Pinkish Black - Razed To The Ground

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VÖ: 13.09.2013
Bandinfo: Pinkish Black
Genre: (stilübergreifend)
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste

Normalerweise gehört es sich ja nicht, Kollegen zu zitieren. Da das aus Texas stammende Duo PINKISH BLACK im Pressesheet aber auf eine Formulierung der Kollegen von Pitchfork zurückgreift, um ihren grundlegenden Bandsound zu beschreiben, möchte ich euch eben dieses Zitat nicht vorhenthalten: "Fette, kräftige Schläge, mit gummibandartig verzerrten Bässen von einem Keyboard, das zwischen dynamischen, neckischen Synthesizer-Lines und Vocals knurrt, die sich zwischen opernhafter Erhabenheit und kehliger Schändlichkeit bewegen".

Dieses Zitat ist im Grunde so wichtig, als dass es dem Hörer einen ersten Eindruck gibt, was einem beim Konsumieren des zweiten Albums "Razed To The Ground" erwartet, welches sich stilistisch am selbstbetitelten Debüt orientiert. Hierbei möchte ich lediglich auf die anscheinend konfus wirkende Stilbezeichnung hinweisen, denn mit "konfus" bringt man den Sound der Amerikaner recht gut auf einen Punkt. Inhaltlich erfahre ich als Rezensent das Dargebotene naturgemäß etwas anders als die Kollegen.

Somit versuche ich mich einmal selbst an einer Ableitung obiger Formulierung über das, was mir soeben über die Ohren gerauscht ist. Zerfahrene, teils klinisch sterile Drums treffen auf ein Gerüst aus elektronischem Allerlei mit massiv eingesetzten Synths wie Samples und bilden aus zuweil fokussierten und atmosphärisch Doom-artigen Elementen eine Schnittmenge, über derer eine seltsam verhallte Stimme schwebt. Oder einfacher: Eine Klangkollage aus verworfenen DUST-BROTHERS-Ideen trifft auf melancholische Vocalparts aus jüngeren NICK-CAVE-Sessions.

Beim Blick auf die Bandbio ist zu erfahren, dass das ursprünglich unter dem Namen THE GREAT TYRANT gegründete Projekt den tragischen Tod ihres damaligen Bassisten Tommy Atkins zu verkraften hat und auch darauf noch weitere, nicht näher bezeichnete Schicksalsschläge folgten. Unter diesem Gesichtspunkt trifft die emotionale Wucht des doomigen und treibenden Titelstücks beispielsweise besonders ins Mark. Hier ist tiefe Verzweiflung praktisch spürbar. Auch wenn im Finale von "Rise" leicht abgespacete Synths auf den sehr zerbrechlichen Gesang von Daron Beck treffen, dann erfüllen die Soundexperimente ihren Zweck: Sie bewegen und verführen zum tag(alb)träumen.

Jedoch will zumindest meine Wenigkeit einfach keinen Zugang zu sehr repetitiv und bei allen Spielereien einfach unspektakulären Songs wie "Kites And Vultures" oder "Bad Dreamer" finden, so oft ich den an sich ambitionierten Stücken jetzt schon eine Chance gegeben habe. Es will einfach nicht zünden.

Das heißt natürlich unter keinen Umständen, dass "Razed To The Ground" oder PINKISH BLACK im Allgemeinen keine Abnehmer finden werden. Im Underground, in der Post-Szene oder zuweil auch im Electro- und Industrialsektor lohnt sich das anchecken allemal. Der Großteil der Leser unseres Magazins wird sich, das wage ich zu prognostizieren, dennoch eher nicht unter der zukünftigen Gefolgschaft von PINKISH BLACK wiederfinden.



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (16.09.2013)

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