BRAINSTORM - das 'Midnight Ghost' Gangbang-Review

Holla! Was ist denn jetzt passiert? Meinereiner hat sich ja auf viel eingestellt, als es hieß, BRAINSTORM kommt mit etwas Neuem um die Ecke - nur darauf nicht! Was tatsächlich kaputt gegangen, oder besser gesagt gerade gerückt wurde, wurde auch nach mehrmaligem Durchhören noch nicht vollständig erschlossen, aber eines kann schon mal erwähnt werden: Das Ergebnis hört sich frisch, frei und vor allem ziemlich großartig an! 

Zuerst einmal ein Geständnis: Meine BRAINSTORM-Affinität begann und endete mit dem 2003er Album "Soul Temptation". Irgendwie wirkten die Nachfolgealben - trotz einiger partieller Glanzstückchen - auf mich persönlich zu gequält und künstlich auf Highlight gepresst, zu sehr bestrebt, das Alte zu toppen und dennoch dem Sound treu zu bleiben. Dadurch stellte sich eine gewisse Stagnation, Langeweile und Starrigkeit des Sounds ein, der nicht mehr überzeugen konnte. Dementsprechend waren die Erwartungen nicht sonderlich hoch geschraubt, als die Kunde von "Midnight Ghost" laut wurde. Dementsprechend kann man sich auch meine Überraschung vorstellen, als die ersten Auskoppelungen von "Ravenous Mind" oder "The Pyre" durch die Leitungen geschossen wurden! Vollkommen abgestaubt von altem Rost und künstlich gepresstem "Wir müssen episch sein" schallt es nun frisch und locker in bester Power Metal-Manier mit angehübschten Melodien daher. 

BRAINSTORM hat aus unerfindlichen Gründen den alten, gezwungenen Belag abgekratzt und überzeugt bei "Midnight Ghost" (übrigens auch mit gelungenem Cover-Artwork) durch überraschend große Eingängigkeit und Ohrwurm-Qualitäten. Tatsächlich tragen mehr eingängige Melodien und eine scheinbar benutzerfreundlichere Bauart der Songs für einen direkteren Zugang bei, ohne dass die Truppe dabei die für sie typische Klangfarbe - untermauert natürlich vom Wiedererkennungswert der Vocals von Andy B. Franck - verloren hätte. Die neue Scheibe lässt sich vom ersten bis zum letzten Ton durchfeiern, es gibt genügend Hooks und Mitmach-Refrains, an die man sich klammern kann, während die Power und teils ein feiner Hauch von dramatischer Epicness mitschwingt. 

Egal, ob der schwungvolle Einsteiger "Devil´s Eye", Verfeinerungen durch symphonisch angehauchte Intros und Ohrwurm-Refrains ("Revealing The Darkness", "When Pain Becomes Real") oder speedigere Power-Stücke ("The Pyre"), wird hier im BRAINSTORM-eigenen Register so ungefähr alles bespielt, was die Bandgeschichte auch bisher schon hergegeben hat. Nur eben in jugendlichem Gewand. Großartig erzählerisch und mit diversen Songwriting-Wassern gewaschen auch "Jeanne Boulet (1764)" -  gleichzeitig eine persönliche Hörempfehlung - oder der Metal-Party-Song "Four Blessings", der live für eine überdimensional hohe Anzahl von Fäusten im Vor-Bühnen-Luftraum sorgen wird und mit adäquat einfachem Refrain (Oh oh oh) für Mitgröhl-Laune sorgt. Und dann hätten wir da noch den hymnenlastigen Rausschmeißer "The Path", für welchen schon mal obligatorisch ein Feuerzeug eingesteckt werden sollte (wer traditionell bleiben möchte). Schlussendlich: In zehn Songs alles drin, was das Metalherz begehrt - und noch mehr. 

BRAINSTORM liefern dieses Mal ein hohes Maß an Unterhaltung, eine starke Scheibe, auf welcher die Kritikpunkte so klein und auf so hohem Niveau sind, dass sie nicht erwähnenswert sind. Es scheint fast, dass mich BRAINSTORM nach quasi 15 Jahren endlich wieder voll und ganz überzeugen! Und somit die Botschaft nach Außen: Diese Scheibe kann was, sie hat ohne Vorlauf sofort eingeschlagen und wird definitiv eine Must-Investition für das heimische CD-Regal werden!

4,5 / 5 - Lisi Ruetz

 


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Christian Wiederwald
Seite 3: Christian Wilsberg
Seite 4: Marc Folivora
Seite 5: Walter Thanner
Seite 6: Anthalerero
Seite 7: Lisi Ruetz
Seite 8: Fazit


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