OCEANO - Incisions

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VÖ: 11.10.2013
Bandinfo: OCEANO
Genre: Deathcore
Label: Earache Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Stumpf ist Trumpf – das war zumindest Mitte der Nullerjahre ein völlig gültiges Statement, denn dort hatte der aus mehreren Stilen zusammengeschusterte Deathcore ein paar Jahre lang seine absolute Blütezeit. Mittlerweile ist das Ganze – noch drastischer als beim großen Bruder Metalcore – auf ein normales Maß abgeflacht und etliche Bands aus dem Genre segneten das Zeitliche. Sei es, weil sie einfach kein drittes, gleichklingendes Album mehr machen konnten, weil sie in der Veröffentlichungsschwemme untergingen oder – und das passierte öfter als man glaubt – sie gar aus dem Bollo-Alter rausgewachsen sind. Übrig geblieben sind nur mehr eine Handvoll zähe Vertreter und das Chicago-Kollektiv OCEANO zählt in jedem Fall dazu.

Deren bisherige Alben „Depths“ (2009) und „Contagion“ (2011) können getrost in die Kategorie „verzichtbar“ verbucht werden, hat die Truppe rund um Brüllwürfel Adam Warren trotzdem nicht davon abgehalten, auch weiterhin fröhlich dem Drop-D-gestimmten Breakdown zu frönen. „Incisions“ schlägt dabei fast in die gleiche Kerbe, kann im Gegensatz zum eindimensionalen Vorgänger aber trotzdem mit der einen oder anderen kleinen Überraschung aufwarten. Die größte ist auf jeden Fall das Bemühen (!), Abwechslungsreichtum in den Sound zu bringen. Das gelingt OCEANO partiell sogar. Die besten Beispiele sind das mystisch einleitende „Internal War“ mit spooky Sprechgesang, das apokalyptische Intro zu „Embrace Nothingness“ und das hervorragende, fünfminütige Instrumental „Disseverance“ kurz vor dem Ende.

Schade ist nur, dass sich OCEANO zwar verstärkt, aber immer noch zu selten aus ihrem Sicherheitskokon trauen. Hätte man den Mut zur Andersartigkeit auf mehreren Songs durchgezogen, hätte „Incisions“ eine wirkliche Überraschung werden können, aber der Hauptteil der stampfenden Violent-Dancing-Förderer verglüht wie eine Sternschnuppe, bevor er sich langfristig in den Gehörgängen festsetzen kann. Die teilweise guten Thrash-Ansätze werden durch Trigger-Geblaste genauso vernichtet, wie kurz aufkeimende, innovative Songideen durch den Griff zum Sicherheitsgürtel. Trotzdem ist „Incisions“ das bislang mit Abstand stärkste Werk der selbsternannten, angepisstesten Band der Welt. Richtig warm werde ich mit den Jungs aber wohl nie werden – insofern können Fans von WHITECHAPEL oder den leider verblichenen DESPISED ICON gerne einen halben Punkt dazu addieren.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (08.10.2013)

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