Flusensieb Mini #72 – 3 übersehene Wiederholungstäter-Metal-Platten

Veröffentlicht am 06.11.2019

Wenn Bands ihre so-und-so-vielte Platte einspielen, kann die eine oder andere Scheibe schon mal übersehen werden. Deswegen gibt es hier nun ein Flusensieb Mini, das sich auf Alben konzentriert, deren Musiker schon eine ganze Menge LPs auf den Markt geworfen haben. Den Start macht ein Doom-Meisterwerk (LP Nr. 6): der perfekte Frühling nach dem perfekten Winter! Doomig, sludge-ig, stonerig geht es weiter mit reichlich grittigen, knarzigen Coverversionen (LP Nr. 5). Abschließend gibt es Krawall der sozialkritischen Art (LP Nr. 8). Viel Spaß!

 


 

SLOW – VI – Dantalion

Das Genre Doom ist zu klein, um das überwältigende Genie von SLOW zu fassen! Tauchte das überragende „V – Oceans“ 2017 noch in gewaltige Tiefe, so tut sich in „VI – Dantalion“ nun ein ungeahnter Facettenreichtum auf. War das Vorgängeralbum die große schwarze Leere, so erleben wir hier die Geburt des Seins. War es der Winter, erblüht nun der Frühling. Aus Belgien weht frische Kunst herüber – denn nicht weniger als das, und zwar ganz große, ist dieses Album. Größe, Tiefe, Schwere, das Reine, das Böse … das Sein! Pure Existenz! Nichts IST einfach so sehr wie die Musik von SLOW. Anderes will, versucht, wird – SLOW ist! Mit „IV – Dantalion“ mehr denn je! Perfektion! Ein Meisterwerk! (jazz)

 


 

FISTER – Decade Of Depression

Die zehnjährige Existenz kann man schon mal feiern, dachten sich auch die Amis von FISTER, ballen die Patscherchen und boxen eine Platte heraus. „Decade Of Depression“ enthält verdoomte, übergesludgete und angestonerte Versionen großer Hits. Gecovert werden unter anderem METALLICA, SLAYER, DARKTHRONE, PUNGENT STENCH und sie selbst (Re-Record). So entsteht ein mitunter wundervoll grittiger, herber Sound, der aber manchmal auch so überknarzt ist, dass es anstrengend wird. Das doch recht kurze Doom-Album (keine 48 Minuten) ist ein nettes Geburtstagsgeschenk, wird aber wohl auch Fans eher als solide Überbrückungsscheibe bis zur nächsten LP dienen. Auf gute Weise okay, aber doch nur okay! (jazz)

 


 

KRAWALLBRÜDER – Auf Messers Schneide

Auch nach 26 Jahren weder langsamer noch leiser – mit „Auf Messers Schneide“ legen die KRAWALLBRÜDER mal wieder Tacheles auf den Plattenteller. Als Freund klarer Worte, selbst wenn es mal ungemütlich wird, lassen Sie kein Thema aus: „Freunde fürs Leben“ – selbsterklärend – oder aber „Wenn du gehst“ auf der emotionalen Schiene. Aber auch mit „Scheinheilig“ fällt ein kritisches Auge auf den Umgang miteinander. Man(n) muss halt nicht jedem gefallen. Alle Texte gehen schnell ins Ohr und laden zum kräftig mitgrölen (sorry, singen hab ich auf den Konzerten nicht erlebt) ein. „So wahr mir Gott“ feuert eine heftige Sozialkritik an die Regierung aus allen Rohren. (SV)

 


 

Mehr Flusensieb!


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