Anvil - Hope In Hell

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VÖ: 24.05.2013
Bandinfo: ANVIL
Genre: Heavy Metal
Label: SPV / Steamhammer
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Lineup  |  Trackliste

Die Kuh muss gemolken werden, solange es möglich ist. Das gilt natürlich besonders für die kanadischen Heavy-Metal-Heroen von ANVIL, deren angedeuteter 15-Minuten-Ruhm durch die 2009er Banddokumentation mittlerweile schon gute vier Jahre anhält und dem sympathischen Stammduo Lips Kudlow und Robb Reiner tatsächlich späte Genugtuung gebracht hat. Da konnte man auch ein mehr als durchschnittliches Nachfolgealbum („Juggernaut Of Justice“, 2011) und so manch logistisch nicht detailliert geplante Tour verschmerzen – wer dem scharfzahnigen Lockenkopf Lips ins stets sympathisch grinsende Gesicht schaut, der würde ihm auch tatsächlich seine Großmutter verkaufen.

Auf „Hope In Hell“ haben ANVIL endgültig wieder in die Spur zurückgefunden. Grundsätzlich bleibt alles beim Alten (die Titel-Rhythmik, der Amboss am Cover, die Heavy/Speed-Metal Breitseite), aber im Vergleich zum direkten Vorgänger wirken die neuen Songs wesentlich kräftiger, überlegter und in gewisser Weise sogar stilvoller – wenn auch dieses Wort so ganz und gar nicht in die ANVIL-Bandphilosophie passen mag. So kommt es durchaus vor, dass mit dem flotten Drum-Gewirbel „Eat Your Words“, der Heavy-Schlachtplatte „Pay To Toll“ oder dem Headbanger „Bad Ass Rock’n’Roll“ richtig fette Songs am Start sind. Überhaupt haben die Kanadier anscheinend ihre Liebe zum Hard Rock entdeckt, denn – glücklicherweise! – streuen ANVIL auf „Hope In Hell“ wesentlich mehr Rotz in den Sound, als sie es bisher taten.

Aber ein ANVIL-Album wäre kein ANVIL-Album, würde es nicht auch an vielen Stellen kranken. So ist das Songwriting im Prinzip wieder mal ziemlich, ähm, einfach ausgefallen, wird Lips‘ Stimme noch immer so manche Zehennägel aufrollen und klingen Songs wie „The Fight Is Never Won“ oder auch der Titeltrack etwas dünn und unausgegoren. Die großen Meister an ihren Instrumenten werden sie im hohen Alter auch nicht mehr werden, zumindest Bass-Neuling Sal Italiano hat sich problemlos in das Lederjacken-versessene Gebilde eingebaut. Für so manch zukünftigen Livekracher reicht „Hope In Hell“ auf jeden Fall – an die Qualität der ersten drei Alben kommen ANVIL aber bei Weitem nicht heran.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (24.05.2013)

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