The Bunny The Bear - Stories

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VÖ: 16.04.2013
Bandinfo: The Bunny The Bear
Genre: Post Hardcore
Label: Victory Records
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Lineup  |  Trackliste

Woanders mag der Hase dem Fuchs ja vielleicht noch eine gute Nacht wünschen, in Buffalo bevorzugt er es jedoch, zusammen mit Gevatter Bär, elektronischen Post-Core zu fabrizieren. Und das macht den beiden offenbar unglaublichen Spaß, denn wie kann man es sich sonst erklären, dass die New Yorker Studio-Junkies mit „Stories“ bereits ihren vierten Longplayer innerhalb von vier Jahren veröffentlichen?

Leider ist der neueste Silberling jedoch im Vergleich mit früheren Werken wie „The Stomach For It“ oder „If You Don’t Have Anything Nice To Say…“ relativ soft ausgefallen. Denn im Gegensatz zu den Vorgängeralben und anderen Electro-Core-Kollegen werden die Gitarren auf "Stories" neben den elektronischen Elementen nicht bloß zu Nebendarstellern, sondern weitreichend zu regelrechten Statisten degradiert, die irgendwo im Hintergrund vor sich hin dümpeln. Auch das Schlagzeug erfährt eine häufigere Substitution durch Drum-Samples. Das resultiert in einem sehr disco-lastigen Sound, der so gut wie nie echten Druck aufbauen kann. Schade, wo man doch auch schon von Bands wie THE BROWNING oder ENTER SHIKARI weiß, wie unglaublich mitreißend und fett eine, von einer amtlichen Gitarrenwand unterstützte, Synthie-Spur klingen kann. Es ist ja nicht so, als wüssten THE BUNNY THE BEAR nicht, wie man harte Musik schreibt. Einige Teile auf „Stories“ haben durchaus das Potential, auch bei Fans der metallischeren Gangart Gehör zu finden. Das Problem ist einfach die unfaire Rollenverteilung in den Bereichen Songwriting und Produktion, wo den Hardcore-Elementen zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Somit klingt die Musik im Endeffekt mehr nach Electropop als nach hartem Liedgut. Natürlich, die Amerikaner greifen auch auf Harsh-Vocals zurück, Matthew Tybor alias The Bunny schafft es aber leider immer noch nicht wirklich, dem internationalen Schreihals-Standard gerecht zu werden.

Nun aber genug der bösen Worte, denn es gibt ja auch noch Pluspunkte wie den wunderschönen Klargesang von Chris „The Bear“ Hutka zu vermelden. Dieser beweist eine unglaubliche Range, legt einige eingängige Hooklines vor und könnte die Clean-Refrains so mancher Metalcore-Band deutlich aufwerten. Dann schallt da noch der Song „It’s Not Always Cold In Buffalo“ aus den Boxen, der das vorherrschende Schema gekonnt aufbricht und mit einer ansprechenden Mischung zwischen Elektronik und fettem (und vor allem hörbarem) Riffing aufwartet. Da muss man schon etwas schwerer schlucken und die Tatsache betrauern, dass es sich hier nur um eine Ausnahme handelt. Auch „The Frog“ würde in diese Kategorie fallen, da hat aber der leidige, zu wenig druckvolle Sound wieder ein Wörtchen mitzureden. Kurz bevor es dann dem Ende zugeht und man die elektronische Vormachtstellung auf „Stories“ schon fast akzeptiert hat, kommt dann „Your Reasons“ mit seinem ekstatischen Gitarrensolo um die Ecke und macht direkt wieder Lust auf mehr. Wünsche, die die beiden verbleibenden Stücke „What We’re Here For“ und „Sadie“ (dafür aber mit schönem Akustikgitarren-Geschrumpel) dann leider doch nicht mehr erfüllen.

Fazit: THE BUNNY THE BEAR wissen immer noch, wie man eingängige und tanzbare Songs komponiert, das steht fest. Die härteren Elemente auf „Stories“ sollten jedoch (im Falle des Gesangs) noch einmal überarbeitet und (im Falle der Gitarren) etwas präsenter eingesetzt werden. Ob sich die Herren Hase und Bär die eben genannten Vorschläge durch den Kopf gehen lassen werden, ist jedoch zu bezweifeln, denn diese Band macht seit jeher auf was sie Bock hat und das ist zurzeit offenbar Electro-Core mit ganz viel Electro und relativ wenig Core. Schon allein für diese eigenständige Denkweise und ihre Kompromisslosigkeit, sollte den New Yorkern aber ein gewisses Maß an Anerkennung zuteil werden. Was beim Trve-Metaller fast hundertprozentig Brechreize auslösen wird, könnte aber womöglich auch das Fan-Lager des Duos in zwei Hälften spalten, denn der softere Ansatz, den man auf früheren Alben nur für einzelne Parts verfolgte, wird hier fast schon zur Norm. Dem Leser sei empfohlen, sich selbst ein Bild dieses verrückten Gespanns zu machen. Und auch wenn‘s nicht gefällt, eine Horizonterweiterung ist es allemal!



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Mario Mitzka (10.04.2013)

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