Heartist - Nothing You Didn't Deserve

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VÖ: 29.03.2013
Bandinfo: Heartist
Genre: Post Hardcore
Label: Roadrunner Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Wenn eine Band, die bis vor wenigen Tagen noch nicht eine einzige physische Veröffentlichung hinter ihrem Namen stehen hatte, bereits zusammen mit Gruppen wie ENTER SHIKARI, KILLSWITCH ENGAGE oder CROWN THE EMPIRE auf deren Tour-Flyern angekündigt wird, kann man durchaus neugierig werden. Obiges trifft auf die fünf Kalifornier von HEARTIST zu, die nun mit der EP „Nothing You Didn’t Deserve“ den ersten Eintrag in ihrer Diskografie verzeichnen können. Was also macht diese Truppe so speziell, dass sie bereits so früh in der Band-Historie einen derartigen Zuspruch erfährt?

Grob umrissen wandern die Amerikaner auf dem schmalen Pfad zwischen Post-Hardcore und Metal/Emocore, denn ein hohes Aggressionslevel und harte Breakdowns sind ebenso vorhanden wie schöne und eingängige Melodien. Bei der Prioritätenverteilung im stimmlichen Sektor hat man beschlossen, den Klargesang-Anteilen die höhere Wertigkeit zuzuschreiben. Ein kluger Schachzug der Amerikaner, denn obwohl auch die gescreamten Töne mit hoher Konstanz und Authentizität aus den Boxen schallen, toppt Bryce Beckley’s Clean-Gesang alles was diese Musikrichtung in letzter Zeit zu bieten hatte. Der Mann hinter dem Mikro erreicht schwindelerregende Höhen ohne dabei auch nur im Geringsten an Volumen oder Kraft einzubüßen, fühlt sich offenbar in jeder Klangfarbe (sei es dreckig rockig oder gefühlvoll und sanft) zuhause und beweist ein tolles Gespür für große (teilweise fast schon radiotaugliche) Melodien. Das hat man in ähnlicher Form und Vollendung zuletzt von Danny Worsnop (ASKING ALEXANDRIA) gehört. Dass die Songs dadurch erheblich rockiger als im Durchschnitt klingen, verleiht der Musik sowohl eine erfrischende Note als auch einen hohen Wiedererkennungswert.

Auch bei der Komposition der Riffs hat das Quintett auf das Tragen von Scheuklappen verzichtet und bedient sich so mancher Einflüsse aus alternativeren Spielarten der Metal- bzw. Rockmusik. Selbst die oben genannten Breakdowns wirken auf „Nothing You Didn’t Deserve“ nicht wie eine Notlösung um von einem Part zum nächsten überzugehen, sondern wurden mit kompositorischem Verständnis und logischem Denken schlüssig in die Arrangements verankert. Zusätzlich zur der locker flockigen Mischung aus Core und Rock zieht sich noch ein roter Faden in Form von elektronischen Elementen durch die EP. Diese wurden ebenfalls sorgfältig und liebevoll in die Songstrukturen eingefügt und fungieren dabei als nettes Stilmittel ohne jemals aufdringlich zu wirken. Nach all diesen Pluspunkten, die HEARTIST bereits gesammelt haben kann man es fast nicht glauben, dass die Musiker selbst auch noch für den Sound, welcher ungemein stimmig ist und genau den richtigen „Punch“ mitbringt, verantwortlich sind. Hier ist ganz offenbar eine Gruppe von Multitalenten am Werk.

Fazit: Wer die Stilrichtungen des Post-Hardcore und Metalcore als schalen und innovationslosen Einheitsbrei bezeichnet ist zum einen sowieso schon mal ein Schubladendenker und hat zum anderen die Rechnung ohne Bands wie HEARTIST gemacht. Die Jungs rocken sich auf „Nothing You Didn’t Deserve“ in großer Spiellaune durch sechs starke Songs, von denen man, aufgrund des durchgehend hohen Niveaus, keinen so richtig hervorheben kann. Eine kleine Affinität zu „The Answer“ muss ich mir dann aber doch eingestehen. Alles in allem ein toller Erstling der Kalifornier, der jetzt schon Lust auf die erste LP macht.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Mario Mitzka (31.03.2013)

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