Taake - Gravkamre, Kroner og Toner

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VÖ: 04.03.2013
Bandinfo: TAAKE
Genre: Black Metal
Label: Dark Essence Records
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Lineup  |  Trackliste

Der Macher der ab 1995 unter TAAKE (davor ab 1993 unter "THULE") agierenden Norweger, Hoest, sorgte durch einen zweifelhaften Liveauftritt im Essener Turock (2007) für negative Schlagzeilen. Kontrovers nennen es die einen, ich nenn es einfach eine völlig deplatzierte und stumpfe, dumme und verachtenswerte Provokation. „In Dubio Pro Reo“ (Im Zweifel für den Angeklagten) gehe ich – aus der Ferne betrachtet - nicht davon aus, dass Hoest wirklich braunem Gedankengut nachhängt, sondern ganz Black Metal-like und auch bewusst die Extreme ausreizte und (da das Feld der Provokationen ja eigentlich weitgehend abgegrast ist) - noch dazu vor deutschem Publikum - die ultimative Symbol-Keule auspackte (er malte sich auf die Brust ein Swastika über das ebenfalls aufgemalte umgedrehte Kreuz). Geht gar nicht, darin sind sich alle vernünftig denkenden Menschen einig und wenn der Gute meint, die Metalöffentlichkeit nehme dies nicht wahr, dann scheint Hoest zudem kein heller Zeitgenosse zu sein, man erinnere sich etwa nur an den seinerzeitigen DARKTHRONE-Skandal, welcher der Band einige Erklärungen abzuringen vermochte.

Nach einem generellen und klaren Statement (auch im Namen des STORMBRINGER-Teams) gegen extremes Gedankengut jeglicher Colour (und insbesonders jenes der Rechtsüberholer) sollte man sich den Fakten zuwenden. Seine Schelte hat der Norweger ausgefaßt, Gigs wurden daraufhin gecancelt etc. Möge Hoest für die Zukunft Besserung geloben und derartige Aktionen unterlassen (in Interviews hat er sich inzwischen bereits erklärt), ansonsten dürfen sich TAAKE alsbald gern von der musikalischen Bildfläche verabschieden.

Die Band feiert also ihr 20jähriges Jubiläum und der Mann, der sich gern seiner rot-blau-weißen Nationalflagge bedient bzw. sich in dieselbe hüllt, plünderte deshalb die modrige Grabkammer. Gefunden hat er die nun auf „Gravkamre, Kroner og Troner“ enthaltenen „Kronen und Throne“, die zum Gutteil aus EP- bzw. raren LP-Bonus-Stücken und Coverversionen bestehen. BURZUM kommen mit „A Lost Forgotten Sad Spirit“, DESTRUCTION mit “Death Trap” (mit Quietsche-Schrei) und EMPEROR mit „I Am The Black Wizards” zu Ehren. Auf der Compilation verbirgt sich auch noch das eine oder andere Gimmick, so etwa „Nordbundet“ mit der Beteiligung von SHINING´s Niklas Kvarforth und DARKTHRONE´s Nocturno Culto, die punkig-spaßige GG Allin Huldigung „Die When You Die“, die Suizid-Ode „Der Todesking“ (remember Jörg Buttgereit) oder der Song vom VON-Tribute-Album. Sehr lässig auch der Einstieg mit den beiden neuen Songs „Et Pust av Oeyne“ und “Hov Var Stein”. Hoest steht jedenfalls weiter unter Beobachtung, musikalisch ist dieses tiefschwarz angekokelte Hartholz über jeden Zweifel erhaben. Die (Sound-)Qualität schwankt naturgemäß, ein zu großer Zeitraum (der 1997er Prä-Mix von „Nattestid ser Porten vid 1“ ist der älteste Rohschinken auf diesem Schlachtbuffet) wird hier abgedeckt. Die Gemeinsamkeit ist allerdings die große Klasse der Songs, die zwar zum Teil zu Recht „nur“ zu EP-Ehren gekommen sind und nicht auf den regulären Veröffentlichungen zu finden sind, aber dennoch zu gefallen mögen.

TAAKE-Fans, Black Metal-Sammler und Komplettisten werden den Großteil der raren Gustostückerln wahrscheinlich schon in der einen oder anderen Form im heimischen Regal stehen haben, der Rest kann hier mit dem Erwerb dieser Zusammenstellung auf einfachem, schnellen und preisgünstigen Weg die Lücken schließen, die sich im Laufe der Karriere (20 Jahre sind - gemessen an Black Metal Maßstäben und dem ursprünglichen, revolutionären Anspruch der Norge-"Elite" - schließlich eine Ewigkeit) der Norweger aufgetan haben. Runde Sache dieses Jubiläumsalbum!



Ohne Bewertung
Autor: Thomas Patsch (01.03.2013)

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