Das Metalmuseum: LORDI - Get Heavy!

Veröffentlicht am 18.01.2019

Zeit, das Metalmuseum wieder einmal mit einem Klassiker zu füttern. Ja, ich sehe euch schon die Augen rollen, was wollen die vom Stormbringer denn schon wieder mit DENEN da! Diesen Eurovisions-Huren, diesen kostümierten Kaspern, dieser Kindergeburtstagstruppe, diesen Pseudo-GWARs... Moooooment! Wie wir schon in einer etwas umfangreicher geratenen Retrospektive erläuterten, haben LORDI inzwischen auch schon einige Jahre auf dem Buckel, behaupten sich hartnäckig in ihrer Nische, verkaufen noch immer Tonträger und können sich auch nicht über zu wenig Zuspruch bei Konzerten beklagen. Auf der Kindergeburtstagsbuchstabensuppe daher geschwommen können die Gummimonster also nicht sein.

Obwohl „Get Heavy!“, anders als das vier Jahre später erschienene Erfolgsalbum „The Arockalypse“, von der Presse keine überschwänglichen Bewertungen kassierte, heimste es trotzdem im Heimatland der Finnen den Emma Award (vergleichbar mit dem deutschen Echo) für das beste Debütalbum ein. Kein Wunder, konnten doch LORDI auf ihrem ersten Album songtechnisch aus dem Vollen schöpfen. Aus über 150 Demos aus der zu diesem Zeitpunkt bereits zehnjährigen Bandgeschichte wurden die insgesamt elf Titel umfassende Tracklist letztlich zusammengestellt, was die Scheibe stilistisch vergleichsweise vielfältig machte. Ganz im Fahrwasser ihrer Vorbilder von KISS, TWISTED SISTER und Co. brachten LORDI den guten alten Heavy Metal und Hardrock der 80er zurück an die Ohren der Hörer, obwohl der Stil gerade in den frühen 2000ern alles andere als en vogue war. Dafür ernteten sie in Finnland neben der Spitzenreiter-Position in den mainstream-orientierten Charts auch noch Platin für ihren Longplayer.

Musikalisch ist das Album ein wahrer Genuss, da es fast nur Ohrwürmer parat hält. Nach einem stimmungsvollen Intro lassen es LORDI mit dem Titeltrack „Get Heavy“ gleich ordentlich krachen und der erste Mitsingrefrain fräst sich in die Gehörgänge. Das folgende flotte „Devil Is A Loser“ (dessen Mainriff noch vom allerersten jemals entstandenen Demo der Band stammt) steht dem um nichts nach und mit dem kantigen „Rock The Hell Outta You“ gibt es gleich die nächsten satten Hardrock-Klänge voll auf die Zwölf. Die Hitdichte in der ersten Hälfte des Albums ist bemerkenswert, denn auch der erste veröffentlichte Titel und Ober-Ohrwurm „Would You Love A Monsterman“ buhlt vom Fleck weg um die Gunst des Hörers. Erst mit der Halbballade „Icon Of Dominance“ (balladeske Songs sollten sich auf folgenden Alben noch als große, vor allem gesangliche Achillesferse von LORDI herausstellen...) kommt ein kleiner Durchhänger, ehe das Album wieder Fahrt aufnimmt und mit weiteren lässigen Rockern auf den vergleichsweise harten weiteren Höhepunkt „Biomechanic Man“ zusteuert, ehe sich das keyboardlastige „Last Kiss Good Bye“ wieder ins Ohr schmeicheln darf. Aber auch einige schmutzige Zeilen konnte man sich bereits damals nicht verkneifen, wenn man bei „Dynamite Tonite“ beispielsweise ein wenig genauer hinhört...

Dass LORDI recht unverhohlen ihren Vorbildern nacheifern, das versuchen sie nicht einmal zu verbergen und gerade die augenzwinkernden Querverweise auf Bands wie die übermächtigen KISS, oder auch auf alte Zeichentrickserien und Comics sollten über die Jahre zu einer liebgewonnenen Trademark der Finnen werden. Dazu passend steckten LORDI auch bereits auf ihrem ersten Album viel Arbeit in die optisch gekonnte Aufmachung. So wurde das Cover (wie jene aller weiteren Alben) vom Bandchef höchstselbst gezeichnet, wie auch die stimmungsvoll-düsteren Illustrationen, die das kunstvolle Booklet verbrämen.

Mit einer Spielzeit von gerade einmal 38 Minuten und produktionstechnisch relativ glattgebügelt, steht „Get Heavy!“ vielleicht nicht an der Spitze der Diskografie der Finnen, dennoch markiert es einen wichtigen, wenn nicht, neben dem bekannten Eurovisions-Unfall 2006, den wichtigsten Punkt in der Karriere der Finnen. Ohne den Grundstein, den LORDI mit ihrem Debüt legten, wäre die weitere Geschichte der Band vielleicht ganz anders verlaufen oder hätte in der Form gar nie stattgefunden. Auch mehr als 15 Jahre später findet sich die Band-Hymnen „Devil Is A Loser“ und „Would You Love A Monsterman“ im Programm der Liveshows (oft sogar im umjubelten Zugabenblock), wo sie sehnlich erwartet und pflichtschuldigst mitgegrölt werden. Und auch der eine oder andere weitere Song vom Debüt kommt abwechselnd zu Live-Ehren...

Wer theatralischen Rock mit starkem Image mag, der wird früher oder später nicht an den kostümierten Finnen vorbeikommen. Entsprechende Referenzwerke der Finnen, wie das Debüt „Get Heavy!“ sollte man dann natürlich auch in seinem gut sortierten Plattenschrank stehen haben.
 

 

LORDI – Get Heavy!
VÖ.: Dezember 2002
Label: Drakkar Records

Trackliste:
1. Scarctic Circle Gathering (Intro)
2. Get Heavy!
3. Devil is a Loser
4. Rock the Hell outta You
5. Would you love a Monsterman
6. Icon of Dominance
7. Not the nicest Guy
8. Hellbender Turbulence
9. Biomechanic Man
10. Last Kiss Goodbye
11. Dynamite Tonight
12. Monster Monster
13. 13 (Outro)

Lineup:
Vocals: Mr. Lordi
Guitar: Amen
Bass: Magnum
Drums: Kita
Keyboard: Enary

 

 


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