Dark Funeral - Attera Totus Sanctus (ReRelease 2013)

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VÖ: 22.11.2013
Bandinfo: DARK FUNERAL
Genre: Black Metal
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste

Von Zeit zu Zeit trifft es ein etabliertes Label, das sich ein bisschen verkalkuliert und möglicherweise auf die falschen Pferde gesetzt hat. Dann ist die Metalwelt um ein Bienenstöckchen ärmer, und die fleißigen Arbeiterinnen ziehen los und verteilen sich nach Kräften auf die Nachbarvölker. Als Anfang 2012 das schwedische Label Regain sang- und klanglos in einer Nacht- und Nebelaktion vom Erdboden verschwand, mussten sich so einige Bienchen neue Völker suchen - unter anderem DARK FUNERAL, die nach einem labellosen Jahr jetzt für Century Media summen. Ganz die fleißigen Imker, die sie sind, verwerten Century Media nach und nach den über Jahre gesammelten Honig neu und bringen ihn mit neuem Etikett und in einem neu designten Gläschen auf den Herbstmärkten der Metalwelt unters Volk.

Nun, mit diesem Honig lässt sich allerdings schlecht süßen. Dafür ist "Attera Totus Sanctus", der 2005er-Jahrgang von DARK FUNERAL, deutlich zu bitter, und das gleich in zweierlei Hinsicht. Zum einen sind die Schweden selbstredend nicht ALCEST und knüppeln auf ihrem vierten Album im Grunde denselben Stiefel herunter, den man von ihnen gewohnt ist. Den hartgesottenen Black Metaller kratzt die über Gebühr strapazierte Blastbeatschiene natürlich wenig. Erst recht nicht, wenn sie so vergleichsweise unspannend inszeniert ist wie in den ersten drei Tracks, wovon das eröffnende "King Antichrist" noch der griffigste ist. Erst "Godhate" entwickelt sich nach dem obligatorischen Highspeed-Einstieg im Verlauf seiner fünf Minuten zu einem wiedererkennbaren Song mit tollem Refrain, Gänsehautmelodien und unterstützenden Chören. So sollten DARK FUNERAL häufiger klingen. Oder meinetwegen auch wie im Ruhepol des Albums, "Atrum Regina", wo eine entspannte Doublebass die hektischste Zutat bleibt und ansonsten eine fast schwelgerische Atmosphäre rund um eine tolle Gitarrenfigur regiert. Danach regiert nur noch eins: das satanische Mittelmaß. Weder "Angel Flesh Impaled" mit erstaunlich taktunsicheren Drums, noch "Feed On The Mortals" oder das "Final Ritual" fahren auch nur ein Riff oder einen anderen als die beiden Standard-Drumpatterns (schneller Blast und mittelschneller Blast) auf, die man von DARK FUNERAL erwartet.

Damit ist dann auch die zweite Bitterkeit erklärt: "Attera Totus Sanctus" ist wahrlich nicht Lord Ahrimans Meisterwerk, sondern ein tendenziell mindestens einen Song zu langes, verhältnismäßig uninspiriertes Album, das nicht umsonst unter den fünf Vollzeitwerken der Band nicht unter die Top 3 fällt. Wenig gelungen wirkt zudem die klinische Produktion, bei der Schlagzeug und Gesang noch immer weit im Vordergrund stehen, wenn auch leicht weniger als im Original. Dass 2005 nicht der beste DARK FUNERAL-Jahrgang ist, beweist auch das völlig seelenlose Remake des Klassikers "Open The Gates", das sich zusammen mit der "Atrum Regina"-Instrumentalversion (beide von der damaligen Japanedition) und einem halben Dutzend gelungener Livetracks aus Südamerika als Bonus mit auf dieser Wiederveröffentlichung findet. Wer also den Löffel zücken und diesen ziemlich verzuckerten, aber nochmal brauchbar aufgekochten Honig mit neuem Etikett testen möchte, muss sich schon als Die-Hard-Imker outen.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Florian Dammasch (15.11.2013)

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