Flusensieb Mini #60 – 3 übersehene Black-Metal-Platten

Text: Jazz Styx
Veröffentlicht am 31.07.2019

Schwarz ist die Farbe, der sich dieses Flusensieb Mini widmet, das auffängt, was bisher keine Aufmerksamkeit von den Redakteuren des Stormbringer erhielt. Drei Mal schwarzer Metal! Zuerst Modernes aus der Mitte des Black Metal, das trotz seiner technischen Präzision mit Rost liebäugeln lässt. Dann Death-getränktes Bolzgeballergebrüll der italienischen Meisterklasse und zum Abschluss ein paar alte Hasen aus Norwegen, die mittlerweile ein Post vor ihren Black Metal schreiben können, aber auch Folk einflechten. Viel Spaß!

 


 

BLYH – Awake To Emptiness

Bei modernem Black Metal denkt man an Post-Black-Metal, an verhipsterte Soloprojekte theatralischer Individuen oder an wilde Genremischungen. Moderner Black Metal geht aber auch technisch hochwertig, brutal und dem Genre treu. Das führen BLYH auf ihrer zweiten LP „Awake To Emptiness“ virtuos vor. Zerreißende Schreie, düstere Schwere, dichte Atmosphäre und trotzdem kein DSBM, sondern ein Prachtstück aus dem Kern des Black Metal, ohne dabei oldschool, klischeehaft oder uninspiriert zu sein. Da bekommt man Lust, die Kapuze tiefer zu ziehen und sich an einer alten Containertür anzulehnen, deren Grün bereits stark vom Rost angegriffen wurde, um die Gewalt von etwas verlassenem Großen zu spüren. (jazz)

 


 

HISS FROM THE MOAT – The Harrier

Es ist kein Scherz, dass ich jedes mal leiser drehen muss, wenn ich „The Harrier“ von HISS FROM THE MOAT einschalte. Der Blackened Death Metal der Italiener ist in jedem Fall schon mal sehr laut. Und genau so sollte man ihn auch genießen, da sich die volle Gewalt der Platte erst dann so richtig entfaltet. Aber das machen meine Nachbarn leider nicht mit, um 4 Uhr in der Früh. Also leiser. Und trotzdem geht das Bolzgeballergebrüll mit Wucht und gleichzeitig exquisiter Präzision ins Mark. Lange nicht mehr gründlich angeschrien worden? Hole es mit „The Harrier“ nach! Lass dich nicht von irgendwem anschreien, sondern wähle die Meisterklasse: HISS FROM THE MOAT! Weiterhin mächtig! (jazz)

 


 

HELHEIM – Rignir

Nicht ohne Grund, konnten HELHEIM schon in der Vergangenheit sehr gute Noten für ihre Alben einheimsen. Mit „Rignir“ liegt nun die 10. LP vor. Die Norweger liefern einen Black Metal, der längst große Schritte weg vom Krachgeballer des Genres gemacht hat. Folknah, ruhig und tiefgehend rauscht der Sound eher natürlich als gewaltig ins Ohr. Der Gesang ist oft klar und norwegisch. Post-Black nennt man das wohl. Ich mag ihm eine bezaubernde Nähe zur Natur bescheinigen. Als mache man den Sprung von Trauer und Verzweiflung zur Annahme des Seins. Eine Weiterentwicklung, die sicher nicht jedem liegt und dennoch einen notwendigen Schritt darstellt. Ich fühle mich von HELHEIMs „Rignir“ sehr verstanden. (jazz)

 


 

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