Nhor - Within The Darkness Between The Starlight

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VÖ: 30.08.2013
Bandinfo: Nhor
Genre: Black Metal
Label: Prophecy Productions
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Lineup  |  Trackliste

Das englische Musikprojekt NHOR produziert seit 2009 Werke, die sich sowohl mit stimmungsvollen Ambient-Klängen als auch mit archaischem Black Metal beschäftigen. Die Veröffentlichung „Within The Darkness Between The Starlight“ verbindet eben diese beiden Elemente, auf einem Album. An sich keine neue Kombination, doch schon die ersten Minuten zeigen, dass sich alleine der Einsatz des Pianos von anderen Veröffentlichungen dieser Art erheblich abhebt. Die Piano-Kompositionen nehmen einen wesentlichen Teil in der Klangwelt von NHOR ein. Zwar wird hier Chopin oder Rachmaninow keinerlei Konkurrenz gemacht, denn NHOR setzen nicht darauf, mit komplizierter Komplexität zu protzen, aber sie wissen mit der Anmut der Einfachheit zu überzeugen.

„A Forest Draped In Moonlight“ leitet das Album mit sphärischen Klavierakkorden ein, die langsam zu einer ruhigen aber starken Melodie wachsen. Natürlich setzen NHOR durchgehend auf den Hall-Effekt eines Haltepedals. Wie die meisten Titel, berührt das folgende „Within The Darkness Between The Starlight“ die zehn Minuten Marke. Dies bietet viel Zeit, die Elemente der unterschiedlichen Musikstile zu mischen.

In „Patient Hunter, Patient Night“ werden Übergänge zwischen den einzelnen Elementen eingangs allerdings etwas abrupt vorgenommen. Doch dies mag Absicht sein, schließlich kann es auch in der Natur vorkommen, dass die letzten dicken Regentropfen noch auf dem Gras aufschlagen, während schon die ersten Sonnenstrahlen wieder durch Wolkendecke und Blätterdach hereinbrechen. NHOR zeigen auch, dass sie gerade die verschiedenen Musikstile mit gekonnten Übergängen zu verbinden wissen, wie etwa die Überleitung in der Mitte des Titels zeigt. Ein stimmungsvolles Anschwellen der Töne, das Hinzunehmen verschiedener klanglicher Elemente und besonders der Einsatz des Schlagzeugs lässt „Patient Hunter, Patient Night“ gekonnt von einem ruhigen entspannenden Stück zu einem kräftigen Vertreter des Black Metals wechseln. Auffallend ist diese Tendenz, das dominierende Genre etwa bei der Hälfte des Titels zu tauschen, auch bei „The Temple Of Growth & Glimmer Ascends“ und „The Fall Of Orion“. Präsent bleiben aber stets sowohl Ambient als auch Black Metal Elemente. Die Vocals, oft in regelrecht krächzender Form, bleiben hier aber durchgehend nur ein Element von vielen, sie treten kaum allein in den Vordergrund.

Das vergleichsweise kurz gehaltene „An Awakening Earth“ bietet eine ruhige Pause vor „Rohmet Etarnu”, das die Klangwelt von NHOR in verdichteter Form darbietet und eine Klangkulisse von großer Intensität erzeugt.

Schade ist, dass mir unmittelbar nur die Musikdateien zur Verfügung stehen, denn bei NHOR verdienen Text und Bild mindestens genauso viel Aufmerksamkeit wie die Musik. Das Artwork „Within The Darkness Between The Starlight“ ist schlicht beeindruckend. Auch die Facebook- und die Tumblr-Seite von NHOR liefern zusätzlich interessante Impressionen. Für wen der letzte Waldspaziergang schon zu lange her ist, finden sich hier unzählige Aufnahmen. Die Fotografien von winterlichen Wäldern oder grünen Blätterlandschaften werden auf der Tumblr-Präsenz mit Zitaten und Texten von Persönlichkeiten wie John Muir, einem Universalgelehrten, der sich Naturschutz und –Forschung widmete, dem Komödiendichter des alten Roms Plautus oder dem Gatten der Frankenstein Autorin Percy Bysshe Shelley unterlegt. Aber auch Texte aus eigener Feder werden auf dieser Seite präsentiert. Außerdem können Erläuterungen und auch Inspirationen zu einigen Titeln durchstöbert werden, und der Leser kann etwa herausfinden, was ein Nachtfalter mit einem früheren Werk von NHOR zu tun hat.

Insgesamt bietet sich hier ein stimmiges Gesamtbild und ein offenbar wohldurchdachtes Konzept. Anmerkungen zu der Philosophie, die hinter diesem steht und eine Erklärung, warum Stille sich nicht als Ausdrucksmittel eigne, sind den erwähnten Seiten zu entnehmen. Es sei hier nur die offensichtliche Wertschätzung der Natur erwähnt.

Allerdings mag der eine oder andere Hörer die Klangwelt von NHOR schlicht schrecklich langweilig finden, und spätestens ab dem dritten Titel erlebt man auch keine Überraschungen mehr. Doch das Konzept, das man hier vom ersten bis zum letzten Titel durchzieht, hat das Potential zu begeistern. Gerade die Intermedialität von Text, Bild und Musik und die Aufmerksamkeit, die hier auch kleinen Details gegeben wird, machen das Projekt NHOR zu einem ganz eigenständigen und interessanten Erlebnis. Die Symbiose verschiedener Stilelemente gelingt, bietet aber wenig Abwechslung. Als kurzweiliger Zeitvertreib ist das Album nicht geeignet.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Vár (03.11.2013)

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