Flusensieb #40 - 10 kurze Plattenreviews

Veröffentlicht am 05.02.2021

Und unermüdlich mahlt das Flusensieb weiter. Fast schon in mechanischer Gewohnheit rollen die glanzlosen Steinchen in die Düsternis und die Perlen werden von fähigen Händen aufgefangen und aussortiert. Dieses Mal gibt es die Flusensiebbeiträge Nummer 628 - 637. Folgende Glanzstücke, Skurilitäten oder Besonderheiten sind in dieser Ausgabe mit dabei: Neues vom Witcher, ein US-lastiges Side-Project, eine Runde WTF auf Schweizerisch, Kölner mit Whisky, aber ohne Karneval, etwas Progressives aus dem flachen Ruhrpott, ein etwas zahnloser Mörserbeschuss, musikalische Königsgeschichten, Grindcore auf Spanisch und schwedischer Power Metal mit Sturmwarnung. Für jeden etwas dabei,also go for it!

 


CANEDY - Warrior

Der ehemalige MANOWAR (bis 1981), und nach wie vor amtierende THE RODS-Drummer Carl Canedy, hat nebenbei noch eine Band unter eigenem Namen ins Leben gerufen. "Warrior" ist das zweite Album von CANEDY und bietet einmal mehr klassischen US-Heavy Metal, technisch einwandfrei und gut umgesetzt. Die ganz großen Hits fehlen (noch), aber Tracks wie der Titelsong "In The Sign" oder "The Prize" sind wirklich hervorragende Stücke, weswegen US-Metal Fans auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren sollten. (EL) 

 


 

HEXER – Realm Of The Feathered Serpent

Aus flusensiebschem Platzmangel sei der Leser ausnahmsweise befugt, selbstständig Anspielungen auf die Welt um die Figur Geralt von Riva (polnisch) zu erdenken. Denn alle Worte, die bezüglich des zweiten Albums „Realm Of The Feathered Serpent“ von HEXER (deutsch) nicht den psychodelisch-kratzigen, verspielt-unwohligen Sludge-Doom-Sound (hervorragend) und seine eigensinnig-interessante Komposition thematisieren, die gemeinsam einzulullen und zugleich abzuschrecken, zu umnebeln und aufzuwühlen wissen, gehören dem großartigen Cover-Art-Künstler Mariusz Lewandowski (polnisch), der seit seinem Einsatz für BELL WITCH 2017, immer wieder eine Erwähnung wert ist. Reinhören! Und angucken! (jazz)

 

 


 

 

RUINAS - Ikonoklasta

Das dynamische Duo hinter RUINAS hat in diesem Jahr ein Debütalbum rausgehauen, das auf keinen Fall unerwähnt bleiben darf. Komplett in spanischer Sprache gehalten, knallen uns Rober und Angel hier 13 herrlich räudige Death Metal / Death'n'Roll / Grindcore-Granaten um die Ohren! Abwechslungsreichtum wird groß geschrieben auf "Ikonoklasta", und so vergehen die knackig-kurzen 32 Minuten Gesamtspielzeit wie im Flug. Qualitativ ist das Debüt der beiden Galizier eine echte Untergrund-Perle. Death Metal Fans sollten die Scheibe unbedingt antesten (z.B. auf Bandcamp)! (EL)

 


 

MEAN STREAK – Eye Of The Storm

Seit 2006 gibt es die schwedischen Power Metaller, und seit 2009 beglückt uns das Quartett regelmäßig mit guten bis sehr guten Alben. Longplayer Nummer Fünf, "Eye Of The Storm" macht da keine Ausnahme. MEAN STREAK liefern auch diesmal wieder soliden, melodischen Metal, der kraftvoll aus den Boxen tönt. Die Produktion ist super fett, und mit dem Titelsong und "Sacred Ground" hat man auch zwei kleine Hits am Start. Ein wenig Luft nach oben besteht durchaus noch, aber "Eye Of The Storm" ist sicher nicht das letzte Album von MEAN STREAK gewesen. (EL)

 


 

IKITAN – Twenty-Twenty (EP)

Das italienische Post Rock Trio IKITAN dürfte bislang (noch) den wenigsten unserer Leser bekannt sein. Aber hoffentlich ändert sich das ja mit dieser Kurzrezension. Im November 2020 haben IKITAN ihre Debüt-EP veröffentlicht. Die Scheibe enthält mit dem Titelsong "Twenty-Twenty" nur ein instrumentales Stück, das es aber auf eine beachtliche Laufzeit von 20 Minuten bringt. Musikalisch ist einerseits der Vergleich mit MONO und LONG DISTANT CALLING erlaubt und angebracht. Durch den Jam-Session-Charakter des Tracks sind IKITAN andererseits wirklich eigenständig. Ein absolut empfehlenswertes Erstwerk! (EL)

 


 

REASON FOR JACK - Whiskeyhead

Kölner können nicht nur Karneval, sondern auch grandiosen Rock'n'Roll – womit REASON FOR JACK auch gleich losdüsen. Lemmy hätte seine Freude an dem Jack, sowie an dem Stil dieser Band. Bodenständig, old-school, rau und orginal sind einige der mir einfallenden Bezeichnungen. 2012 starteten sie als Coverband, was Ihnen dann wohl etwas zu eintönig wurde, und sie beschlossen, ihr eigenes Ding zu machen. Im Mai kam „Whiskeyhead“ raus und durch das böse C ist das Tingeln grad erstmal auf Eis inkl. Jacky. „Church of Jack“ ist nicht nur für Flüssigfans und garantiert einen kleinen Ohrwurm inkl. Mitgröhlattacken. Das Intro von „Badass Rock'n'Roller" lässt den inneren Motor anspringen wie einen Impala.(SV)

 


 

POSSESSED STEEL - Aedris

POSSESSED STEEL - bei so einem Namen weiß man schon, was einen ungefähr erwartet. „Aedris“ beginnt in „Spellblade“ damit, dass ein im Sterben liegender König seinem Sohn, Aedris, von einer Prophezeiung erzählt und dieser ein magisches Lichtschwert erhält. Von seinen Abenteuern (inklusive untoter dämonischer Kreaturen) erzählen die folgenden Songs des Albums. Ausnahme ist der abschließende Bonustrack „Nobunaga“, der von einem realen japanischen Feldherrn erzählt. Aber auch wenn man inhaltlich nichts mit dem Album anfangen kann, (sei es, weil einen die Thematik nicht anspricht oder man die Texte nicht versteht), musikalisch ist das Album großartig. Eines der Highlights von 2020. 4.5/5 (BS)

 


 

DECAYING – Shells Will Fall

Die Finnen haben letztes Jahr ihr mittlerweile fünftes Studio-Album veröffentlicht, und erneut weicht man keinen Deut von der gewohnten Linie ab. Midtempolastiger, mit Doom-Passagen veredelter Old School Death Metal walzt auch auf "Shells Will Fall" knapp 40 Minuten lang aus den Boxen. Die Referenzen in Richtung BOLT THROWER, HAIL OF BULLETS und natürlich ASPHYX sind unüberhörbar, ohne dass DECAYING eine bloße Kopie der großen Vorbilder sind. Doch dem aktuellen Output fehlt diesmal das Überraschungsmoment, man hat das Gefühl, die Band ist etwas zu sehr auf Nummer sicher gegangen. Nicht schlecht, aber Luft nach oben. (EL)

 


 

WICKED DISCIPLE - Rules in Debris

Progressive Metal aus dem Ruhrpott – WICKED DISCIPLE legen mit „Rules“ eine gute Mischung auf den Vinylplayer. Einen kleinen Wermutstropfen gibt’s leider bereits am Anfang. Es hat Bums und Riffs – kein Zweifel, trotzdem fühlt es sich etwas flach an. Mit „When I Die“ sprechen sie mir allerdings aus tiefster Seele – hört auf zu kämpfen und Krieg zu führen. Es gibt sie also doch noch, die politischen Aussagen von Bands, praise the Lord. Da muss auch keiner „Bite on my Tongue“ plärren. „Tumbleweed Lullaby“ als Acoustic-Version ist genau wie „Salvation or Decline“ der ruhigere Part und so eine Abwechslung zu dem Dauertempo des Albums. (SV)

 


 

WHAT THE HELL - Breathing

Also Atmen wird bei der Musik schon mal recht erschwert, so düster und schwermütig wie die Schweizer WHAT THE HELL daherstapfen. Ja, ein Käsefondue macht fast genauso atemlos. So gemächlich wie „Breathing“ daher kommt, watscht es dir dann aber auch einen ordentlichen Übergang zum Doom rein. „My Suffering“ ist da schon ein anderes Kaliber und knallt dir halt gleich das Brett ins Gesicht. Tempo und ein ausgewogenes Duell zwischen den Teilnehmern lassen einen gar nicht so sehr leiden. Zum 25jährigen Jubiläum wurde das fünfte Album „Breathing“ veröffentlicht, welches harte 40 Minuten deiner Zeit kosten wird. Also besser WTH statt WTF. (SV)

 


 

Mehr Flusensieb!


ANZEIGE
ANZEIGE