“Alien”-Papa HR Giger ist tot

Veröffentlicht am 13.05.2014

Geboren wurde Hans Rudolf Giger 1940 in Chur, 22-jährig zog er nach Zürich, wo er Architektur und Industriedesign studierte. Bereits in dieser Zeit war Giger künstlerisch tätig. Nach Abschluss des Studiums arbeitete Giger zunächst als Designer und Innenarchitekt, wandte sich aber rasch ausschliesslich der Kunst zu. Filmen wie “Alien” von Ridley Scott (1979) drückte er seinen ureigenen Stempel auf, prägte sie mit seinem unverwechselbaren Stil. Es folgten Projekte wie “Poltergeist II” (1986, Brian Gibson”), sowie die Alien-Fortsetzungen und “Species” (1995, Roger Donaldson).

Ridley Scotts “Alien” gilt zweifelsohne als einer der bahnbrechendsten und auch visuell beeindruckendsten Filme des modernen Kinos – vor allem ob der Figur des Aliens in seinen unterschiedlichen Entwicklungsstadien vom Facehugger bis zur Queen – und läutete mit Sigourney Weaver als Ellen Louise Ripley auch die Ära von Frauen als Actionstar ein. Die Geschichte um das Raumschiff Nostromo, einem Erzfrachter der Firma Weyland-Yutani, das auf der Heimreise zum unwirtlichen Planeten LV-426 gelotst wird und somit erstmalig in Kontakt mit den fremden Kreaturen, den Aliens, kommt, ist bekannt. Seit dem Debüt 1979 folgten drei Sequels, wie auch die zwei Crossover-Produktionen “Alien vs. Predator” und “Alien vs. Predator 2″, die die Vorgeschichte zu Weyland-Yutani lieferten. “Prometheus” schließlich setzte 2012 zeitlich vor der Story von 1979 an und war eigentlich als Prequel gedacht, entwickelte sich aber rasch zu einem inhaltlichen Neuanfang der Serie.

Für „sein“ Alien erhielt der neo-surrealistische Künstler H. R. Giger, der zuvor bereits mit seinen Entwürfen für “Dune” (die jedoch nicht verwendet wurden), später auch für Species von sich reden machte, und eben künstlerischer Schöpfer des Aliens war, einen Oscar (“Beste visuelle Effekte”) und wurde somit für die nervenaufreibenden Arbeiten zwischen Februar und November 1978 zumindest anschließend gebührend gewürdigt. Die Arbeiten während des Filmes waren, so zeigen die letztjährig veröffentlichten Faksimile-Ausgaben seiner beiden Tagebücher (660 Seiten, knapp 100 Abbildungen, englisch-deutsche Transkription inklusive), geprägt von der Knauserigkeit der Produzenten und der Unfähigkeit der ihm zugeteilten Mitarbeiter. Nichts desto trotz notierte er in der Nacht vom 28. auf den 29. Mai 1978 in sein Tagebuch: „Bin auf dem Alientrip!“ und lässt die gigantische Alien- und Giger-Fanschar oft sarkastisch, nicht selten verzweifelt, aber stets schonungslos in den Prozess der Geburt des Aliens eintauchen. Rasch merkt man, dass der Alltag in der Filmindustrie einem Künstler unzuträglich ist, und auch wenn Alien sowohl monetäre wie auch prestigeträchtige Zugewinne für den Künstler hervorriefen: Es war weitestgehend ein Säure-, denn ein Honigschlecken.

Sein Werk – von Skulpturen über Gemälde bis hin zu Möbeln – ist durch eine ungeheime Düsternis geprägt, eine Düsternis jedoch, die in reiche Alptraumwelten lädt. 1998 wurde sein Museum in Gruyères (franz. Schweiz) eröffnet. Zahlreiche Retrospektiven – so auch in Wien – widmeten sich in den letzten Jahren dem Gesamtwerk des Künstlers.

Aber nicht nur der Film, auch die Musikwelt hat dem Schweizer einiges zu verdanken, zeichnet er auch für eine Vielzahl an ikonischen Plattenhüllen verantwortlich. So schuf er mit dem „Frankenchrist“ für die Dead Kennedys eines der am kontroversesten diskutierten Cover, nicht minder einprägsam auch seine Arbeiten für die Landesgenossen Celtic Frost (und deren Ableger Triptykon). Aber auch für Danzig ( „How The Gods Kill“) und Carcass („Heartwork“) fanden seine biomechanischen Alpträume Verwendung – und nicht zuletzt entwarf er auch den Mikro-Ständer für Korn.

Stefan Baumgartner / !ticket


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