Hybris - Heavy Machinery

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VÖ: 23.09.2013
Bandinfo: Hybris
Genre: Thrash Metal
Label: Candlelight Records
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Lineup  |  Trackliste

In London selbst sind HYBRIS definitiv kein gänzlich unbekannter Name mehr und die Zeichen stehen gut, dass auch hierzulande der ein oder andere Thrash Fan den Kopf in Richtung zukünftiger Tourdaten drehen wird. Die Kombo rund um Fed (Federica), die bereits 2002 die Anfänge des damaligen (noch-) Projektes pflanzte, bringt etwas an den Tisch, das zweifelsohne nicht einfach nur „noch ein Thrash Album“ ist. Dass ihr Engagement nicht unentdeckt geblieben ist, zeigen Support-Shows für Helstar, Volture und Municipal Waste.

Was tut sich also musikalisch auf der Debüt-Scheibe „Heavy Machinery“? Genau das, was der Name bereits vorwegnimmt und doch zugleich auch wesentlich mehr. Wer sich bereits auf die Begegnung mit 0815 Thrash Metal eingestellt hat, der wird schnell feststellen, dass man es nicht mit eben jenem zu tun hat.

Was dem Hörer begegnet, ist sehr wohl vertrautes Tonmaterial des Thrash, aber auch etwas, das man nur als fein gestreute Würze betrachten kann, die „Heavy Machinery“ zu einem äußerst eingängigen Album macht. Natürlich sollte man sich im Klaren darüber sein, dass einem das Album keine gänzlich neuen Horizonte eröffnet, aber es wäre falsch, deswegen anzunehmen, dass die Qualität dadurch einen bedeutenden Rückschlag erhalten würde. „Heavy Machinery“ zeigt in vorbildlicher Weise, dass alte Manier durchaus angenehm und überraschend frisch zubereitet werden kann, ohne dabei die musikalischen Klischees des Genres zu bedienen.

Z.B. wird bei näherem Blick auf die Vocals von Fang (James) schnell ersichtlich, dass „klassische“ Vocals der alten Schule nicht aus der Mode kommen können, wenn sie qualitativ so hochwertig aufbereitet werden. Die Vocals sind stark, energisch und haben genau den Biss, den man für diese Musik haben will.

Die Riffs, die Fed und Archilles aus den Gitarren entlocken, sind definitiv an die Thrash-Tradition der vergangenen Jahrzehnte angelehnt, aber weit davon entfernt, eine reine Kopie dessen zu sein, was bereits längst in der Szene etabliert ist. Man bekommt nicht das Gefühl, dass man es mit einer aussterbenden Art des Heavy Metal zu tun hat, sondern vielmehr stellt sich die leise Gewissheit ein, dass Thrash Metal mit HYBRIS tatsächlich das Jahr 2013 erreicht hat.

Die Solos haben alles, was das Herz begehrt und warten nicht mit enttäuschend vorhersehbaren Skalen auf, sondern sind, im Sinne des restlichen Albums, sehr lebhaft, frech und bedienen nicht die üblich einfallslosen Tonleiter-Wanderungen, mit denen man sich oftmals bei Neuerscheinungen im Thrash-Bereich abfinden muss.

Ein Wort zum Bass sei auch noch gesagt, denn es ist heute keinesfalls selbstverständlich, dass der 4-Saiter eine derartige Präsenz hat. Liv zeigt hier am Bass definitiv eine Paraderolle des/der Bassist/Inn, die man sich bei vielen anderen Bands im Genre nur wünschen kann. Der Bass wirkt knackig, tight und ist keinesfalls allein die tiefere Variante der Gitarren, sondern zeugt auch von Selbstständigkeit.

Dimitries Drumming zeugt von solidem musikalischen Können, wenn auch die Kreativität teilweise etwas unter den (zeitweise zu einfachen) Drumbeats leidet. Jedoch gibt es im Vergleich deutlich schlechtere Leistungen in diesem Bereich und schnell stellt man fest, dass jenes, scheinbar einfache, Schlagzeug, seinen Zweck mehr als nur gut erfüllt und man sollte sich nicht an einfachen Drum-Figuren stören, wenn sie absolut passend und abwechslungsreich eingesetzt werden.

Alles in allem zeugt „Heavy Machinery“ vor allem von einem: Man hat es hier mit Leuten zu tun, die sehr genau wissen, was sie wollen und was sie tun. Von den Riffs bis hin zu den Vocals, scheint wenig dem Zufall überlassen worden zu sein. Was man bemängeln könnte ist, dass zwar keine musikalischen Klischees bedient wurden, allerdings es, anhand des vorhandenen Talents, auch eine bessere und provokantere Leistung hätte sein können, anstatt die sicheren musikalischen Felder des Thrash zu durchschreiten. Diese Kritik bleibt allerdings auf der Strecke, wenn man sich vor Augen führt, dass HYBRIS wahrscheinlich genau das wollten, was sie auch vertont haben: guter, solider Oldschool Thrash, der einem vor allem eins beweist, nämlich, dass Thrash nicht tot ist. Man kann durchaus im Geist der Tradition eine ausgezeichnete Platte zu Tage fördern, die dem Genre und den Fans alle Ehre macht.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Feanis (21.11.2013)

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