FEUERSCHWANZ - das 'Das elfte Gebot' Gangbang-Review


FEUERSCHWANZ – für mich als gestählten Bald-50er war das bisher ein schlechter Scherz. Erstens konnte ich mit Mittelalterrock/metal nichts anfangen, das sich ewig wiederholende Gedüdel der Drehleier, die ewig gleichen begleitenden Leads, die historisch vernachlässigbaren Lyrics die wohl meist lustig sein sollten und eine Melodienvielfalt die an den deutschsprachigen Schlager erinnert, ließen mich dem Genre fernbleiben. Eines wie Alles und alles für Nichts. Ausnahmen wie SUBWAY TO SALLY bestätigen die trinkhornschwingende Regel.

Dazu noch unpackbar dämliche Künstlernamen und die Geschichte war durch. Johanna von der Vögelweide… echt jetzt?

Dann riet mir eine Kollegin, doch das Video zum Titeltrack des neuen FEUERSCHWANZ-Albums anzuschauen. Dass ich erstaunt war ist leicht untertrieben, hier war ich plötzlich mit sauberst geschriebenem, deftig hart eingespieltem und sich im Ohr festsetzenden Power Metal konfrontiert. Top produziert und mit einem Refrain für die Ewigkeit. Garniert mit einem Text, wie ihn die TOTEN HOSEN gerne wieder einmal schreiben würden, es aber seit 20 Jahren nicht mehr können.

Als ich dann das gesamte Album, das neunte der Band, auf die Hobelbank bekam, ward es dann um mich geschehen. Selten hab ich so eine Wandlung einer Band erlebt und selten habe ich damit so viel anfangen können. Es gibt zwar noch immer die Met-Songs für die die weißen Mittelschichtswikinger, aber eben auch Songs mit Ideen, interessantem lyrischem Tiefgang und einer musikalischen Spannbreite, von der eine Kasperlcombo wie ALESTORM nicht zu träumen wagt (und es wohl auch nicht will, jedem das seine, etc….ihr versteht).

Die einzelnen Songs sind schon von der Kollegin Anthalerero durchgegangen worden, meine Highlight auf „Das elfte Gebot“ sind der riesige Titeltrack, das epische „Im Bauch des Wals“ (auch hier ein feiner Text), „Malleus Maleficarum mit der „Heaven And Hell“ (BLACK SABBATH) Gedächtnis-Basslinie, „Totentanz“ mit der deftigen Thrash-Schlagseite und „Kampfzwerg“ welches im Refrain an RAMMSTEIN erinnert.

Wenn man ganz ehrlich ist gibt es bis auf „Mission Eskalation“ mit dem RUSSKAJA-Anfang kein schlechtes Lied.

Der Sound ist sauber aber nicht zu klinisch, die Songs sind wirklich intelligent aufgebaut, mit diesem Album sollten FEUERSCHWANZ einen deutlichen Schritt vorwärts machen können. Die dämlichen Künstlernamen noch weg und wir haben es hier mit einer veritablen Power Metal Band zu tun, die ihre Mittelaltereinflüsse nicht verneint, sondern geschickt in den Gesamtsound einwebt.

Das Coveralbum ist ein zusätzlicher Anreiz, ist es doch wirklich gelungen. Man ändert zwar Songs wie SABATONs „Gott für uns“ oder POWERWOLFs „Amen & Attack“ nicht großartig ab, aber diese Tunes funktionieren im FEUERSCHWANZ-Kosmos ausgezeichnet und ED SHEERANs „I See Fire“ muss man erst einmal so hinkriegen.

Insgesamt einfach ein großartiges Album. Manchmal kommen solche Kleinode unverhofft und machen umso mehr Vergnügen.

4,5 / 5 erstaunte Punkte - Christian Wiederwald

 


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Lisi Ruetz
Seite 3: Christian Wiederwald
Seite 4: Schäff Koch
Seite 5: Lord Seriousface
Seite 6: Anthalerero
Seite 7: Fazit


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