Totengeflüster - Vom Seelensterben

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VÖ: 01.02.2013
Bandinfo: TOTENGEFLÜSTER
Genre: Symphonic Black Metal
Label: Eigenproduktion
Hören & Kaufen: Webshop
Lineup  |  Trackliste

Keyboard „Black“-Metal scheint derzeit bei der Jugend wieder schwer angesagt. Vergessen sind offenbar die schlimmen Zeiten, als eine Keyboard-getränkte Schrottproduktion nach der anderen den Markt überschwemmte und so das Genre zum Kollabieren brachte.

Mit „Vom Seelensterben“ hat man es mit einer Eigenproduktion zu tun, die insgesamt 6 Jahre zum Entstehen gebraucht hat. Schaut man sich die Homepage und das Cover an, so wirkt das alles relativ professionell aufgezogen. Leider versteigt sich die Band aber in peinlichen Posen auf den Bandbildern und auch die unsäglichen Band-Bios mit Aufzählungen wie Lieblingsgetränk fehlen leider nicht.

Ein Blick in die Bandlisten bestätigt auch meinen allerersten Eindruck dieser Platte: Schnellerer Dark-Metal der an frühe CRADLE OF FILTH, bis etwa deren "Midian" Album, erinnert. Das Keyboard Intro ist überraschend gut arrangiert, „Ein Traumgespinst“ bedient sich leider zu sehr bei COF, auch die Schreie werden von Growls gedoppelt, wie das bei Dani Filth auch der Fall ist. Bei DORNENREICH kupfert man im „Monolog im Mondschein“ ab, auch vor allem beim Gesang.

„Gefrorene Träne“ ist ein kurzes, von Keys getragenes Instrumental. Klingt ganz hübsch. Technisch ist das wirklich gut umgesetzt für eine Eigenproduktion, hier steckt sicher viel Arbeit drin. „Vom Seelensterben“ ist dann wieder melodischer Metal der Marke COF, wie gehabt also. Leider gibt es im Mittelteil erhebliche Soundprobleme. Der Bombast überforderte den Mischer offenbar doch ziemlich, es übersteuert bei den tiefen Schlägen ganz gewaltig.

„Der Pakt“ ist eine leicht thrashige Nummer und geht ziemlich nach vorne. Hier drängt sich der Verdacht auf, dass Angelo Sasso die Drums einspielt…. Es klingt doch arg künstlich. Nach „Ein neuer Pfad“ beschließt „Im Tau der toten Morgensonne“ den „offiziellen“ Teil des Albums. Schönes Stück, aber auch hier gibt’s wieder Probleme im Sound, es übersteuert wieder ziemlich.

Die orchestrale Version vom „Monolog im Mondschein“ ist eher der Egotrip des Keyboarders und wie alle Experimente dieser Art verzichtbar. In Summe hat man es hierbei natürlich nicht mit Black-Metal zu tun, das würde weder vom Konzept noch der Musik gerechtfertigt. Der Bombast ist natürlich nicht jedermanns Sache, auch meine ist das nicht, da es auch hier immer wieder ins kitschige abgleitet.

Allerdings muss man der Band lassen, dass das doch recht gut arrangiert und umgesetzt wurde und letzten Endes einfach eine Geschmacksfrage ist. Absoluten Null-und Lachnummern wie z.B. den Stümpern von NACHTBLUT, die nicht ganz unähnlich sind, ist man jedenfalls überlegen, da immer wieder schmissige Riffs eingestreut werden, die das Material aufwerten und den Härtegrad steigern.

Aber man darf auch nicht verschweigen, dass das Album schon fast wie eine Hommage an CRADLE OF FILTH wirkt, da wirklich viel von den Briten geklaut wurde.

Für eine Eigenproduktion geht auch der generelle Sound in Ordnung, das Gewicht lag eindeutig auf den Keys, die Gitarren sind recht kratzig, der Bass kaum vorhanden und das Schlagzeug sicher ein Drumcomputer oder völlig übertriggert. Das Logo ist ein Standard Szpajdel und schaut nahezu 1:1 wie das von TROLLSKOGEN aus.

Insgesamt werden die Jungs wohl ihren Weg machen, man sollte nur ein paar Schaufeln Kitsch runter nehmen und versuchen, die Musik natürlicher klingen zu lassen, technisch gibt’s hier wenig zu meckern. Nur, bitte, nie wieder als Black-Metal bezeichnen.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Alex M. (16.11.2013)

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