BEHEMOTH - das 'I Loved You At Your Darkest' Gangbang-Review

Veröffentlicht am 03.10.2018

Dies ist einer unserer inzwischen vermutlich weltweit bekannten Gruppenverköstigungen. Hier gelten keine Regeln. Demnach bekommt ihr es jetzt nun auch mit einer absolut subjektiven Meinung zu tun. Objektivität ist in diesem Text nicht zu finden.

Damit ihr euch in mein subjektives Tonuniversum einfinden könnt, hier ein paar Rahmennotizen. Seit dem Jahr 2001 hört der Verfasser dieser Zeilen ausschließlich gitarrenverstärkte Bandmusik, seit dem Sommer 2002 mit der Entdeckung von MANOWAR, HAMMERFALL und BLIND GUARDIAN zu 95 % Metal. Wie erwähnte Kapellen schließen lassen, waren der klassiche Heavy Metal, sowie der dramatische Power Metal meine Einstiegsdrogen. Rückstände davon sind bis heute in meiner musikalischen Welt auffindbar. Mit GOD DETHRONED und KATAKLYSM entdeckte ich im Jahre 2004 den Death Metal für mich. Danach gab es keine Genreeinschränkungen oder Präferenzen mehr. Alles, was empfohlen, hochgelobt oder in den metallischen Himmel rezensiert wurde, musste mindestens ein Mal durch meine Gehörgänge wandern. Viele Jahre lang gab ich mich dem schier grenzenlosen musikalischen Bauchladen der Metalwelt hin und konsumierte so ziemlich alles, was Rang und Namen innehatte. Erst nach vielen Umwegen kristallisierte sich heraus, dass die von mir bevorzugten Kapellen unabhängig vom Genre Gemeinsamkeiten im Songwriting aufweisen. Der Herr bevorzugt, gerne auch mit Umwegen, die Struktur, den allseits beliebten roten Faden in seiner Musik. Heavy Metal, Thrash Metal, Rock'n'Roll, auch progressives Zeugs mit geilen Refrains - Das ist meine Welt. Der Song muss im Vordergrund stehen. Bands, welche auf Strukturen zugunsten animalischer, roher Wut oder anderen negativen Emotionen verzichten, gingen und gehen nicht an mich heran. Meist ist diese Kunstform im Rahmen des Black Metal anzutreffen. Warum diese lange persönliche Einleitung? Weil "I Love You At Your Darkest" voller Strukturen, voller Roter Fäden, voller Rock'n'Roll Attitüde ist und mir daher persönlich super gefällt. Aber der gemeine Black Metal Fan an sich, so stelle ich es mir vor, wird das Album nicht mögen.

"I Love You At Your Darkest" ist kein "The Satanist". "The Satanist" ist ein tonnenschwerer Monolith. Ein emotionaler, nihilistischer, dissonanter Hassbatzen. Etwas, was ich nie als meinen Stil bezeichnen würde, und dennoch ein Meisterwerk, was mich sehr beeindruckt hat. Nergal und Co. versuchen nicht, dies zu toppen. Sie machen etwas ganz anderes.

Zermalmende Lavasteine wie "Blow Your Trumpets, Gabriel", oder "O Father, O Satan, O Sun" finden sich nicht auf dem neuen Album. "Wolves Ov Siberia" gibt die Marschrichtung gut vor: Klirrend kalte Geschwindigkeitsbrecher bestimmen das Bild. Doch schon bei "God = Dog" setzen die Chöre ein, die im Wesentlichen das Album charakterisieren. "Ecclesia Diabolica Catholica" setzt dann schon sehr auf Refrains und Melodien. "Bartzabel" könnte ein GHOST Song sein. Der Chor dominiert die Hookline des Songs, und wenn Nergal auch weiter clean singen würde, klänge das Stück tatsächlich sehr nach Tobias Forge. Überraschend! Eingängig! Geil! "If Crucifixion Was Not Enough" basiert auf einem treibenden Rock'N'Roll Riff. Klar gibt es im weiteren Verlauf einen Blast, doch dennoch ist der Song straight nach vorne komponiert. "Angelvs XIII" ist Gänsehaut pur, wenn Nergal zu seinem "Cometh My Legions" ansetzt. Melodisch auf die Spitze treibt es dann "Sabbath Mater" mit seinem auf einem Dur-Akkord basierenden Main Riff und dem vom Chor gesungenen Refrain. Durchgängig gelobt werden müssen auch die technisch einwandfreien Gitarrensoli!

Ihr seht, auf was ich heraus will. Das Album verschließt sich nicht. Es öffnet sich, es ist zugänglich. Melodien und Strukturen dominieren das Bild, Hooklines zum nachsingen. Riffpassagen, die sich einprägen. Warum machen BEHEMOTH das? Weil "The Satanist" sie zur absoluten Spitze im Black Metal manövriert hat und man seinem Main Event Status gerecht werden will? Weil Nergal nach seiner überstandenen Krankheit selbst offener mit sich und seiner Umwelt umgeht? Fakt ist: "I Loved You At Your Darkest" geht ins Ohr und bleibt dort. Und offenbart nach jedem Spin weitere Feinheiten. Und klingt bei aller Weiterentwicklung dennoch nach BEHEMOTH. Für Black Metal Puristen dürfte sich dies wie ein verriss lesen. Für Meinereins liest sich das wie die Beschreibung eines weiteren Meilensteins in der Historie der derzeit wichtigsten Extreme Metal Band. Egal aus welchem Lager ihr kommt: Hört euch das Album an und bildet euch eure Meinung.

Meine Lautet:

4,5 / 5 – Christian Wilsberg

 


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Anthalerero
Seite 3: Pascal Staub
Seite 4: Christian Wilsberg
Seite 5: Michael Walzl
Seite 6: Fazit


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