Jahresrückblick 2020

Jahresrückblick von Julian Dürnberger

Corona ist überall und ich bin froh, dass ich nicht in Kurzarbeit geschickt oder gar vom Job gekündigt wurde. Trotzdem blieb ich von der lästigen Virengelse nicht verschont, und durfte mein Abschlusszeugnis am Journalistenkolleg erst vier Monate später in den Händen halten. Ärgert einen gerade nicht der Terminkalender, dann ist es der Socialmedia-Wahnsinn: fünf Minuten Twitterkommentare lesen und man will nur mehr das Handy an die Wand schmeißen. Der Geduldsfaden ist mir schon seit April gerissen, nur jetzt betrachte ich das vergangene Jahr aus einem mir ungewohnten Blickwinkel. In den folgenden Zeilen springe ich über meinen Schatten und konzentriere mich auf die schönen Dinge, die mir 2020 passierten.

Das letzte Modul meiner Ausbildung begann und der Abschied fiel mir damals schwer. Ein paar Freunde aus dem Kurs und ich hatten die Idee, anstatt im Hotel zu übernachten, campen zu gehen - wer Salzburg im Herbst kennt, kann sich vorstellen, wie kalt die Nächte waren. Normalerweise habe ich keine Probleme mit der Kälte, aber dieser Campingtrip trieb sogar mich an meine Grenzen. Nachts die Angst vorm Kältetod und tagsüber der Kollegstress, das war wider jeder Erwartung, doch das juckte mich kein Stück. Meine Campingclique und ich hatten jede Menge Blödsinn im Kopf und so ließ es sich in der Natur auch gut leben. Egal wie ausgelaugt wir von den Vorträgen am Kolleg waren, am Abend wurde ausgiebig geredet und herzhaft gelacht, jede Nacht war unvergesslich. Es lief nicht immer alles glatt, es gab Streit, ein Haufen Kritik, aber auch viel Verständnis füreinander und schlussendlich wurde sogar das Abschlussprojekt noch was.
Zur Lockdownzeit änderte sich mein Alltag nicht viel, die Außenwelt mied ich auch schon vorher. Während die meisten ziellos an der frischen Luft spazierten, hockte ich - meist lesend oder auf der Tastatur tippend - vor dem Laptop. Meine Freizeit verbrachte ich auf Youtube oder Twitch, doch im Hintergrund waren meine Musikboxen im Dauerbetrieb. Nach gefühlten tausend Stunden Musiklauschens, kamen mir gute Thrash Metalalben unter die Augen, nur ein bestimmtes lässt mich nie wieder los. Mit ihrem Album „By Lightning And Thunder“ traf VERBAL RAZOR genau meine Stimmung, die ich im März-Lockdown hatte – seitdem täglicher Wegbegleiter für unterwegs.
Die Realität ist hart, meine Musik noch härter – der Spruch könnte das Jahr nicht besser beschreiben. Der Medienterror machte auch vor meinen Verstand keinen Halt, nur das Artikelschreiben hielt mich davon ab komplett durchzudrehen. Ich schrieb also um mein Leben, bis auch der letzte Rest an Zeitgefühl mein Körper verließ und kam unbeschadet aus dem Lockdown heraus.

2019 dachte ich schon, dass das ein mieses Jahr war, aber wie wir jetzt alle wissen, konnte ich nicht falscher liegen – Sweet Irony. In der Retrospektive betrachtet war es halb so schlimm, die Tatsache, dass ich noch nicht in der Klappsmühle gelandet bin, ist Beweis genug. Das Optimistisch-Bleiben ist mir noch nicht ganz geheuer, nur die andere Option wäre Sudern und darauf habe ich gar keinen Bock mehr.
 
 

 


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Lesercharts: Die meistgelesenen Artikel des Jahres 2020
Seite 3: Jahresrückblick von Angelika Oberhofer
Seite 4: Jahresrückblick von Anthalerero
Seite 5: Jahresrückblick von bender
Seite 6: Jahresrückblick von Brigitte Simon
Seite 7: Jahresrückblick von Christian Wiederwald
Seite 8: Jahresrückblick von Daniel Hadrovic
Seite 9: Jahresrückblick von Ernst Lustig
Seite 10: Jahresrückblick von Franziska Anson
Seite 11: Jahresrückblick von Hans Unteregger
Seite 12: Jahresrückblick von Joel Feldkamp
Seite 13: Jahresrückblick von Julian Dürnberger
Seite 14: Jahresrückblick von Lord Seriousface
Seite 15: Jahresrückblick von Martin Weckwerth
Seite 16: Jahresrückblick von Pascal Staub
Seite 17: Jahresrückblick von Sandy
Seite 18: Jahresrückblick von Sonata
Seite 19: Jahresrückblick von Tobias
Seite 20: Jahresrückblick von Werner Nowak


WERBUNG: Hard
ANZEIGE
ANZEIGE