Obliteration - Black Death Horizon

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VÖ: 08.11.2013
Bandinfo: Obliteration
Genre: Death Metal
Label: Indie Recordings
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Lineup  |  Trackliste

Kolbotn ist an und für sich ein ganz beschauliches 6000-Einwohner-Städtchen, 13 Kilometer südlich der norwegischen Hauptstadt Oslo gelegen und hauptsächlich durch eine wunderschöne Backstein-Kirche und den legendären Polarforscher Roald Amundsen bekannt. Kolbotn ist andererseits aber auch die Brutstätte für skandinavische Härte, satanische Ansichten und kompromisslosen Metal. DARKTHRONE rund um Wandervogel Fenriz haben hier die Ideen für eine ewigwährende Black-Metal-Legende erschaffen, AURA NOIR und LAMENTED SOULS sind ebenfalls in Kolbotn groß geworden, so wie die eher Todmetall-lastigen OBLITERATION, die dieser Tage mit „Black Death Horizon“ nach dreijähriger Abwesenheit ihr drittes Studioalbum eingescheppert haben.

Mit den beiden Erstwerken „Perpetual Decay“ (2007) und „Necropsalms“ (2009) haben sich die Burschen schon reichlich Credibility und zudem einen Kontrakt beim norwegischen Metal-Riesen Indie Recordings einspielen können. Aufgrund des Herkunftsortes ist es auch fast klar, dass bei OBLITERATION inzestuöse Verhältnisse herrschen. Sänger und Gitarrist haben letztes Jahr mit der Thrash-Combo NEKROMANTHEON für Aufmerksamkeit gesorgt und Drummer Valbo verknüppelt auch die Bühnenfelle von AURA NOIR. Klangtechnische Überschneidungen gibt es dennoch nirgends zu vermerken, dafür spielen OBLITERATION ihre Auffassung von Death Metal mit zu viel Herzblut und Hingabe. Konkret gesagt achten die Nordmänner auf höchstmögliche Authentizität, versuchen möglichst hingebungsvoll und ehrlich vorzugehen, verzichten dafür auf technischen Schnickschnack und jede noch so modern wirkende Methode.

Bereits der Opener „The Distant Sun“ vermag so manch technisch beschlagenen Death-Metal-Fan bis ins Mark zu verstören, da man auf das Hauptgenre zugunsten eines üppigen Doom-Intros verzichtet, dann aber in unnachahmlicher AUTOPSY-Stumpfheit durchs Gebälk holzt und dabei auch nicht mit seligen Später-80er-Soloeinlagen und grottig-hallenden Vocals spart. Mit Variabilität und Fintenreichtum sparen OBLITERATION auch im weiteren Verlauf nicht und scheinen sich von Song zu Song mühelos steigern zu können. „Goat Skull Crown“ scheppert im Uffta-Uffta-Highspeed-Stil daher, das achtminütige Monumentalwerk „Transient Passage“ huscht mit massig Chaos-Thrash im Death-Mantel um die Ecke und bei „Ascendance“ vernimmt der Hörer erstmals die längst erwarteten DARKTHRONE-„Uuugh“-Parts im besten Schwarzmetall-Stil.

„Sepulchral Rites“ ist kaum ärmer an Höhepunkten und verinnerlicht erstmals auch klar in den Vordergrund gestellte Punk-Vibes. Genau so haben die Jungs vor mehr als zwölf Jahren ursprünglich begonnen, bevor sie sich schlussendlich doch dem Death Metal zugewandt haben. Der etwas sperrigere Titeltrack am Ende ist ein unwiderstehlich Mischung aus SEPULTURA zu „Morbid Visions“-Zeiten und alten Death-Metal-DARKTHRONE á la „Soulside Journey“. Mit dem atmosphärisch dichten Instrumental-Outro „Churning Magma“ verstehen es OBLITERATION auch, perfekt aus einem Album-Erlebnis hinaus zu begleiten. Das passiert ohnehin viel zu selten. Von dem umtriebigen Haufen wird man künftig jedenfalls noch viel hören und das ist gut so, denn OBLITERATION sind die Zukunft, wenn es um das würdige Erbe der DM-Vergangenheit geht.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (31.10.2013)

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