Flusensieb Mini #115

Text: Jazz Styx
Veröffentlicht am 10.01.2024

Das Flusensieb fängt auf, was andernfalls übersehen worden wäre. Drei Platten in aller Kürze. Diesmal gibt es lässig wirkenden Perfektionismus von Malta und auch mal eine Pause von der Musik mit Pokerkarten von Legenden. Auskligen lassen wir das Flusensieb mit jenem beunruhigend fahlen Licht, das man sich unter der Haut herauskratzen möchte. Lest rein, hört rein, habt Spaß!


 

WEEPING SILENCE – Isles of Lore

WEEPING SILENCE, aus deren Originalbesetzung nur noch Mario Ellul dabei ist, gehen auf ihren 30. Geburtstag zu und haben jetzt ihr fünftes Album herausgebracht. „Isles of Lore“ gibt überwiegend ein entsprechend gemütliches Tempo vor, was beim Genre Doom nicht verwundern dürfte. Aber so einfach ist das nicht, denn das maltesische Sextett liefert einen Sound, der sich manchmal ganz dem Metal entzieht, aber auch wuchtige Death-Einflüsse beinhaltet. Dark Rock, Symphonic und Gothic Metal tummeln sich ebenso in der Mischung, die selten aufregend, aber durchgehend echt und groß klingt. Die Musik ist wirklich gut gereift und strahlt so etwas wie Metal-Weisheit aus. Lässig wirkender Perfektionismus! (jazz)

 


 

METALBRETT – Metal Caaards

Ein Album? Eine EP? Nein, es sind Spielkarten! Klassischer 52er Kartensatz. Die Zahlen-Karten haben einen Comic-Stil; sie zeigen Konzertszenenausschnitte und andere metallische Motive. Auf den restlichen Karten sind Sänger*innen aus Metal und Rock abgebildet. Bis auf Ausnahmen handelt es sich dabei um Legenden aus alteingespielten Bands der Genres Power, Speed, Heavy und Thrash Metal. Zum Beispiel Mark Tornillo von ACCEPT und Sabrina Classen von HOLY MOSES. Aber auch Melo-Deatherin Alissa White-Gluz von ARCH ENEMY und Jens Peters von den noch jungen NECK CEMETERY sind dabei. Also: Stilechtes Poker- oder Skatturnier auf dem nächsten Festival? Aktuell mit handsignierter Karte extra! (jazz)

 


 

PHANTOM WINTER – Her Cold Materials

Für Sludge braucht man manchmal auch echt Hornhaut auf den Trommelfellen. Beim vierten Album der bayerischen PHANTOM WINTER gibt es melancholisch-schöne Melodien, leidenschaftlich-ergreifende Vocals und gefühlvoll-starke Kompositionen, als befände man sich in einem blackened Death-Doom-Paradies. Doch darüber liegt der gefräßige Rost, das elendig rohe, alles zermürbende, alles zersetzende Knarzrauschen des Sludge und taucht die wohlig-naturalistische Kälte von „Her Cold Materials“ in jenes beunruhigend fahle Licht, das man sich unter der Haut herauskratzen möchte. Ich hasse das – auf die beste aller Arten! (jazz)

 


 

Mehr Flusensieb!


ANZEIGE
ANZEIGE