Alter Bridge - Fortress

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VÖ: 27.09.2013
Bandinfo: ALTER BRIDGE
Genre: Alternative Rock
Label: Roadrunner Records
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Lineup  |  Trackliste

Wem beim Namen ALTER BRIDGE immer noch als erstes das Vorurteil „CREED mit neuem Sänger“ in den Sinn kommt (drei der vier Bandmitglieder waren bis 2004 Teil der Multiplatin-Truppe), kann sich mit dem vierten Album der Combo definitiv von diesem Gedanken verabschieden. Mit dem weichgespülten Grunge der späten 90er haben die Jungs längst nichts mehr am Hut. Vielmehr spielt man hochmelodischen, originellen und modernen Metal mit Anspruch, wie das Einstiegsepos „Cry Of Achilles“ sogleich eindrucksvoll unter Beweis stellt. Der Track beginnt mit akustischen Flamenco-Gitarren und geht dann in ein neoklassisches Riff-Gewitter über, welches in einem Hammer-Chorus endet! Ein solcher sechseinhalb-Minuten-Brocken direkt zu Beginn der Scheibe mag vielleicht nicht jedermanns Sache sein. Mich hat dieser Track aber schlicht weggehauen - mein persönliches Album-Highlight!

Nach dem eröffnenden Paukenschlag geht es zwar in verminderter Komplexität, aber in genau so hoher Intensität weiter: „Addicted To Pain“ ist die erste Singleauskopplung, ein verhältnismäßig straighter Rocker, der von den Jungs mit großer Überzeugung und traumwandlerischer Selbstsicherheit rausgehauen wird. Gerade auch Sänger Myles Kennedy lässt einem hier beeindruckend die Ohren klingeln. Weiter und unbedingt erwähnenswert ist das zweite Albumhighlight „Bleed It Dry“. Insbesondere die Gitarrenparts von Mark Tremonti sind alles andere als die Pflichtübung eines abgezockten Rockstars – das ist ganz große, leidenschaftliche Frickelkunst! Als zusätzliche Anspieltipps sind schließlich die ruhige, tiefschwarze Blues-Nummer „Lover“, das hymnische „Peace Is Broken“ und das entfernt an MUSE-Harmonien erinnernde „Calm The Fire“ zu nennen.

Mit ihrem Viertling zeigen die Ex-Grunger eindrucksvoll auf, dass sie gewillt sind, ihr Ding durchzuziehen und nicht mit jedem Song auf Radio-Airplay zu schielen. Natürlich schleicht sich in der Folge der eine oder andere kommerziellere Track ein. Geben wir uns keiner Illusion hin – auch ALTER BRIDGE wollen so viele Platten wie möglich verkaufen und weltumspannenden Erfolg erreichen. Aber schlussendlich bleibt dennoch der Eindruck erhalten, dass hier eine Truppe am Werk ist, die nicht in erster Linie gefallen will, sondern die Mucke macht, die ihnen persönlich am meisten am Herzen liegt. Das bekräftigt auch Mark Tremonti im aktuellen Interview für Stormbringer. Selbst wenn man hier modernen Metal zockt, gibt man sich nie dem Minimalismus aktueller Modern-Metal-Combos hin, sondern staffiert das Ganze stets mit viel Liebe zum Detail und barocker Opulenz aus. Das Herzblut pulsiert hier in jedem Ton spürbar. Auch wenn auf „Fortress“ der eine oder andere Chorus etwas vorhersehbar erscheint und auf Albumlänge das Prädikat „Meisterwerk“ nicht ganz verdient wäre, ist der Silberling in der Endabrechnung eine ganz fette Sache geworden, die sich alle Freunde der vollen melodischen Metal-Breitseite mal zur Brust nehmen sollten!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: symX (23.09.2013)

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