Flusensieb Mini #06 – 3 übersehene Doom-Platten

Text: Jazz Styx
Veröffentlicht am 22.08.2018

Das Flusensieb Mini beinhaltet, was unbemerkt liegenblieb in der Redaktion vom Stormbringer. Platten, die bisher nicht beachtet wurden, nun aber in aller Kürze ans Licht gebracht werden. Diese Ausgabe dreht sich ganz um das Faultiergenre Doom. Zuerst wird in einer amerikanischen Kirche das Licht zum Gegner erklärt, bevor es eine rostig stumpfe Rutsche zu einem Urzeitkrieger hinabgeht und schlussendlich ein psychedelischer Krach-Buddha beschworen wird. Viel Spaß!

 


 

CHRCH – Light Will Consume Us All

Zuerst geht es nach Kalifornien in die Kirche. Dort erklingt ein schwerer Funeral Doom Metal, der sich jedoch immer wieder in andere Genres begibt. Mal sind da die ambientigen Ausläufer des Atmospheric Black Metal, mal eine Spur von Sludge Metal und manchmal schwappt auch Epic Doom hinein. Bei CHRCH gibt es keine Eingängigkeit, sondern nur Gefühle. Und die sind nicht leicht oder fröhlich, sondern erdrückend und tief. Dabei aber nicht gleichförmig düster, sondern kriechen in vielen Formen ins Gemüt. Der Feind scheint eher das Licht zu sein, auf der zweiten Platte der von Eva Rose angeführten Truppe: „Light Will Consume Us All”. (jazz)

 


 

LESSER GLOW – Ruined

Schneller, noch sludgiger, weit mehr in die schmutzigen Oldschool-Rock-Elemente des Post-Metal vertieft ist der Klang von LESSER GLOW, deren Debüt-EP (oder Album?) „Ruined“ relativ stark von monotonen, live-artig unsauberen Instrumenten, noisigen Sounds und einer überwiegend heiser schreienden Stimme geprägt ist. Schwer erträglich, auf holprige Weise langsam wie eine vom Rost stumpf gewordene Rutsche, geht es tragisch wütend abwärts, fängt sich aber immer wieder im wohligen Klargesang. Diese Kombination der Bostoner hat etwas Ursprüngliches, Starkes, Rohes und in seiner Größe auch Wildes – wie ein mächtiger, stoischer Urzeitkrieger, der einen halben Baum als Waffe in seinen Händen wiegt. (jazz)

 


 

DARK BUDDHA RISING – II

Auch etwas sludgig, mehr aber dronig und vor allem psychedelisch dröhnt einem der Doom von DARK BUDDHA RISING in die Ohren. Fernost-okkult schleicht die EP „II“ – nach sechs Alben eine kurze Antwort auf das vor 11 Jahren erschienene Debüt „I“ – ohne Texte, dafür mit düster-schwerem Leiden und grausam verzerrter Verzweiflung in die Psyche. Darin weiß der finnische Lärm allerdings nicht so recht, was er tun soll. Zu vollgestopft, zu konfus wirkt das Arrangement, weiß aber gerade dadurch eine ganz eigene reizende Stimmung zu erzeugen. Die verklingende EP hinterlässt jedenfalls eine ganz neue Liebe für die Ruhe nach dem Durchlauf. Was wie eine niederschmetternde Kritik klingt, ist hier keine. (jazz)


 

Mehr Flusensieb!


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