Stick Men - Deep

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VÖ: 19.03.2013
Bandinfo: Stick Men
Genre: Jazz Rock
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Das “Power-Trio” hat im Rock/Fusion-Bereich ja schon einige Tradition. Fast jeder etwas bekanntere Könner auf seinem Instrument sucht sich irgendwann eine Besetzung von Gitarre/Bass/Schlagzeug, nimmt ein paar Jam-Sessions auf und begeistert damit die Fangemeinde. So etwas kann – egal wie gut die beteiligten Musiker sind – auch böse schief gehen, wenn die Musiker mehr auf das Beweisen ihres Könnens als auf gute Songs Wert legen.

Im Fall von Tony Levin, dem wohl bekanntesten Schnauzer des Progressive Rock/Fusion-Genres, kann man diesen Fall aber schon von vornherein ausschließen. Der Mann hat schon sowohl bei unzähligen Soloalben und Kollaborationen als auch bei den Bands, bei denen er spielt(e) - wie PETER GABRIEL oder KING CRIMSON – bewiesen, dass er nicht nur ein guter Musiker ist, sondern auch gute Songs schreiben kann.

Wenn er dann wie bei STICK MEN den Bass weglegt und eines der einzigartigsten Instrumente, den „Chapman Stick“ zur Hand nimmt, kann man sich schon auf etwas Besonderes freuen. Wenn dann noch sein kongenialer Partner Markus Reuter die acht- und die zehnsaitige „Touch“-Gitarre spielt, wird die Vorfreude noch größer. Abgerundet wird das Trio von Pat Mastelotto, wie Levin aktuelles Mitglied von KING CRIMSON.

Musikalisch erinnert „Deep“ am ehesten an die geniale Kollaboration von Levin mit Terry Bozzio und Steve Stevens (BOZZIO/LEVIN/STEVENS) im Jahr 2000: Stark im Rock verwurzeltes Fusion-Gejamme mit treibender Rhythmus-Sektion (eh klar). Schon die ersten drei Songs zeigen die musikalische Bandbreite der Jungs: Vom rockigen „Nude Ascending Staircase“ über das relaxtere „On/Off“ hin zum hektisch-vertrackten „Cusp“ ist alles vorhanden. Das (bis auf einige Teile in „Crack In The Sky“) komplett instrumentale Album hat noch ein paar Leckerbissen parat: Etwa das mit herrlichen sphärischen Klangcollagen versetzte „Sepia“ oder das heftig verzerrte „Whale Watch“, mit dem sich sogar beinharte Metalheads vielleicht anfreunden könnten.

Leider bleibt auch bei öfterem Durchhören der Scheibe einfach zuwenig von den einzelnen Songs im Ohr hängen – gerade im instrumentalen Bereich, wo durch fehlende Stimme und Text die Songs noch stärker sein müssen, um in Erinnerung zu bleiben, ein schwerer Fehler. Die erwartete unglaubliche Hörerfahrung wird also „Deep“ nicht, aber durch das geniale Spiel der Musiker (bei manchen Passagen bleibt einem der Mund angesichts des Könnens aller Beteiligten offen) wird so manches wieder wettgemacht. Freunde des gepflegten experimentellen Rocks können also bedenkenlos zugreifen.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Luka (09.04.2013)

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