SODOM - das "Genesis XIX" - Gangbang-Review

SODOM anno 2020: wir spielen mal eine Runde (als) Quartett.

Die Besetzungswechsel und eventuelle Hintergründe sind allerorten hinlänglich beschrieben, kurz zusammengefasst sind neben Herrn Engelzerreißer, aktuell Heimkehrer Frank Blackfire, sowie Yorck Segatz an den Sechssaitenäxten, sowie Toni Merkel hinter der Schießbude bei der teutonischen Thrash Metal Institution am Start.

Ob die Kleeblatt-Konstellation auch musikalische Glücksseligkeit verheißt, wird sich im Folgenden zeigen. Die aktuelle Langrille startet mit einem einminütigen Stromgitarren-Intro, das dem ein oder anderen SODOM-Fanveteran vielleicht bekannt vorkommt.
Kein Wunder, wurde „Blind Superstition“ doch bereits auf dem 1988er Livealbum „Mortal Way of Live“ als in den Song integriertes Intro für „Persecution Mania“ verwendet. Danach geht es mit dem eigentlichen Opener „Sodom & Gomorrha“ oldschooltechnisch richtig in die Vollen. Allerdings nicht Back To The 80s, sondern mehr zurück in die 90er, zu eher verkannten, nichtsdestotrotz aber großartigen SODOM-Scheiben wie „Get What You Deserve“ und „'Til Death Do Us Unite“. Auch „Euthanasia“ schwingt die traditionelle Thrashkeule, angereichert mit einer ordentlichen Portion Punk. Der Titelsong ist der erste Longtrack auf „Genesis XIX“ und galoppiert in groovigem Midtempo sieben Minuten lang aus den Boxen. Und zum Thrash der alten Schule gesellen sich ein paar moderne Nuancen, relativ dezent, aber vernehmbar. „Nicht mehr mein Land“ ist seit längerer Zeit mal wieder ein deutschsprachiges SODOM-Stück. Eingebettet in garstige Blastbeat-Parts am Anfang und am Ende stampft diese Wut-Walze schleppend und alles erschlagend in die Gehörgänge. Der Text ist wunderbar mehrdeutig und individuell vom Hörer interpretierbar.

„Glock`n`Roll“ ist so ein wenig der Filler des Albums, die Nummer plätschert doch ziemlich belanglos vor sich hin.
Dafür nehmen SODOM schon mit „The Harpooneer“ bereits wieder richtig Fahrt auf. Der zweite Longtrack glänzt nach dem gemächlichen Start mit Breaks und Tempowechseln. Im Folgenden enthalten Stücke wie „Dehumanized“, „Occult Perpetrator“ und „Indoctrination“ genau das, was SODOM am besten können, astreinen Thrash Metal ohne Firlefanz und Schnickschnack direkt auf den Punkt. In „Waldo & Pigpen“ greift Tom Angelripper die Vietnam-Thematik erneut auf und kreiert einen bedrückenden, anklagenden Text der Extraklasse. Mit „Friendly Fire“ liefern SODOM einen fetten Rausschmeißer, in dem noch mal alle Geschütze aufmunitioniert werden, und knapp vier Minuten aus allen Rohren gefeuert wird.

Fazit: „Genesis XIX“ erfindet das Thrash-Fahrrad sicher nicht neu. Und die neue Viererbesetzung macht ihre Sache jetzt nicht maßgeblich besser oder schlechter als das frühere Trio. Davon abgesehen, dass Toms Bass leider etwas zu sehr in den Hintergrund gemischt wurde, präsentieren SODOM allerdings ein Album, das von der ersten bis zur letzten Minute richtig Spaß macht (ok bis auf „Glock`n`Roll“) und sicher sowohl ältere als auch jüngere Fans begeistern wird.

3,5/5,0 - Ernst Lustig


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Jörn Janssen
Seite 3: Christian Wiederwald
Seite 4: Ernst Lustig
Seite 5: Pascal Staub
Seite 6: Lord Seriousface
Seite 7: Hans Unteregger
Seite 8: Fazit


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