Blacklands - A New Dawn

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VÖ: 01.02.2013
Bandinfo: Blacklands
Genre: Melodic Rock
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt – so in etwa könnte man das Debütalbum der deutschen Melodic-(Prog)Newcomer BLACKLANDS beschreiben. Mit „Cold Embrace“ beginnt die Truppe vorerst im atmosphärischen, leicht progressiven Metal-Bereich, wobei Frontsängerin Moja Nardelli mit ihrer Stimme bereits eine gehörige Portion Pop-Appeal mit reinbringt. Das folkige „Dance Of The Witches“ driftet dagegen in die Fantasy-Ecke ab, während man beim nachfolgenden Titelstück „A New Dawn“ unter gekonnter Mithilfe von Gastsänger Giles Lavery eher wieder eine straightere Metalnummer auspackt. Beim getragenen „Ocean Of Tears“ versinkt man sodann stimmungsmäßig mal kurz auf den Meeresgrund – eine depressive Powerballade zum Heulen. Bis dahin gibt’s für mich das Prädikat „so weit so gut“. Die Songs sind mehr als solide, die Produktion amtlich und die Arrangements hochprofessionell. Das Ganze wirkt aber irgendwie auch etwas orientierungs- und gesichtslos und ich kann nicht sagen, dass die Truppe bei mir nach dem ersten Albumdrittel einen bleibenden Eindruck hinterlassen hätte.

Aber eben – zweitens kommt es anders als man denkt. Mit „Remember Your Time“ beginnt für mich das eigentliche Kernstück der Platte – eine Mischung aus perfekt und authentisch inszeniertem 80er Hardrock und Pop-Rock. Was auf den folgenden paar Stücken an Harmonien, Stimmungen und Sounds aus dem Hut gezaubert wird, dürfte jedem Eighties-Nostalgiker wohlige Schauer über den Rücken jagen. Ein Duett wie „I Can Hear Your Heart“ habe ich so seit 25 Jahren nicht mehr gehört und wäre damals mit Sicherheit ein Hit geworden. Auch mit der Uptempo-Nummer „Floating Pictures“ und dem strahlenden „Love Will Never Die“ wird die Reise in die Vergangenheit stilsicher fortgesetzt. Zudem tragen die Produktion und die Keyboardsounds viel dazu bei, das „Back To The Future“-Feeling eins zu eins aufleben zu lassen. Mit dem nachfolgenden „Memories“ haben BLACKLANDS gar ihr eigenes „I Wanna Know What Love Is“ geschaffen – der Track würde sich auch auf jedem Kuschelrock-Sampler gut machen. Auch wenn das für viele nach einer Kritik klingen mag – ich verstehe es als Kompliment. Mit dem rockigen „Take“ beendet man schließlich den unbelastet naiv-schönen Trip in das Top-Gun-Zeitalter. Das 15-minütige „Power Play“ zeigt die Combo dann wieder von einer anderen Seite – ein Epos mit Pink Floyd-Anleihen – gekonnt, beeindruckend, aber wiederum wenig identitätsstiftend. Das gleiche gilt auch für die reduzierte und nachdenkliche Abschlussballade „The Meaning“.

Man kann bei BLACKLANDS‘ Debüt fraglos einige Kritikpunkte finden. Aber man sollte hierbei auch ganz klar hervorheben, dass es sich um Kritik auf sehr hohem Niveau handelt. Am überzeugendsten und authentischsten kommt die Combo meiner Meinung nach dann rüber, wenn sie überaus gekonnt in den 80ern schwelgt. Die Ausflüge in andere Gefilde wie Prog- oder Folk-Metal werden durchaus ebenso versiert rübergebracht, wirken aber im Vergleich zu den musikalischen Nostalgietrips einfach weniger überzeugend. Identität und ein Gesicht bekommt die Truppe erst mit ihren 80er-Hämmern – das haben sie einfach im Blut. Das ändert aber nichts daran, dass „A New Dawn“ auch in der Gesamtabrechnung zu überzeugen vermag und verdientermaßen locker 4 Sterne einfährt!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: symX (30.06.2013)

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