HASSLIEBE - Sklave der Neuzeit

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VÖ: 22.03.2013
Bandinfo: HASSLIEBE
Genre: Rock
Label: SPV / Steamhammer
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Lineup  |  Trackliste

"Sklave der Neuzeit" will es gar nicht sein, ist es aber: ein erstes großes deutsches Konsensalbum für 2013. Jan Jaedike, Rockhard
Diesem Votum kann ich mich voll und ganz anschliessen. Schon der Produzent Jon Caffery lässt es erahnen. Wer die TOTEN HOSEN, JOY DIVISION oder EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN produziert, wird keine Band unter seine Fittiche nehmen, welche keine Qualität bringt.

HASSLIEBE setzen die Tradition grosser Deutschpunk-Bands fort und das auf einem gewaltig hohen Niveau. Nachdem schon ihr Erstling „Niemandsland“ respektabel aufschlug folgt hier eine Scheibe, die es in sich hat. HASSLIEBE stellen jedes Clichée auf den Kopf, das mit Punk einhergeht. Weder sind sie musikalisch eintönig noch sind die Texte roh oder trivial. Mit „Sklave der Neuzeit“ liefern die fünf „Bayern“ ein hochintelligentes, musikalisch vielfältiges Album ab, das sich nicht zu verstecken braucht.

Da klingen Songs an, die schon fast Pop sind wie „Mut“ oder „Ein-Bild(ung)“, knallen sich dir aber auch Songs in die Ohrmuscheln die man als Metallbrecher oder Rock-Punk bezeichnen könnte. Beispiele dafür sind „Perfekt“ oder „Krieg im Digitalverkehr“. In der Tradition der ÄRZTE oder der TOTEN HOSEN hingegen pflegen sich „Deine Zeit“, „Shit On TV (Jeden Tag)“ und „Alltagsprogramm(Es Läuft)“.

Aber auch wenn sich die Wurzeln der Band nicht verleugnen lassen – HASSLIEBE sind eigenständig, haben einen sehr persönlichen Stil entwickelt.

„Die Wolkenmaschine“ beispielsweise entzieht sich einer solchen Einordnung fast vollständig. Hymnisch, zum Mitschunkeln und trotzdem schräg mit wimmernden Gitarrenriffs, akustischen Phasen und Schafgeblöke im Hintergrund. Dieser Song zwingt geradezu zum Hinhören, verlangt nachgerade Aufmerksamkeit für den Text. Was genau die Wolkenmaschine ist, bleibt offen. Spätestens bei der Explosion derselben wird aber klar; was Gutes war die nicht! Und dann dieses ironisch-verzweifelte „lalala“ – Hammersong.

Mein persönlicher Favorit ist aber der Titelsong. Hochspannend aufgebaut ist er eine Mischung aus einem jazzigen Intro, rockig-fetten Riffs mit simplen Klavierakkorden im Hintergrund. Die Leadgitarre leitet dann zum Refrain über. Und das ist dann wieder deutscher Punk vom Feinsten – Vollgas mit intelligentem Text. „Was meinst du, was zählt?“ „Sklave, wer ist dein Meister? Sklave, wo ist dein Bruder?“ Ein sehr nachdenklicher Part, hinterlegt wieder mit einem hymnischen Part wie wir ihn von „An Tagen wie diesen“ bei den HOSEN kennen.

Ich finde das Album brilliant und freue mich, wenn die Jungs sich mal in den Süden verirren und die Schweiz mit einem Konzert heimsuchen.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Danny Frischknecht (03.04.2013)

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