BLACK HAWK - A Mighty Metal Axe

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VÖ: 25.10.2013
Bandinfo: BLACK HAWK
Genre: Heavy Metal
Label: Pure Underground Records
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Lineup  |  Trackliste

Es sind zur Zeit sicherlich keine Breaking News, wenn eine seit Jahrzehnten im Underground beständige Band wahlweise reformiert wird oder endlich einen größeren Plattendeal erhält. Retro ist schließlich angesagt. Schön zu hören ist es dennoch nach wie vor, dass sich die idealistische Idee einer Metalband trotz Ausbleiben kommerziellen Erfolges und überbordender Bekanntheit mehrere Dekaden lang hält. Die Schleswig-Holsteiner BLACK HAWK sind so ein Fall. Seit 1981 treiben sie schon ihr Unwesen, das volle Programm mit mehreren Line-Up Wechseln, Splits und Reunions selbstverständlich abgesteckt. Und erst ein knappes Vierteljahrhundert nach Bandgründung hat es mit dem ersten abendfüllenden Longplayer im Jahre 2005 geklappt, "Twentyfive" betitelt, und seit dessen Release folgen die Veröffentlichung recht regelmäßig. "A Mighty Metal Axe" heißt nun der neueste Streich. Nur zeigt sich eben in einigen Fällen auch, dass "alt“ nicht immer gleichbedeutend mit weise, gereift, oder ganz simpel "gut" sein muss.

Wenn die Retrowelle im klassischen Metalsektor bis jetzt bemerkenswerte Releases hervorgezaubert hat, dann in erster Linie immer als Kinder der NWoBHM. BLACK HAWK hingegen sind als deutsche Landsmänner deutlich hörbar von Kapellen ihrer Umgebung beeinflusst (HELLOWEEN ausgenommen), also STORMWITCH, GRAVE DIGGER und in erster Linie ACCEPT. Und das hört man schon mit dem ersten Riff bei "Fear" heraus. Der Opener überrascht danach gleich mit einer vergleichsweise entspannten Strophe, ehe eine ACCEPT-Bridge Spannung aufbaut, welche im sehr melodischen Refrain entladen wird. Viel Abwechslung, welcher die Erwartungen, die der Poser-Albumtitel mit sich bringt, vorerst unterwandert. Ganz ohne NWoBHM gehts nicht, wie es "The Fighter" oder "Nightrider" zeigen, jedoch mehr in Richtung SAXON oder JUDAS PRIEST denn IRON MAIDEN. Die BLACK HAWKschen Kompositionen kommen dennoch mit weit weniger Schnickschnack wie Flitzesoli, Breaks oder Gelenkbrecherriffs daher wie die der Vorbilder, was bis zum Titelstück auch super funktioniert. Manchmal ist Weniger eben Mehr, ein effektiver (True-)Metalsong lebt auch vom vermittelten Spirit und Feeling (ohne hier jetzt explizit MANOWAR-Klischees zu bedienen) und muss sich dafür nicht unabdingbar hinter technischer Finesse verstecken.

Wenns dann mit Spirit und Feeling aber nicht klappen will hat man ein Problem. Und nach drei guten Songs als Einstieg ist das leider auf "A Mighty Metal Axe" der Fall. "Nightrider" treibt es mit seiner Simplizität schon sehr weit, während der eigentliche Song einfach unspektakulär dahinplätschert. Mit dem Versuch der Stadionrockhymne "Fashionvictim" demontiert man sich aber selbst. Nicht nur, dass ein dermaßen amerikanisch geprägter Song wie dieser (POISON lassen grüßen) einfach nicht zum Rest passen will, er ist mit seiner Drei-Akkord-Copy-Paste-Struktur dermaßen stümperhaft und langweilig arrangiert, dass er locker unter den Flop-10 Songs des Jahres einen Treppchenplatz ergattern kann. Der Rest pendelt dann weiter zwischen wenig spektakulär ("Burning Angels", "Beast In Black") und einigermaßen spaßig ("Skills Of Arabia", "Heroes"). Mit "Venom Of The Snake", einem kurzen Intermezzo aus cleanen Gitarren und Gesangsparts, zeigt man, dass man sich auch mal die Solowerke von OZZY OSBOURNE angehöhrt hat, im Prinzip ist mit der ersten Albumhälfte aber alles gesagt, was gesagt werden muss. Der Rest ist Füllmaterial.

Fazit: Ein Metalsong trifft auch ohne technische Finesse ins Schwarze, wenn er genug Atmosphäre, Authentizität und Feeling transportiert. Wenn das nicht klappt, bleibt nicht viel übrig. BLACK HAWK liefern Exemplare für beides, jedoch mehr für letzteres. Da hilft auch kein Alters- oder Undergroundbonus.



Bewertung: 2.0 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (23.10.2013)

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