Mariusz Lewandowski – Die Metal-Artworks des Künstlers – Teil II

Text: Jazz Styx
Veröffentlicht am 27.04.2021

Fühle dich eingeladen zu einer Ausstellung des faszinierenden polnischen Künstlers Mariusz Lewandowski. Sie soll sich um die LP- und EP-Cover drehen, die er seit 2017 für die Metal-Welt gemalt hat, und sein Können in Verbindung mit der entsprechenden Musik setzen. Dies ist der zweite von drei Teilen. Die Reihenfolge ist chronologisch nach den Erscheinungsdaten der Platten, die Liste jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vollständig. Trotzdem viel Spaß!

 

ATLANTEAN KODEX – The Course Of Empire

Meistens bebildert die Kunst von Lewandowski eher düstere Klänge. Die Bayerische Band ATLANTEAN KODEX hat für das Cover ihrer dritten LP "The Course Of Empire", die im September 2019 erschien, jedoch auch ein Werk des polnischen Malers gewählt. Ihr Musik besteht aus epischem Heavy Metal mit Doom-Einflüssen. Dazu passt auch die Bebilderung, bei der berittene Krieger durch die Wolken über einer Küstenszenerie reiten – das Heldenhafte hat einen tragischen Unterton.

 

MIZMOR – Cairn

Eines der hellsten und leuchtendsten Bilder, die aus Lewandowskis Pinsel auf ein Metal-Albumcover gefunden haben, ziert die dritte Platte „Cairn“ der us-amerikanischen Band MIZMOR, die man eigentlich in hebräischen Schriftzeichen schreibt und die hier bereits zum zweiten Mal auf Lewandowskis Kunst zurückgreift. Ihr nihilistischer Black-Drone-Doom-Krach steht in direktem Kontrast zum Licht des dazugehörigen Bildes und doch bilden die gesichtslosen, dunklen Gestalten, die massiven Größenunterschiede und die beißende Hoffnungslosigkeit doch gemeinsame Nenner. Gerade im direkten Gegenteil zur geradezu plakativen Epik des vorangegangenen Coverartworks darf hier eine subtile, durchdringende Traurigkeit stattfinden.

 

ABIGAIL WILLIAMS – Walk Beyond The Dark

Im November 2019 drang dann ein weiteres Bild von Lewandowski in die Metal-Welt vor. Das Atmospheric-Black-Metal-Album „Walk Beyond The Dark“ der US-Band ABIGAIL WILLIAMS bekommt trotz des „Black“ im Genre und des „Dark“ im Titel ein Farbspektrum von Gelb, Braun und vor allem Weiß. Das passt wiederum ausgezeichnet, da es ja auch um „Beyond The Dark“ geht. Schwarz bzw. dunkel ist lediglich der Mensch, der durch das Tor schreitet, das die Lewandowski-typische Form des Schnitters, des personifizierten Todes hat – ausnahmsweise nicht in düsteren Farb-, allerdings in sehr düsteren Musik-Tönen.

 

ASTRAL ALTAR – A∴A∴

Ebenfalls Atmospheric Black Metal machen ASTRAL ALTAR – auch aus den USA –, aber sie orientieren sich dabei viel eher am dröhnenden Krach-Ende des Genres. Ihre Debüt-EP „A∴A∴“ ziert ein apokalyptisches Lewandowski-Bild, das grandios zur Musik passt, aber auch für ein Brutal-Death-Metal-Album getaugt hätte. Schattenhafte Gestalten wandern durch eine tote Landschaft, die hervorragend die Waage hält zwischen Waldbrandszenerie und Friedhofsatmosphäre, in der die infernale Feuersbrunst einer Atombombe wütet, aus deren Pilzwolke eine leidend-wütende Figur hervorbrechen will. Was für ein Überschuss an Vernichtung!

 

ELDER DRUID – Golgotha

Das metallische Lewandowski-Jahr 2020 beginnt mit einem Bild, auf dem sich ein Berg aus Grabsteinen häuft. Erschöpft, betrübt, ausgelaugt sitzt der Tod dort, als wäre er seiner Arbeit müde geworden. Dieses Bild bietet sich dem Hörer der us-amerikanischen Band ELDER DRUID, der die Platte „Golgotha“ in den Händen hält. Diese zweite LP des Quintetts klingt härter, kantiger und wütender als das Bild vermuten lässt, findet aber im ausgelaugten Schmerz eine gemeinsame Basis.

 

TÓMARÚM – Wounds Ever Expanding

Die EP „Wounds Ever Expanding“ von TÓMARÚM trägt ein für den polnischen Künstler ungewöhnliches Bild. So sehr sich im chaotischen Progressive Black Metal der US-Amerikaner auch die musikalischen Ebenen häufen, so eindimensional will das Cover auf den ersten Blick erscheinen: Hände reißen ein schmutzig-blutiges Loch in eine Welt aus Grün, Braun und Gelb. Teilweise verdeckt vom Logo der Band sind dann aber doch Andeutungen zu finden, die mit der Ebenenarmut brechen: Bilden die Falten des gerissenen Lochs eine Gestalt? Und scheint durch das Loch die Sonne einer anderen Welt?

 

XENOBIOTIC – Mordrake

Sehr viel offensichtlicher – quasi direkt in die Fresse – ist das Ebenenspiel auf dem Coverartwork von „Mordrake“ gestaltet. Das passt, sind doch die Genres der australischen Band XENOBIOTIC Deathcore und Technical Death Metal. In der gemalten Welt der Mördermumie, die von einem dominanten Totenkopf angestarrt wird, trotzen grell blutende Felsen der Schwerkraft im Außen, während typisch lewandowskische Figuren durch Dornengestrüpp vor einer Pyramide wandern. Was für ein Spannungsfeuerwerk!

 

TRAUMA – Ominous Black

Im März 2020 kam die achte Platte der Death-Metaller TRAUMA heraus und bescherte Lewandowski somit das erste Heimspiel, wenn ich mich nicht irre. „Ominous Black“ heißt das Werk der Polen und zeigt ein weiteres typisches Element des ebenfalls polnischen Malers: einen Monolithen. Dieser türmt sich aus dunklen Gestalten auf und wandelt sich in seinem Verlauf zu einem Aufgebahrten, einem Wesen unter einem Leichentuch. Hervorhebenswert ist auch der Farbverlauf im Umfeld von Blaugrau zu Braungelb. Erneut ein stimmiges Werk, an dem man sich nicht schnell sattsieht.

 

AEON APHELION – Blind Descent

Zurück im vertrauten Genre des Doom, dafür unterwegs im unbekannten metallischen Griechenland findet Lewandowskis Kunst ihren Weg auf das Cover der EP „Blind Descent“ von AEON APHELION. Da die Band mittlerweile ihre Death-Metal-Aktien verkauft hat, passen die ungewöhnlich klaren und hellen Farben auf dem Coverartwork. Nichtsdestoweniger ist der himmlische Zug der Gestalten düster und das Land unter ihnen verbrannt. Aber eines der komplexesten oder spannendsten Werke des Künstlers sehen wir hier eher nicht.


LARES – Towards Nothingness

Beim letzten Werk in diesem Abschnitt der Lewandowski-Metal-Artwork-Ausstellung treffen wir auf die Berliner Band LARES, ihr Debütalbum „Towards Nothingness“ und das ungewöhnliche Genre Psychedelic Sludge Metal. Das Cover zeigt lewandowskische Kunst auf die Landschaft reduziert, ohne dabei die Komplexität zu verlieren. Geometrische Felsblöcke schwimmen in einem mondbeschienenen Meer und steigen in den endzeitlichen Himmel auf, in dem ein mächtiges Bauwerk schwebt, das aus zwei fensterarmen Türmen und einem rot glühenden Ballon besteht. Wenn man über den Rand der LP hinausblickt, erfährt man, dass die Felsen noch durch spinnenwebartige Seile mit winzigen Menschengestalten verbunden sind. Ein Teil der Tiefe und der kontrastierenden Größe verliert das Werk leider in seiner Reduzierung auf das Quadratische LP-Format.

 

Dies war der zweite von drei Abschnitten der Ausstellung um den gefragten polnischen Künstler: quasi Lewandowskis metallisches Mittelwerk vom Herbst 2019 bis zum Sommer 2020, wo wir dann nächste Woche wieder an- und in die Gegenwart bis Zukunft übersetzen.

Hier geht es zur Lewandowsi-Metal-Artwork-Ausstellung Teil I und auch Teil III, sobald dieser erschienen ist.

Besuche auch den Künstler selbst: lewandowski.art


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