I.M.Nail - Hyena Sunrise

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VÖ: 00.06.2013
Bandinfo: I.M.Nail
Genre: Alternative Metal
Label: Bladebeat Records
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Lineup  |  Trackliste

Wenn ein Wiener oder Münchener Rezensent ein Album aus der eigenen Stadt auf den Tisch gelegt bekommt, dann ist das wahrlich nichts besonderes. Als Koblenzer (knapp über 100.000 Einwohner) allerdings ein Werk aus der Heimat vorgelegt zu bekommen, das macht dahingehend richtig Laune und ein bisschen stolz. Und so freue ich mir natürlich ein Loch in den Bauch, das Werk "Hyena Sunrise" von I.M.NAIL aus Koblenz besprechen zu dürfen. Das aber nur am Rande.

Denn Lokalpatriotismus hin oder her, letztendlich zählt die Qualität des Werks. Und die kann, wohlbemerkt nach ein paar Startschwierigkeiten, letztendlich sehr wohl überzeugen. Startschwierigkeiten, das heißt in erster Linie, dass das Album zunächst auf Grund der zahlreich aufeinanderprallenden Stilistiken schwer zu greifen ist. Da treffen Groove- und Thrash Metal Passagen auf Hardcore, Power Metal kreuzt Alternative Rock, zarte symphonische Elemente sind dabei und auch eine durchaus prominent eingesetzte Gastsängerin gibt es zu bestaunen. Die Kunst bei solch fast schon avantgardistischem Vorgehen (zumindest auf den Genremix bezogen) ist, das alles zu einem schlüssigen Gesamtpaket zu schnüren, sprich: Daraus einen charakteristischen Bandsound zu entwickeln. Und das gelingt den Koblenzern sehr gut, fast schon zu gut, dazu aber später mehr.

Auf allzu lineare Songstrukturen greifen die Jungs nicht zurück, jedoch wird trotz der Vielfalt im großen Maße Wert auf Eingängigkeit gelegt. Vor allem der Opener "Heartwire" und "Under The Gun" nisten sich direkt im Gehörgang fest. Bei beiden klingt auch schon ein regelrecht typischer Sound heraus, in dem modere Groove und Alternative Riffs auf Mike Kloeckners Hardcore Vocals treffen. Bei letzterem setzt man darüberhinaus noch Riffs Marke Dave Mustaine oder METALLICA zu "Black Album" Zeiten ein, was dem Ganzen zusätzlichen Drive verleiht. Spannend wird es vor allem immer dann, wenn vermehrt mit melodischen Elementen und Synthesizer gearbeitet wird. So sticht vor allem das kongenial betitelte "Angel Amputee" direkt heraus. Mit dem ersten überraschenden Einsatz der Gastsängerin (welche auch auf zwei weiteren Stücken zu Hören ist, weshalb sie auch ruhig in den Presseinfos hätte Erwähnung finden dürfen), den elektronischen Spielereien und dem etwas pathetischen Keyboardfinale scheint die Mischung zunächst etwas krude. Bei genauerem Hinhören jedoch kristallisiert sich auch hier immer ein gemeinsamer Nenner auf, nämlich der Groove. Die weiteren Stilistiken springen zwar direkt ins Gesicht, reichern den Grundsound aber eher an als ihn zu verfälschen. Und so funktioniert auch das epische Titelstück, sowie das sehr experimentelle Finale "A Tighter Love", welches nach sperrigem und breaklastigem Beginn in einem hypnotisierendem Ohrwurm mündet. Auch hier dominiert das schiebende rhythmische Grundgerüst welches bis dahin ganz klar erkennbares Markenzeichen der Koblenzer ist. Das führt zur Frage: Klappt es vielleicht schon zu gut? Denn wenn man jetzt schon ganz natürlich die wildesten Genrekombinationen unter ein Dach bekommt, wo setzt man sich zukünftig die Grenze, ohne dass es wieder langweilig wird?

Im Falle von "Hyena Sunrise" ist dies allerdings nur ein Luxusproblem, genauso wie die ein oder anderen etwas unsauber eingespielten Takes von Gesang und Gitarre. Letztendlich setzt man sich ein beeindruckendes erstes Lebenszeichen und man darf gespannt sein, was es da zukünftig aus der schönen Stadt an Rhein und Mosel auf die Ohren geben wird.

Anmerkung des Verfassers: Falls es sich bei der ominösen Gastsängerin wider Erwarten doch nicht um eine *Sängerin* handeln sollte, dann entschuldigt sich der Autor vielmals!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (10.11.2013)

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