MONO INC. - Nimmermehr

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VÖ: 09.08.2013
Bandinfo: MONO INC.
Genre: Goth Rock
Label: No Cut
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Lineup  |  Trackliste

"Heile, heile Segen" bei MONO INC.? Wohl kaum, wenn man sich die ersten Reaktionen auf die gleichnamige Single anschaut. Die Gothic Truppe durfte hierfür mehr Kritik einstecken als Lob. Okay, rein objektiv ein klarer Klau eines Nummer eins Hits aus dem Jahre 2004, beweist der Song nach einer Weile dennoch Hartnäckigkeit und einen eigenen Charme. Wichtig ist der Song trotz allem, öffnet er MONO INC. die Tür für deutschsprachige Texte und damit lyrischem Neuland. Daher steht er wegweisend für ein bedeutsames Album für die hamburger Truppe.

Und das ist "Nimmermehr" auch tatsächlich geworden. Klangen die beiden Vorgänger "Viva Hades" und "After The War" untereinander und in sich selbst etwas eintönig, so kann Album Nummer sieben auf voller Distanz unterhalten, wenngleich nicht immer überzeugen. Angefangen mit besagter Ohrwurmsingle folgt mit "Seligkeit" gleich ein Highlight. Harte und schwere RAMMSTEINige NDH-Riffs laden in der Strophe zu ausgiebigem Headbangen ein, bevor der ultramelodische Refrain nicht zufällig Erinnerungen an das Werk eines gewissen Herrn WITT hervorruft (Nein, bei diesem Stück ist besagter Künstler noch nicht beteiligt). Auch "My Deal With God" trifft als urtypische MONO INC. Uptempohymne voll ins Schwarze, während die obligatorische Neuauflage vom Debüt (in diesem Falle "Euthanasia") in düster-melancholischem Goth-Rock Fahrwasser schwimmt, HIM-Reminiszenzen inbegriffen. "Alles was bleibt" ist eine recht simple, aber umso wirkungsvollere Ballade, mit netten elektronischen Arrangements spannend aufgepeppt, bei "The Clock Ticks On" dominieren wieder hübsch-harte Triolenriffs.

Bis hierhin könnte man fast vom besten Album in der Historie MONO INC.s sprechen. Leider haben sich aber auch ein Paar Luftpumpen eingeschlichen. Die textlich intensive Ballade "Another Way To Die" überschreitet die Triefkitschgrenze um Kilometer, die zweite Uptemponummer "Days Like This" wirkt im Vergleich zum melancholischen Rest viel zu unbesorgt, fröhlich, fast punkig und irgendwie fehl am Platz. Besser funktioniert das bei "Ich teile dich nicht mehr", welches auch recht beschwingt daherkommt, trotzdem genug Düsterniss in der Musik mit sich bringt. "Nimmermehr" funktioniert als Rausschmeißer sehr gut, stinkt als Titelstück allerdings völlig ab. Wer an das Werk "Nimmermehr" denkt wird rückwirkend anderes im Kopf haben als eine knapp dreiminütige Pianoballade.

Und dann war da noch das groß angekündigte Duett mit NDW-Hero JOACHIM WITT, "Kein Weg zu weit" geschimpft, auf das die Band eigenen Aussagen nach besonders stolz ist. Es ist zu befürchten, dieses Stück wird noch stärker polarisieren als "Heile, heile Segen", denn hier handelt es sich um eine völlig verkitschte Pop-Nummer, welche sich gefährlich nah an UNHEILIGes Terrain begibt. Kinderchor inklusive. Bei eingangs erwähntem "Seligkeit" hätte die Zusammenarbeit einiges mehr an Sinn ergeben. So allerdings muss man sich dem Vorwurf von Namedropping und versuchtem Radioairplay stellen.

Fazit: "Nimmermehr" ist ein wirklich gutes Album geworden mit einigen bärenstarken Highlights. Das gute Songwriting kann leider nicht auf gesamter Distanz gehalten werden, so dass die Grenze zwischen natürlichem Entstehungsprozess und Kalkül nicht immer klar ist. Dennoch können Fans wie anderweitig Goth-Rock Interessierte aller Art dieses Mal bedenkenlos zugreifen.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (16.08.2013)

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