Dream Theater - Dream Theater

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VÖ: 20.09.2013
Bandinfo: DREAM THEATER
Genre: Progressive Metal
Label: Roadrunner Records
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Lineup  |  Trackliste

Mit ihrem zwölften Langeisen legen die US-Prog-Götter bereits ihr zweites Werk nach dem Abgang von Bandleader Mike Portnoy (Drums) vor. Dass die Scheibe schlicht und einfach mit dem Bandnamen betitelt ist, ist aber nicht etwa der Ideenlosigkeit der Combo zuzuschreiben, wie Gitarren-Hero John Petrucci im neusten und hochinteressanten Interview mit Stormbringer zu Protokoll gibt: „Wir wollten mit unserem neuen Album ein Ausrufezeichen setzen und damit zum Ausdruck bringen, dass wir mehr denn je mit vollem Herzen hinter dem stehen, was wir seit fast drei Jahrzehnten machen! Um das zu unterstreichen, haben wir auf einen zusätzlichen Albumtitel verzichtet.“ Ob der Silberling auch als Ausrufezeichen in die Bandhistorie eingehen wird, muss sich erst noch zeigen. Auf alle Fälle bietet das Werk sämtliche Trademarks, wegen derer die Truppe von ihren Fans seit Jahrzehnten angebetet wird.

Den Anfang machen die Jungs mit einer klassisch-orchestralen Instrumental-Ouverture („False Awakening“), die Erinnerungen an „Six Degrees Of Inner Turbulence" hervorruft. Die Keyboard-Streicher klingen in Zeiten, in denen sich jede zweitklassige Symphonic-Metal-Kapelle ein Orchester leistet, zwar etwas billig, aber das gehört irgendwie schon fast zum typischen DT-Sound. „Enemy Inside“ – die erste Singleauskopplung – gibt dem Gaul dann so richtig die Sporen: Heftige Gitarrenriffs und ein cooler Chorus kredenzen den ersten Höhepunkt der Scheibe! Ein paar Gänge runtergeschaltet, nimmt uns „The Looking Glass“ sodann mit auf einen Nostalgietrip in selige „Scenes From A Memory“-Zeiten. Mit dem nachfolgenden „Enigma Machine“ präsentiert uns die Combo eine Instrumentalabfahrt, die sich gewaschen hat – düstere Harmonien, vertrackte Songstrukturen, zu Beginn noch zähflüssig, um dann in der Songmitte wie ein Vulkan auszubrechen. Insbesondere Drummer Mike Mangini bekommt hier Gelegenheit, seine immensen Fähigkeiten zu zeigen und dafür zu sorgen, seinen Vorgänger endgültig vergessen zu machen.

Nach diesem musikalischen Brainfuck wird's im Mittelteil des Albums eher leichter verdaulich: „The Bigger Picture“ beginnt episch groß, wird in der Strophe zur Piano-Ballade und schwingt sich im Chorus wiederum zu voller Pracht auf. Die Proggies zeigen hier einmal mehr ihr Gespür für eingängige Melodielinien mit Anspruch. Ein gelungener Track, wenn auch insgesamt musikalisch nicht sonderlich überraschend. „Behind The Veil“ erinnert zu Beginn an einen Space-Soundtrack, wird in der Strophe zum erdigen Rocker und endet in einem hymnischen Refrain – kompositorisch sicherlich der straighteste Track. Mit „Surrender To Reason“ und „Along For The Ride“ flacht die Qualität dann aber doch etwas ab und die Stücke plätschern in unspektakulärer Schönheit vor sich hin.

Glücklicherweise folgt das Beste zum Schluss: Mit „Illumination Theory“ servieren uns die Köche einen fünfgängigen Prog-Gourmethappen der Spitzenklasse: Die 22-minütige Berg- und Talfahrt beinhaltet noch einmal alle Facetten des Traumtheaters, wenn auch die meisten Elemente den erfahrenen DT-Hörer kaum mehr überraschen können - Petrucci macht seine Überschall-Solis, Rudess hat seine „Jahrmarkt-Auftritte“ - und so weiter und so fort. In der Mitte des Tracks klinkt sich die Combo zwischenzeitlich komplett aus und der Song wird zu einer wunderschönen Streicher-Suite, in der die bereits angespielten Themen noch einmal aufgegriffen und weitergeführt werden – erfrischend anders. Das Ganze mündet schließlich in einer progressiven Vollpackung und endet auf einem hymnischen Gipfel mit James LaBrie. Ganz groß!

Als Fan der Frühwerke von DREAM THEATER fällt es mir nicht ganz leicht, am Schluss eine Endabrechnung zu erstellen. Insgesamt liefern die Altmeister hier aber sicherlich sehr solide Arbeit ab, wenn auch etwas die Frische und Originalität fehlt. Stilistisch lässt man sich auf keine Experimente ein und bleibt den Klassikern aus der eigenen Diskografie treu. Fazit: Eine mehr als gelungene Scheibe ohne echte Überraschungen, die die Fanlegionen zufrieden stellen dürfte.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: symX (14.09.2013)

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