Turisas - Turisas2013

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VÖ: 23.08.2013
Bandinfo: TURISAS
Genre: Viking Metal
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste

Mit "Stand Úp And Fight" haben TURISAS vor zwei Jahren eines der epischsten und besten Alben 2011 veröffentlicht und dementsprechend ist die Erwartungshaltung ein stückweit angestiegen, was das Nachfolgewerk "Turisas2013" angeht. Vorab wurde uns bereits die Single "For Your Own Good" präsentiert, die durchaus für zwiegespaltene Meinungen gesorgt hat. Der Sound war anders, weniger episch und allgemein deutlich unspektakulärer. Für mich persönlich hat dieser spezielle Sound trotzdem noch was inne, was diese Musik so dermaßen interessant für mich gestaltet. Kommen TURISAS anno 2013 denn nun komplett von ihrem Weg ab? Jein!

Schon der zweite Track der Scheibe "Ten More Miles" strebt eher die epische Richtung des Vorgängeralbums an, auch wenn der Song von grundauf relativ einfach gestrickt ist. Die epischen Chöre kommen zum Einsatz und der Refrain ist definitiv Mitgröl-tauglich, was bei TURISAS ja gewissermaßen Pflicht ist... Zumindest bei einigen Songs! Auch "Piece By Piece" springt auf den Epic-Train auf und verinnerlicht das, wofür TURISAS über die Jahre hinweg so geschätzt wurden. Ein paar gekonnte Growls gepaart mit Cleangesang und fettem Chor im Chorus. Leicht progressive Anleihen findet man aber auch hier nicht vor, da der Song für die Verhältnisse der Truppe doch schon auf Nummer sicher geht.

Ganz anders gestaltet sich das mit "Into The Free", das ziemlich soft daher kommt und zumindest versucht, den Hörer nicht mit standardmäßigen Strukturen zu langweilen. Hier wird auch deutlich, dass TURISAS im Jahre 2013 was Neues probieren wollen und eben nicht nur darauf verharren, was ihnen in der Vergangenheit diesen großen Erfolg beschert hat. Hier klingen die Finnen wie gesagt relativ soft, lassen den klassischen Folk-Anteil aber trotzdem nicht vermissen. Trotzdem arbeitet Mathias hier größtenteils mit Clean-Gesang, wenn wir mal vom zweiten Part des Refrains absehen. Ähnlich wie "For Your Own Good" wird der Song die Fangemeinde spalten, da Hardcore-Fans nur selten für was Neues offen sind, was ich persönlich sehr schade finde, da auch Nummern wie diese durchaus was können.

Ein wenig schmunzeln musste ich beim Track "Run Bhang-Eater, Run!", der grundsätzlich versucht, in eine ähnliche Richtung zu gehen wie das phänomenal tolle Halbinstrumental der letzten Platte. Der Unterschied hierbei liegt allerdings klar auf der Hand... Der Hörer wird ein wenig verdutzt dreinschauen, weil man durch die Melodie doch ein stückweit ein Grinsen ins Gesicht gezaubert bekommt. Ich weiß auch nicht, wie ernst man den Song nehmen kann, der in der ersten Hälfte auch von einem wunderschönen Stöhnpart seitens einer Frau umschmückt wird... Fakt ist, dass der Song für mich eher als Gag funktioniert, ganz gleich, ob der Endpart doch sehr episch daher kommt.

"No Good Story Ever Starts With Drinking Tea" ist dann der absolut typische Mitgröl-Song, der TURISAS wie auf den Leib geschneidert wurde. Live wird das Ding sicherlich abgefeiert und auch beim Saufen taugt die Nummer was, so viel kann ich verraten! Die Herzstücke der Platte kommen allerdings gegen Ende mit "The Days Passed" und "We Ride Together". Mit relativ großem Abstand sind diese zwei Stücke das Beste, was die Scheibe zu bieten hat. "The Days Passed" ist sehr experimentierfreudig, kommt dennoch immer wieder auf die Wurzeln der Band zurück, verzückt insbesondere meine Wenigkeit mit einer wundervollen Melodie, die gut und gerne tagelang in meinen Gehörgängen festsitzt. "We Ride Together" ist ein epischer Rausschmeißer der ersten Güte, auch wenn der Song seine Zeit braucht, um seine volle Wirkung zu entfalten. Hier wird dennoch deutlich, dass Experimente nicht immer was Schlechtes bedeuten müssen, denn die Mischung aus Neuem und Altbewährtem funktioniert hier mehr als gut!

Am Ende kann ich nur das Resümee ziehen, dass TURISAS sich definitiv ein Stückchen von ihrem Grundsound entfernen, teils etwas roher und weniger klinisch klingen, teils eben auch einige neue Elemente in ihre Musik integrieren. Für mich, der sich als großer Fan der Band bezeichnet, hat dieses Konzept wunderbar funktioniert. Nach nunmehr drei Studioalben tut dieser kleine Tapetenwechsel der Band gut und bietet den Die-Hard-Fans trotzdem noch genug Stoff, um glücklich zu werden. Grundsätzlich sollte man aber auch offen für Neues sein, sonst wird die Platte nie und nimmer ihre volle Wirkung entfalten. Ich höre jetzt schon das große Gejammer einiger Fans, die TURISAS für tot erklären, aber meine Wenigkeit wird der Band auch nach dem neuen Werk definitiv nicht den Rücken kehren. An ihr Magnum Opus "Stand Up And Fight" kommen die Finnen zwar nicht ran, aber das müssen sie auch gar nicht. Sie belohnen sich selbst mit der Tatsache, dass ihnen der Spagat aus Old-School-Material und neuem Stuff sehr gut gelungen ist. Wer als Metalhead auch gern mal ein BISSCHEN über den Tellerrand blickt, dennoch nicht gänzlich auf die alten Trademarks verzichten will, der wird hier mit einer enorm starken Platte belohnt, die durchaus was drauf hat!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Sonata (16.08.2013)

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