Underground von Unten - österreichische Musik gehört gehört! Vol. 53

Veröffentlicht am 20.12.2020


 

LOCUS NEMINIS (Symphonic Extreme Metal/Industrial, Oberösterreich)
 

Verborgen in der Zeit (Album, 18.12.2020)

  • 1. Sagittarius A
  • 2. Ex Machina
  • 3. Im Aphel des Vortex
  • 4. Für die Ewigkeit
  • 5. Erschaffen aus dem Nichts
  • 6. Monument
  • 7. Verborgen in der Zeit
  • 8. Nur das Rauschen des Signals
  • 9. Zerfall zwischen toten Sternen und Staub


Mit der nächsten Band aus Oberösterreich geht es ordentlich zur Sache und es werden keine Gefangenen gemacht: LOCUS NEMINIS lassen ihr neues Album „Verborgen in der Zeit“ auf die heimische Hörerschaft los. Breitwandige Symphonik trifft dabei auf satt hinlangenden Extreme Metal, der oft in elegisch-schwarzmetallische Gefilde abdriftet, gewürzt mit einer Prise Industrial, der für den kompromisslosen Schub aus dem Tonkeller sorgt. Das Ganze auf durchaus streckenweise progressiv zu bezeichnende Weise verqickt, ergibt das einen 50-minütigen Brocken, dessen entfesselte Blastbeat-Attacken man erst einmal verdauen muss.

Schon der Opener „Sagittarius A“ wirft, nach beunruhigendem, den finsteren Tiefen des Meeres entstiegenen Beginn, alles in den Ring was LOCUS NEMINIS so hergeben. Dabei sind nicht nur die hämmernden, hauptsächlich im oberen Geschwindigkeitsbereich angesiedelten Songs an sich eine adäquate Vertonung der Apokalypse, auch die in Deutsch gehaltenen und trotz garstigem Gekotze und Geröchel Hörerdienlich intonierten Vocals sind angemessen fatalistisch. Zwischen unaufdringlichen Synthies „Ex Machina“, sparsam eingestreuten Chor-Passagen („Für Die Ewigkeit“) und intensiven Parts in gezügeltem Tempo („Im Aphel des Vortex“) spielen LOCUS NEMINIS gerne mit Geschwindigkeitsvariationen, welche häufig in deftig angeschwärzte Eruptionen münden und so manchen Song zum heftigen Brecher anwachsen lassen. Wenn sich die Gitarren turmhoch erheben, wie in „Nur das Rauschen des Signals“ oder „Erschaffen aus dem Nichts“, welches ein schönes Zeugnis vom Zusammenspiel aus Screams und Gutturalgesang ablegt,   oder das Gaspedal einfach bis zum Anschlag durchgetreten wird („Monument“), kommt man nicht umhin, sich in nackenstrapazierendem Workout zu ergehen. Der Titeltrack „Verborgen in der Zeit“ hievt die epischen Strukturen aufs Podest während der Schlusstitel „Zerfall zwischen Toten Sternen und Staub“ noch einmal eine überlange Breitseite an mit Wut im Bauch konstruierter Dramatik abfeuert.

Kleinere Abzüge muss es leider erwartungsgemäß in der B-Note geben, da die Produktion verständlicherweise nicht immer mit dem Breitwand-Hammer von LOCUS NEMINIS mithalten kann und sich in den intensiveren Passagen bisweilen ein wenig ausdünnt. Doch das schmälert den Hörgenuss nur minimal, da der Brachial-Bombast ohnehin mächtigst in den Denkapparat fährt und dort so lange herumquirlt, bis man sich die Hirnwindungen von der Schädelinnenseite kratzen kann. Sind die Ganglien erst einmal durchgeputzt und die Nebenhöhlen wieder frei, erträgt man auch das größte Scheißjahr besser – dank LOCUS NEMINIS. Vorausgesetzt natürlich, das Gehirn versetzt sich ob der Monumentalattacke nicht in Standby-Modus, weil man lieber lieblicherer und zugänglicherer Musikkost zusprechen würde...

4 / 5 – Anthalerero
 

LOCUS NEMINIS lärmen auf einer eigenen Homepage und bei Bandcamp – der Pfeifenputzer für die Gehörgänge steht bereit:

 

 


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: GJOAD (Atmospheric Rock/Dark Folk, Salzburg)
Seite 3: STONETREE (Stoner/Alternative Rock, Oberösterreich)
Seite 4: LOCUS NEMINIS (Symphonic Extreme Metal/Industrial, Oberösterreich)
Seite 5: RÖHREN (Rock, Niederösterreich)
Seite 6: SCION OF DARKNESS (Death Metal, Kärnten)


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