force-Festival 2013 zufolge sollte dieser Eindruck allerdings bestätigt werden können. Zudem prangt auf dem Tourplakat ein eindeutiges "Love Music, Hate Fascism"-Logo. Weiters sollte nicht jede Band, die sich an gewissen Genre-Outfits orientiert, reflexartig ins falsche Eck gestellt werden. Das Album kulminiert im (Bonus-)Abschlußtrack „Das Stadion Brennt“, der dem quasi ungeschriebenen Gesetz, dass Rock/Metalfans scheinbar zwingend auch Fans des runden Leders sein müssen, huldigt. Wiederum alles nichts Neues (siehe die Fußballfans HOSEN), aber als Schlachtgesang gut geeignet. Abschließend sei noch festgehalten, dass die Punktebewertung das Fazit zu diesem Album zum Ausdruck bringen soll, für mich sind UNANTASTBAR eine ganz große Überraschung!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Thomas Patsch (16.01.2013)

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