Underground von Unten - österreichische Musik gehört gehört! Vol. 56

Veröffentlicht am 31.05.2021


 

HARROWIST (Hardcore, Steiermark)
 

Karakorum (Album, 23.04.2021)

  • 1. Schlachthauszukunft
  • 2. (I am the) Harrowist / Tree of Life
  • 3. I Dreamed of Eroding Mountain Ranges
  • 4. From Campamento Aucanquilcha to Mponeng
  • 5. When the World Burns I Will Be Throwing Barrels of Fuel
  • 6. Siachngletscher / Tal der Wildrosen
  • 7. The Puppeteers


Dass es in der Grünen Mark in dieser Ausgabe nicht nur polierte Hardrock-Klänge gibt, sondern es in den steirischen Tiefen auch ordentlich gewütet wird, beweisen hier und heute HARROWIST. Das wunderbar räudige Gerumpel von „Karakorum“, das da zwecks Rezension in den Stormbringer-Verliesen einkehrt, klingt wie ein Bastard aus groovendem Hardcore und frühem Aggro-Metalcore, dem man gerade hingebungsvoll gegen den Strich bürstet.

HARROWIST scheren sich auch wenig um die Weltverbesserungs-Grundhaltung, die dem Genre so gerne zugeschrieben wird, sondern wollen die Welt lieber brennen sehen und mit Wonne noch ein paar Fässer Benzin ins Feuer schmeißen. Das führt zu gar ein wenig schwarzmetallisch angehauchten Anflügen in „When the World Burns I Will Be Throwing Barrels of Fuel“ (Nomen est Omen!) und grindig-fatalistischen deutschsprachigen Lyrics wie im Opener „Schlachthauszukunft“ oder „Siachngletscher / Tal der Wildrosen“. Es rumpelt und scheppert an allen Ecken und Enden, von Metalcore-Einflüssen wie im vergleichsweise melodischen „(I am the) Harrowist / Tree of Life“ bis hin zu „From Campamento Aucanquilcha to Mponeng“, das ein paar richtig heftige Hardcore-Gnackwatschn austeilt. Was für ein herrlich brachial-räudiges Soundgewand fernab von irgendwelchen allzu eng gesteckten Genreschublädchen HARROWIST da abliefern, ist schon bemerkenswert.

Die Grazer versuchen, ganz gemäß der HC-Punk-Tradition, gar nicht erst, irgendwie schön oder besonders hochprofessionell zu klingen, sondern erheben das simple Riff-Gehämmer und das hingebungsvolle Geschrei (Sauerstoffzelte sind in Zeiten der Pandemie wohl rar) zur ureigenen Kunstform und schaffen es damit, eine aufwühlende, teils geradezu verstörende Atmosphäre zu kreieren. Man weiß dabei nie, ob „Karakorum“ jetzt gut oder schlecht ist, aus Versehen so klingt oder exakt so klingen soll – aber das Album zeigt Wirkung. Es ist trotz seiner recht kurzen Spielzeit von nur ca 25 Minuten ein ziemlich harter Brocken, der dem Hörer einiges abverlangt – ob man es nun hasst oder liebt, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Der Rezensent ist jedenfalls verwirrt (und auch ein kleines bisschen verliebt, zugegeben...) und vermutet, dass HARROWIST genau das auslösen wollten.
 

3 / 5

Die volle Breitseite gibt’s bei Facebook und Bandcamp, oder gleich vor Ort im musikalischen Schlachthaus ihres Vertrauens:

 

 


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: TRIPTONUS (Progressive Rock, Wien)
Seite 3: EISENHAND (Heavy Metal, Oberösterreich)
Seite 4: LIFEDRAINER (Deathcore, Oberösterreich)
Seite 5: OLD BZNZ (Classic/Hard Rock, Steiermark)
Seite 6: HARROWIST (Hardcore, Steiermark)


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